Samer Boshnak konzentriert sich auf seine Tätigkeit. Der Syrer hat nach seiner Flucht in Balingen eine Wohnung und in Rangendingen Arbeit gefunden. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Samer Boshnak ist aus Syrien und fühlt sich in Balingen und an seinem Arbeitsplatz wohl

Er lacht, er strahlt und wirkt zufrieden: Samer Boshnak lebt mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern in Balingen und hat jetzt bei der Firma Tubex in Rangendingen Arbeit gefunden. Das alles schien Monate zuvor undenkbar.

Balingen. Boshnak hätte Grund, mit dem Schicksal zu hadern: In seiner Heimat Syrien war der Krieg ausgebrochen, seine Familie nicht mehr sicher. 2013 floh sie nach Ägypten und von dort weiter nach Libyen.

Ein sicheres Weiterleben war aber auch dort nicht möglich. Über gefährliche Umwege führte die Flucht schließlich vor zwei Jahren nach Deutschland. Unvorstellbar und für den 43-Jährigen wohl auch unvergesslich sind die Ängste und Bedrohungen, die zu dem Entschluss geführt hatten, ins Ungewisse zu fliehen.

Nach Deutschland kam die Familie eher zufällig. Inzwischen empfindet Boshnak das als großes Glück. Spricht er von Deutschen, so spürt man tief empfundene Dankbarkeit. Die Menschen begegnen ihm freundlich und sehr hilfsbereit. Hass und Fremdenfeindlichkeit kennt er nur aus den Nachrichten.

Besonders dankbar ist der Syrer seiner ehrenamtlichen Sozialbetreuerin, die ihm viele Wege geebnet hat und ihn bei Behördengängen unterstützt. Mit ihrer Hilfe ging dann plötzlich auch beruflich alles sehr schnell. Die Firma Tubex hatte Marc-Sven Ude vom gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Balingen und des Jobcenters Zollernalbkreis signalisiert, dass sie gern einem Flüchtling eine Chance geben wolle. Zusammen mit Heiko Kitzinger vom Jobcenter fand Ude den passenden Bewerber.

Boshnak sprach schon recht gut Deutsch, hatte in seiner Heimat ähnliche Arbeiten verrichtet und konnte bei der Probearbeit sehr schnell auch Personalsachbearbeiter Markus Strobel überzeugen. "Das läuft super", so Strobel. "Herr Boshnak ist ein engagierter und motivierter Mitarbeiter. Wir würden gern weiteren Geflohenen die Chance geben, wenn die Rahmenbedingungen passen."

Das sind keine Lippenbekenntnisse der Firma. Es gab von Anfang an keine Berührungsängste oder Schwierigkeiten, zumal andere kulturelle Gepflogenheiten in der Firma gar nichts Besonderes sind. So können dort beispielsweise Beschäftigte ihre Gebete sprechen.

Seit dem ersten Tag kann der neue Mitarbeiter mit einem Kollegen zur Arbeit fahren und fühlt sich im Betrieb rundum wohl und akzeptiert. "In Syrien waren es Tüten, hier sind es Dosen" fasst er scherzhaft seine Vorkenntnisse aus der Heimat zusammen, die ihm jetzt nützlich sind. Er will bald den Führerschein machen und weiter Deutsch lernen. "Meine Kinder lernen schneller als ich", erzählt er stolz von seiner Tochter, die jetzt eingeschult wurde, und dem Sohn im Kindergartenalter.

"Es haben einfach viele Faktoren zusammengepasst" freut sich Markus Singler, Integrationslotse im Auftrag der Südwestmetall. Er berät Firmen zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen und hofft, dass das Beispiel Schule macht: "Aus der Einstellungsbereitschaft von Unternehmen, der weitsichtigen Auswahl von Bewerbern durch die Arbeitsagentur und dem Mut geflohener Menschen können solche Geschichten entstehen."

Die Tubex GmbH zählt seit mehr als 60 Jahren zu den führenden Unternehmen der Verpackungsindustrie und ist der Verpackungsspezialist für Aluminium-Aerosoldosen, Aluminiumtuben und Kunststofftuben. Am Standort Rangendingen werden Aluminium-Aerosoldosen und Kunststofftuben für internationale Unternehmen der Kosmetik-, Technik- und Lebensmittelbranche gefertigt.