Restauratorin Sabine Grimmig (links) und Stadtarchivarin Yvonne Arras schauen sich das wieder hergerichtete Ölgemälde "Bildnis Pauline Junginger" an. Es ist eines von 34 Werken von Friedrich Eckenfelder, das in diesem Jahr restauriert worden ist. Foto: Maier

Aufwändiges Projekt, ausgelegt auf vier Jahre. Erste Werke erstrahlen bereits in neuem Glanz.

Es ist ein aufwändiges Projekt, ausgelegt auf vier Jahre: Die im städtischen Eigentum befindlichen Ölgemälde des Balinger Heimatmalers Friedrich Eckenfelder sollen restauriert werden. Den ersten Werken hat Sabine Grimmig in diesem Jahr neuen-alten Glanz gegeben. Stadtarchivarin Yvonne Arras hofft darauf, für das Projekt auch weiterhin Fördergelder zu erhalten.

Balingen - Rund 140 Ölgemälde des impressionistischen Freilichtmalers befinden sich im Depot des Balinger Heimatmuseums. Eckenfelder ist in der Zehntscheuer in der ersten Oberebene eine eigene Galerie gewidmet, rund 20 Werke sind dort üblicherweise zu sehen. Derzeit nicht, weil das Haus der Balinger Geschichte wie alle anderen Museen wegen Corona geschlossen ist. Vom nächsten Frühjahr an aber kann es voraussichtlich wieder öffnen – und Stadtarchivarin Yvonne Arras plant im Zuge der konzeptionellen Neuausrichtung der Zehntscheuer, den Werken Eckenfelders dann deutlich mehr Raum zu geben, den Künstler umfangreicher zu präsentieren als bisher.

Zeichnungen lösen Staunen aus

Material dafür gibt es genug: Neben den 140 Ölgemälden im städtischen Besitz und den etwa 20 Gemälde-Leihgaben schlummern im Depot mehrere Hundert Eckenfeldersche Grafiken und Zeichnungen. Einige davon – etwa Akte – hatte Arras schon einmal ausgestellt und damit bisweilen Staunen ausgelöst: Einige Betrachter konnten schlicht nicht glauben, dass der auch als "Pferdemaler" bekannte Künstler auch solche Werke gefertigt hatte. Dazu kommen viele Skizzenbücher, die den Schaffensprozess von Eckenfelder deutlich machen – die aber größtenteils bislang noch gar nicht systematisch erfasst sind. Arbeitswerkzeuge wie Pinsel befinden sich ebenfalls im Depot und warten darauf, öffentlich ausgestellt zu werden.

Die ersten 34 Ölgemälde der Eckenfelder-Sammlung sind derweil wieder ausstellungstauglich: Die Schramberger Diplom-Restauratorin Sabine Grimmig hat sie seit März wieder auf Vordermann gebracht. Die Werke seien allgemein in einem guten Zustand gewesen, sagt Grimmig im Gespräch mit unserer Zeitung. Die meisten habe sie nur reinigen müssen, größere Reparaturen etwa an den Leinwänden oder an den Farben seien zumeist nicht notwendig gewesen.

Vermeintliches Ölgemälde entpuppt sich als Druck

Ein "Problemgemälde" aber gab es auch: Mehrere Farbschichten befinden sich darauf; nachdem die Leinwand von der Holzplatte gelöst wurde, habe das Material angefangen, zu arbeiten – unter anderem mit der Folge, dass sich Risse bildeten und Farbe abplatzte. An einem anderen Ölgemälde – dem "Bildnis Pauline Junginger" – stellte Grimmig deutliche und unschöne Spuren vorangegangener Restaurationen fest.

Und auch eine Überraschung gab’s: Ein vermeintliches Ölgemälde – "Pferdeschlitten im Schnee vor Walke" – entpuppte sich bei genauem Hinsehen als Druck, der mittels per Pinsel aufgetragenen Acrylgels "aufgepimpt" worden war. Die Stadt hatte dieses als Ölgemälde ausgewiesene Werk nach Angaben von Arras 2011 geschenkt bekommen. Grimmig hat es nun im Zuge der Restaurierungsarbeiten als "Fake" enttarnt.

Grimmigs Arbeit ist derweil – vorbehaltlich der Zusage von Fördergeldern – noch nicht vorbei. 34 Gemälde hat sie seit März restauriert, die letzten davon brachte sie Ende vergangener Woche zurück ins Balinger Heimatmuseum. In den nächsten drei Jahren soll ihre Arbeit weitergehen: Für 2021 hat Yvonne Arras bereits den Förderantrag bei der Landesstelle für Museumsbetreung gestellt; für jedes Jahr, für jede Tranche des Gesamtvorhabens ist ein eigener Antrag notwendig. Im Frühjahr fällt die Entscheidung, ob weiteres Geld für die Restaurierung fließt – und damit auch die anderen 100 Ölgemälde von Eckenfelder auch wieder einen neuen Glanz erhalten.

Biografie Friedrich Eckenfelder:

Friedrich Eckenfelder wurde 1861 in Bern geboren, sein Vater Johann Friedrich war Schuhmacher, seine Mutter Rosina Vivian Haushaltsgehilfin. 1865 zog die Familie nach Balingen.

Bereits in der Schule wurde das zeichnerische Talent des jungen Eckenfelder deutlich. Nach einer Kunstmalerlehre begann Friedrich Eckenfelder 1878 das Studium an der Königlich Bayerischen Akademie der bildenden Künste in München, dort gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Münchener Secession. Rund 40 Jahre lang lebte und arbeitete Eckenfelder in der Bayernmetropole und schuf Bilder von künstlerisch hoher Qualität.

Seine Heimatstadt Balingen ließ ihn jedoch zeit seines Lebens nicht aus ihrem Bann. Pflügender Bauer, Schweinemarkt, Dorfschmiede – um nur einige der vielen ländlichen Motive zu nennen – verewigte der "Pferdemaler" während seiner Balinger Sommeraufenthalte (ab 1893) in Öl. 1922 gab er sein Münchener Atelier auf und zog nach Balingen. Hier wurde er mit seinen Stadtansichten, den "Pflügenden Pferden" und dem immer wieder dargestellten Panorama der Schwäbsichen Alb und der Balinger Berge zum Inbegriff des Heimatmalers.

1928 wurde er zum Ehrenbürger ernannt, noch vor seinem Tod im Jahr 1938 wurde 1931 auch eine Straße nach ihm benannt.