Um vorsätzliche Körperverletzung ohne jeden Grund ist es in der Verhandlung am Balinger Amtsgericht gegangen. Foto: Ungureanu

Bub kriegt Kopfnuss, Papa haut zurück: Urteil lautet gemeinnützige Arbeit und Geldauflage.

Balingen - Eine Platzwunde nach einem Faustschlag, eine blutige Nase nach einem Kopfstoß – nicht ungewöhnlich unter Jugendlichen. Eher ungewöhnlich ist hingegen ein Vater, der in die Querelen eingreift und selbst zuschlägt. Der Fall ist vor dem Balinger Amtsgericht gelandet.

Auf der Anklagebank: ein 17-jähriger Schüler und der Vater seines Kontrahenten, ein 59-jähriger Kraftfahrer. Ja, er habe sich an jenem Abend auf dem Hof der Realschule mit Freunden getroffen, man habe zusammen was trinken wollen, räumte der junge Angeklagte ein. Als das spätere Opfer – ein 16-Jähriger – dazugekommen sei, habe er ihn zunächst für jemand anderen gehalten. "Ich hatte die Woche davor Stress, ich dachte, es wäre die Person", sagte er. Es sei dunkel gewesen, und er könne im Dunkeln ohne Brille nur wenig erkennen. Ja, er habe zugeschlagen. Quasi prophylaktisch, danach habe er sich gleich entschuldigt. Das Resultat: eine Platzwunde und drei Wochen lang Schmerzen beim Essen.

Warum sich der 16-Jährige knapp eine Woche später wieder mit dem 17-Jährigen traf – dieses Mal auf der Skateboard-Anlage beim Austadion –, konnten weder Richterin noch Staatsanwältin verstehen. Schließlich hatte es in der Woche nach dem Faustschlag noch jede Menge Beleidigungen und Morddrohungen per Handy gegeben. Man habe sich aussprechen wollen, erklärte der 16-Jährige im Zeugenstand. "Klärungen" von vorangegangenen Streitigkeiten würden, so ihre Erfahrung, häufig eskalieren, konterte die Richterin. Der 16-Jährige habe gedroht, seine "Freunde aus Hechingen" mitzubringen. "Ich dachte, wenn die kommen, sieht man mich im Krankenhaus", schildert der Angeklagte die Situation. Er habe befürchtet, dass der andere zuschlagen könnte – und ihm die Kopfnuss verpasst.

Der 16-Jährige sei daraufhin zum Auto gegangen, habe per Handy die Polizei gerufen. In dieser Zeit sei der Vater des 16-Jährigen auf ihn zugekommen, habe ihn angeschrien und ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Das Resultat: eine Platzwunde an der Lippe, von der es auch Fotos gab.

Er habe seinen Sohn zur Skate-Anlage gefahren, weil der Angst gehabt habe, erklärt der 59-Jährige. Als sein Sohn gekommen sei und ihn gefragt habe: "Papa, hast du ein Tempo? Ich blute aus der Nase", habe er zugeschlagen. "Ich war halt geladen", sagte der Mann: "Sie hatten eine Wette gemacht, dass sie ihm aus Spaß eins reinhauen."

Ob die Nase des Jungen tatsächlich gebrochen war, ließ sich nicht mehr eindeutig feststellen. Die Mutter sei "medizinische Fachangestellte", erklärte der 16-Jährige. Die habe das gesagt. Nein, beim Arzt sei man nicht gewesen. Aber die Nase sei "heute noch krumm". Fazit der Richterin: "Wär’ man auseinander geblieben, wär’ nichts passiert."

Von vorsätzlicher Körperverletzung "einfach so" sprach die Staatsanwältin. Mit der Auflage, 40 Stunden gemeinnützige Arbeit nach Maßgabe des Kreisjugendamts zu leisten und ein Antiaggressionstraining zu absolvieren, folgte die Richterin dem Antrag der Staatsanwältin. Der 59-Jährige wurde zu 25 Tagessätzen à 50 Euro verurteilt.