Funken schlagen von der Plasmakugel an die Hand von Tobias Deterding. Fotos: Reich Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: "Achtung, Hochspannung" im Balinger Waagenmuseum ist weit mehr als nur trockenes Museum

Unter Strom steht das Balinger Waagenmuseum vom kommenden Sonntag an. Denn dann dreht sich in der ersten Sonderausstellung alles um das Thema "Hochspannung" – und es gibt jede Menge Experimente zum Anfassen und Mitmachen.

Balingen. Elektrizität beschäftigt und fasziniert die Menschheit schon seit Jahrtausenden. Für die Urmenschen waren Blitze Fluch und Segen zugleich, denn sie zerstörten und brachten doch gleichzeitig Feuer das wärmte und die Dunkelheit erhellte. Die Alten Griechen rieben Felle an Bernstein und entdeckten so das Phänomen der elektrostatischen Aufladung.

Zwischen 1800 und 1880 gelang dann der Durchbruch einer revolutionären Technologie, die die Tür in ein neues Zeitalter aufstieß: das Zeitalter der Elektrotechnik. Medizin, Technik, Kommunikation – nichts ist heutzutage mehr ohne Strom denkbar.

Die Sonderausstellung "Achtung, Hochspannung" im Balinger Waagenmuseum will von Sonntag an den Besuchern die Geschichte und die Vielfalt der Elektrizität näherbringen. Sechs – selbstverständlich von innen beleuchtete – Bildtafeln zeigen die verschiedenen Epochen der Elektrifizierung.

So erfahren die Besucher im Themenbereich "Elektrizität als Spektakel" dass es früher ein großes Jahrmarktvergnügen war, wenn Männer Frauen küssten, die auf einem isolierenden Sockel standen und elektrisch aufgeladen waren. Näherten sich die Lippen des Galan der Dame, sprang der Funke über: daher die noch heute gebräuchliche Redewendung, wenn sich Zwei verlieben.

Makaberer waren die Versuche, die der englische Professor Andrew Ure zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf die Spitze trieb. Er versetzte den Leichnamen frisch Hingerichteter Stromstöße, woraufhin diese zuckten, hüpften und Grimassen schnitten. Im Glauben, der Mediziner könnte Tote wieder zum Leben erwecken, liefen die Studenten reihenweise schreiend aus dem Hörsaal – die Idee zu Mary Shelleys Roman "Frankenstein" war geboren.

Doch die Ausstellung im Waagenmuseum ist mehr als nur museale Anschauung. Die Besucher sind vielmehr eingeladen, an zahlreichen Stationen selbst zu experimentieren. So lässt eine Plasmakugel ihren Lichtstrahl zu der Hand wandern, die sie berührt, per Moresapparat kann von einem Raum zum nächsten kommuniziert werden.

Auf einem Fahrrad kann man per Muskelkraft Licht und Töne erzeugen und auf einem alten Amiga-Computer Jump-and-run-Spiele ausprobieren. An einer Quizwand können die Besucher - elektronisch – ihr Wissen zur Geschichte des Stroms testen.

Überhaupt ist die Sonderausstellung als Mitmachschau gedacht, speziell für Eltern mit ihren Kindern. "Eine Mischung aus Sciencecentre und traditionellem Museum", beschreibt es Tobias Deterding, Museumswissenschaftler und Kurator der aus dem niedersächsischen Rinteln kommenden Wanderausstellung.

Begleitet wird "Achtung, Hochspannung" von einer Reihe von Vorträgen und Workshops. So hält Peter Schwarz, Professor an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, am Donnerstag, 12. März, 18 Uhr, einen Vortrag zum Thema "Licht ist cool – Aktuelle Aspekte zu Kunstlicht". Jochen Schäfenacker von der Energieagentur Zollernalb wird am Donnerstag, 2. April, 18 Uhr, zum Thema "Mit erneuerbaren Energien unter Strom" sprechen.

Um das Thema "E-Mobilität – wie uns der Strom bewegt und verändert" geht es mit Professor Silvije Jovalekic von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen am Donnerstag, 23. April, 18 Uhr. Und Hans Jetter vom Waagenmuseum wird am Donnerstag, 14. Mai, 18 Uhr, über das Thema "Das Ur-Kilogramm hat ausgedient, alle Macht den Konstanten" sprechen.

In den Osterferien finden Workshops für Schüler ab Klasse 4 statt: Am Dienstag, 7. April, geht es um Windkraft, am Mittwoch, 9. April, um Fotovoltaik, am Dienstag, 14. April, um Wasserstoff und am Donnerstag, 16. April, um LED (jeweils 14 bis 15.30 Uhr).

Allgemeine Führungen durch die Sonderausstellungen sind an den Sonntagen 8. und 22. März, 5. und 19. April sowie 3., 17. und 31. Mai möglich (zwei Euro pro Person). Auch Schulklassen-Führungen können gebucht werden. Neben dem Rundgang durch die Ausstellung stehen bei den Führungen auch Experimente auf dem Programm.

Die Ausstellung "Achtung, Hochspannung" ist im Balinger Waagenmuseum im Zollernschloss (Schlossstraße 5) bis 7. Juni dienstags bis sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Infos und Anmeldungen für Führungen unter der Nummer 07433/997890 sowie per E-Mail an stadtarchiv@stadtbalingen.de.