konzentriert und aufmerksam folgt der Knabenchor seinem Leiter Clemens Haudum. Fotos: Meinert Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Alpenländische Klänge in der Balinger Stadthalle / Mächtiger Baum als Bühnenkulisse

Der Konzerttitel "Die Alpenländische Weihnacht" mag ein schlichtes, authentisch ländliches Weihnachtskonzert vermuten lassen. Doch spätestens bei den Eintrittspreisen zwischen 35,50 und 44 Euro wird deutlich, dass es sich bei dem vor 23 Jahren uraufgeführten Konzertkonzept um eine kommerzielle Produktion handelt.

Balingen. Mit dem Tölzer Knabenchor, der sein 60-jähriges Bestehen feiert, dem aus der Fernsehserie "Forsthaus Falkenau" bekannten Sprecher Christian Wolff, dem Blechbläsersextett "Ensemble Classique" und der Harfenistin Barbara Gasteiger war das Konzert hochkarätig besetzt. Die professionelle Inszenierung verbindet Texte von Silja Walter, Jörg Zink und Karl Heinrich Waggerl mit bekannten Weihnachtsliedern und Volksweisen aus Österreich und Oberbayern.

Das Konzert stand unter der musikalischen Leitung von Clemens Haudum, einem der beiden künstlerischen Leiter des Tölzer Knabenchores, der in der Balinger Stadthalle mit 28 Sängern angetreten war. Der Dirigent leitete das Konzert souverän mit eleganten und sparsamen Bewegungen.

Ein mächtiger Weihnachtsbaum bildete die Bühnenkulisse für das fast eineinhalbstündige Konzert, das von Röhrenglocken und Pauken mit dem Vorspiel zum bekannten "Adeste fidelis – Herbei, oh ihr Gläub’gen" eröffnet wurde. Nach dem textlichen Beginn in Anlehnung an die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium und "Tochter Zion" mit Bläsern und Chor folgte der Programmteil "Verkündigung" mit zwei österreichischen Volksweisen.

Ein Zwischenspiel der Harfe leitete zum nächsten Teil über: Die "Herbergssuche" wurde mit fünf Titeln interpretiert. Christian Wolff verband die Titel durch Texte, die in lebendigen Bildern den Weg von Josef und Maria von Nazareth nach Bethlehem, die Volkszählung und die Suche nach Unterkunft beschrieben.

Aus Sicht der Hirten kommentierte der Knabenchor das Geschehen mit Volksweisen wie "Gott’s Wunder", "Es kimmt an Engel vom Himmel herab" und "Heißa Buama", wobei sich besinnliche Tempi mit tänzerischen abwechselten. Im folgenden Hauptteil des Konzertes, "An der Krippe", wurde zunächst mit Volksweisen wie "Es werd scho glei dumpa", dem strahlenden "Gloria" des "Mürztaler Engelrufes" und ruhigeren Titeln wie "Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will" und "Schlaf Jesulein zart" die andächtige Atmosphäre in Gegenwart des neugeborenen Jesuskindes beschrieben. Dann brachte ein Bläsersatz zu "In dulci Jubilo" und dem "Andachtsjodler" die Freude über die Geburt des Heilands zum Ausdruck.

Barbara Gasteiger begeisterte an der Tiroler Harfe durch virtuose Klangfolgen und eine große dynamische Bandbreite zwischen feinfühliger Chorbegleitung und resolutem Zusammenspiel mit den Blechbläsern, deren füllige Töne teilweise die Textverständlichkeit des Chors überdeckten.

Nach der Weihnachtsgeschichte wechselte der Handlungsort von Bethlehem ins Salzburger Land und von Weihnachtserinnerungen des Dichters Karl Heinrich Waggerl in eine gegenwartliche Deutung des Weihnachtsgeschehens. Christian Wolff bezeichnete die Weihnachtszeit als eine Zeit der Hoffnung auf Sanftmut und Gütigkeit.

Nach dem Chorsatz "Heilige Nacht, Hirten erwacht" folgte der erste Applaus des Publikums. Eine Wiederholung der "Intro" mit "Adeste Fidelis" wurde zum Finale des Konzertes, nach dessen Abschluss und der Werbung für die angebotenen CDs sich alle Beteiligten mit den Zugaben "O du fröhliche" und "Stille Nacht, Heilige Nacht" zum Gesamtensemble vereinten.