Leerer Platz: Hier in der Stall-Ecke ließ sich Hängebauchschwein Wuse gerne nieder. Heinz Schühle hat die Sau am Samstag weggegeben, er vermisst sie sehr. Foto: Maier

Hängebauchschwein hat das Hofgut Wannental verlassen. "Beanstandungen völlig unverständlich".

Balingen-Zillhausen - Heinz Schühle steht gestern im Stall und mistet mit einem Rechen aus. Der 69-Jährige beseitigt damit die letzten Spuren von Wuse, dem Hängebauchschwein. Am Samstag hat die Sau das Hofgut Wannental nahe Zillhausen verlassen – verlassen müssen, meint Schühle. Er ist verbittert und traurig.

Mit der Weggabe von Wuse an einen Hof in der nahen Umgebung hat Schühle die ersten Konsequenzen gezogen aus seinem monatelangen Hin und Her mit dem Veterinäramt des Landratsamtes. Aufgrund einer anonymen Anzeige hatte das Amt einen Mängelbericht erstellt: Nach der Schweinehaltungshygieneverordnung müsse die Sau hinter einem doppelten Zaun gehalten werden, zudem sehe das Tierschutzgesetz vor, dass ein Schwein nicht alleine leben soll (wir berichteten).

Wuse sei es prima gegangen, sie habe sich inmitten der vielen anderen Tiere auf dem Hof wohl gefühlt, sagt Schühle dazu. Kontakt zu Wildsauen, was ein mögliches Schweinepest-Risiko dargestellt hätte, habe sie auch nicht gesucht – sie sei so schwerfällig gewesen, dass sie nur auf dem Hof unterwegs gewesen sei. Er hat Wuse weggegeben, weil er sich die Anforderungen des Veterinäramts nicht aufdrücken lassen wollte. "Leute, die solche Gesetze formulieren und ausführen, haben doch von Tieren geschweige denn von Tierliebe keine Ahnung", sagte Schühle gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Für Schühle ist es im Rückblick "völlig unverständlich", warum es überhaupt zu den Beanstandungen gekommen ist. Vor wenigen Jahrzehnten sei es das Normalste in der Welt gewesen, dass ein Haushalt nur ein Schwein gehabt habe – zwei Exemplare seien schlicht zu teuer gewesen, sagt Schühle, der früher in der Region zahlreiche Hausschlachtungen ausgeführt hat: "Was früher gut war und gut funktioniert hat, das soll heute plötzlich nicht mehr recht sein." Die Welt entwickle sich weiter? Schühles Meinung dazu ist klar: "In vielen Bereichen entwickelt sie sich zum Schlechten hin." Für sein Hofgut und die vielen Tiere habe er Zuspruch aus ganz Deutschland erfahren. Durch die Behörden sieht er das Idyll nun zerstört.

Wie traurig Schühle über die Weggabe von Wuse ist, zeigt sich im Stall. Er weist auf den Platz, wo die Sau einst immer lag, und dabei steigen ihm Tränen in die Augen. "Tiere sind mein Leben", sagt Schühle, aber so wie bisher werde es nie mehr sein im Wannental. Die Esel und das Lama wolle er auch weggeben, nur die Hunde, Hasen und Hühner werden bleiben. Den Premiumwanderweg Felsenmeersteig, der über sein Hofgut führt, macht er auch zu; die Stadt Albstadt hat er darüber schon informiert. Im Frühjahr werde er Schranken am Weg anbringen.

Derweil muss Schühle nicht ganz auf Wuse verzichten: Am Samstag hat er sie weggegeben, schon am Sonntag hat er sie zum ersten Mal in ihrem neuen Zuhause besucht. Es gehe ihr gut, das sei das Wichtigste, sagt Schühle. Als er das sagt, steigen ihm wieder Tränen in die Augen.