Michael Walther, Sprecher des Arbeitskreises Wüste, erläutert die Karriere von NS-Funktionär Rudolf Rohrbach. Foto: Frey

Von diesem Freitag an ist in der Balinger Zehntscheuer die neue Sonderausstellung "Heimatlos" zu sehen. Sie thematisiert die Ausgrenzung, Ausraubung und Vernichtung der Juden in der Zeit der Nationalsozialismus am Beispiel verschiedener Balinger und Haigerlocher Juden.

Balingen - Die Ausgrenzung der Juden, ihre Ausraubung und schließlich ihre vollständige Vernichtung und Ermordung war wesentlicher Bestandteil der nationalsozialistischen Politik. In der neuen Ausstellung "Heimatlos" wird in der Zehntscheuer die beginnende Ausgrenzung und Ächtung der Juden in der Region dargestellt.

Zum einen wird das Schicksal des Balinger Arztes Alexander Bloch ausführlich dargestellt. Neben Infotafeln zu seinem Leben, die den Verlauf der Schikanierungen durch die Nationalsozialisten darstellen, werden auch Briefe, die er an seine Haushälterin geschrieben hat und in diesen sein Leid schildert, ausgestellt. Mittels QR-Code können sich die Besucher die Briefe auch von ihrem Smartphone vorlesen lassen. Darüber hinaus werden in der Ausstellung die Schicksale der Balinger Familie Schatzki und der in Haigerloch lebenden Bella Levi ausführlich beleuchtet.

In der Zehntscheuer werden außerdem drei Bilder der jungen Balinger Künstlerin Yael Amling gezeigt. Sie zeigen jeweils die oben genannten Personen, an deren Beispiel die Ausbeutung der Balinger Juden in der Ausstellung dokumentiert ist. Eine Schiefertafel lädt die Besucher dazu ein, ihre Stimmungen und Gefühle aufzuschreiben. Vollständig gefüllte Tafeln werden digitalisiert und können auf einem Computer in der Ausstellung betrachtet werden.

Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist ein großer Balinger Stadtplan aus dem Jahr 1936. Dieser zeigt die Wohnorte der verschiedenen Juden. Von den markierten Häusern auf der Karte führen Fäden zu Schuhen am Boden.

"Seit etwa zehn Jahre beschäftigen wir uns auch mit der Täterforschung", sagt Michael Walther, Sprecher des Arbeitskreises Wüste. Aus diesem Grund werden in der Ausstellung auch nationalsozialistische Profiteure wie beispielsweise der Spitzenfunktionär Rudolf Rohrbach vorgestellt.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit des Stadtarchivs Balingen und des AK Wüste mit der Heimatkundlichen Vereinigung Zollernalb und mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung, des Landesarchivs BW und des Gedenkstättenverbunds Gäu Neckar Alb.

n  Die Eröffnung der Sonderausstellung "Heimatlos" findet an diesem Donnerstag, 29. Juli, um 19 Uhr statt. Neben einigen Eröffnungsworten von Oberbürgermeister Helmut Reitemann wird es auch einen etwa 30-minütigen Vortrag von Michael Walther, Sprecher des Arbeitskreises Wüste, geben. Anmeldungen zum Eröffnungsvortrag können erfolgen per E-Mail (zehntscheuer @balingen.de) oder per Telefon unter 07433/16 81 0.