"Die Regierung Bush hat die Gunst der Stunde genutzt", behauptet Andreas von Bülow. Der ehemalige Bundesminister und Geheimdienst-Fachmann glaubt nicht an die offizielle Version, die nach dem verheerenden Anschlag vom 11. September verbreitet worden war. Foto: Archiv

Andreas von Bülow stellt zehn Jahre nach Anschlag vom 11. September offizielle Version Frage.

Balingen - Bei den Terror-Anschlägen vom 11. September 2011 hatte die CIA die Hand im Spiel. Das behauptet der ehemalige SPD-Kreisvorsitzende und spätere Bundesminister Andreas von Bülow. Zehn Jahre danach hat er seine Dokumentation zu dem Anschlag neu aufgelegt.

Von Anfang an hat von Bülow an der offiziellen Version des Attentat gezweifelt. Die "unglaubliche Präzision der von Flugschülern geflogenen Maschinen" und das Verschwinden von Beweismitteln veranlassten ihn, nachzuforschen. Er kam zu dem Schluss: "Der Anschlag kam der Regierung Bush in Wahrheit sehr gelegen."

"Alle Spuren führen zur CIA"

Dabei zieht er auch die Möglichkeit in Betracht, dass die Flugzeuge ferngesteuert gewesen sein könnten. Bereits seit den 1970er-Jahren sei die "Übernahme des Flugmanagements von außen" möglich. Seinen Informationen zufolge seien zurzeit 600 Passagierflugzeuge mit einem System ausgestattet, das es möglich mache, dem Piloten die Kontrolle zu entziehen.

Ohne Mitwirkung der Geheimdienste wären, so der Buchautor, die ausgeklügelten und von langer Hand geplanten Anschläge nicht möglich gewesen. Und: "Alle Spuren führen zur CIA." Seltsam findet es von Bülow, dass Tage vor dem Anschlag Spekulationsgeschäfte getätigt worden seien von Leuten, "die fest mit dem Anschlag gerechnet haben". Seltsam findet er auch, dass Bankhäuser wie Morgan Stanley und Oppenheim Stocks, die im World Trade Center über viele Stockwerke verteilt waren, keinen einzigen Mitarbeiter verloren haben.

Stunden nach den Anschlägen sei "wie das Kaninchen aus dem Zylinder" Osama Bin Laden hervorgezaubert worden, und es lagen Steckbriefe und Fotos aller Attentäter vor, man wusste Bescheid über alle Drahtzieher und Hintermänner: "Blitzschnell ist Präsident Bushs Strategie gegen die Mächte des Bösen fertig."

Für Andreas von Bülow stellt sich die Frage "Cui bono?" – Wem nützt es? Die strategischen Einsatzpläne gegen Länder wie den Irak oder Afghanistan seien schon lange vor dem 11. September ausgearbeitet worden. Von Bülow geht zurück auf eine Aussage, die der britische Außenminister und Vizekönig von Indien, Lord Curzon, bereits 1903 gemacht hatte: Die Staaten südlich von Russland seien "Steine auf einem Schachbrett", mit denen um die Weltherrschaft gespielt werde. "Es geht um Öl", schlussfolgert von Bülow und verweist darauf, dass von Anfang an Personengruppen involviert gewesen seien, "die von der CIA direkt oder verdeckt angeworben waren".

Das erste Gebot einer verdeckten Operation sei die "perfekt gelegte Fehlspur", argumentiert der ausgewiesene Geheimdienst-Kenner. Anhand von Veröffentlichungen und Aussagen aus Militärkreisen schlussfolgert von Bülow: "Die Liste der CIA-inspirierten Morde ist lang. Die Zahl der Opfer unter der Bevölkerung geht in die Millionen", schreibt von Bülow über die "drogenfinanzierten Söldnerheere der CIA".

Bereits nach der ersten Veröffentlichung war Andreas von Bülow von seinen Gegnern als Verschwörungstheoretiker bezeichnet worden. Seine Unterstützer argumentierten hingegen, dass man ihn als Spinner diskreditieren wolle, um sich nicht mit seinen Argumenten auseinandersetzen zu müssen. Der Autor kontert, dass es gang und gäbe sei, eine "öffentlich geäußerte Kritik mit dem Knüppel der Verschwörungstheorie zu verscheuchen".

Das Buch: Andreas von Bülow, "Die CIA und der 11. September – internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste", Piper Verlag, 2011, 331 Seiten, 9,95 Euro.

Andreas von Bülow, 1937 in Dresden geboren, entstammt einem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht. Er ist verheiratet, hat vier Kinder und einen jüngeren Bruder. Seit 1960 ist der promovierte Jurist Mitglied der SPD. Von 1968 bis 1975 war er Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Balingen, von 1969 bis 1994 Mitglied des Deutschen Bundestags.

Zeitweise war er Mitglied der parlamentarischen Kontrollkommission der Nachrichtendienste, und von 1976 bis 1980 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung. Nach der Bundestagswahl 1980 wurde er dann am 6. November 1980 als Bundesminister für Forschung und Technologie in die von Bundeskanzler Helmut Schmidt geführte Bundesregierung berufen. Am 1. Oktober 1982 schied er nach der Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler aus der Bundesregierung aus. Seither arbeitet von Bülow als Publizist mit dem Schwerpunkt Geheimdienste. 1992/1993 war er als SPD-Obmann im Schalck-Golodkowski-Untersuchungsausschuss. Nach eigener Aussage machte ihn dabei stutzig, dass zwar illegale Aktivitäten östlicher Nachrichtendienste diskutiert wurden, aber beim Verdacht illegaler Aktionen westlicher Dienste eine Mauer des Schweigens bestanden habe. Dies regte ihn zu Recherchen zu verdeckten Operationen westlicher Dienste an, die er in seinem ersten Buch "Im Namen des Staates" veröffentlichte.