Auf den Plätzen rund um das Jugendhaus "Insel" halten sich Jugendliche und junge Erwachsene gerne auf – nicht immer zur Freude von Anwohnern und Passanten. Foto: Archiv

Verstärkt Probleme um Jugendhaus "Insel": Anwohner und Passanten fühlen sich von Jugendlichen gestört.

Balingen - Viel Lob haben am Dienstag Nadine Hempke und Mike Buck erhalten. Sie sind Balingens Streetworker und haben gestern im Verwaltungsausschuss ihren Bericht vorgelegt.

Demnach habe es in den vergangenen Monaten verstärkt Probleme rund um das Jungendhaus "Insel" gegeben. Anwohner und Passanten hätten sich von den jungen Menschen gestört gefühlt. Die Streetworker berichteten, dass sich die Tendenz verstärkt habe, Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Stadtbild und von öffentlichen Plätzen zu verdrängen. Dabei hätten diese aber das "Recht auf einen pädagogikfreien Raum". Öffentliche Pätze seien als Erfahrungs- und Begegnungsräume für alle Menschen zu etablieren und nutzbar zu machen – weshalb man immer wieder um akzeptable Lösungen für alle Beteiligten bemüht sei, wie es von Seiten der Stadt hieß.

Die Arbeit der Streetworker sei laut Bericht 2015 gerade von der so genannten "aufsuchenden Jugendarbeit" geprägt gewesen. Neben dem Parkplatz beim Jugendhaus "Insel" habe das Augenmerk vor allem dem Stadtpark, dem Parkdeck Wilhelmstraße, der Bücherei, dem Bahnhof und dem Viehmarktplatz gegolten. Diese Plätze würden von jungen Erwachenen zwischen 18 und 25 Jahre besucht, manche Gruppen seien bis zu 60 Personen stark. Diese verhielten sich "altersentsprechend kultiviert", vereinzelt käme es zu auffälligem Alkoholkonsum und Abspielen lauter Musik.

Auch die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge werde aufgesucht. Einige Bewohner kämen regelmäßig zum Nightsport. Dieser habe sich inzwischen zu einem festen Angebot entwickelt und käme gut an; mindestens 60 Teilnehmer wurden registriert. Und schließlich hätten sich die mobilen Jugendarbeiter in Schulen vorgestellt und Diskussionen unter anderem darüber geführt, wie eine jugendfreundliche Stadt aussehen könnte. Durch die aufsuchende Arbeit habe es mit rund 250 junge Menschen Kontakt gegeben. Etwa 30 davon wurden auch regelmäßig im Bereich des Jugendhauses angetroffen, so die Streetworker. Sie hielten zudem fest, dass sich Jugendliche beim Bau einer Miniramp auf der Weilstetter Skateanlage sowie beim Bau des Outdoor-Fitnesspark in Ostdorf eingebracht hätten. Zudem habe eine Umfrage zum Treffpunkt auf dem Parkplatz beim Jugendhaus stattgefunden. Gerade die aufsuchende Arbeit werde weiterhin im Mittelpunkt stehen, so Buck und Hempke. Sie seien nun seit fünf Jahren tätig, was mit einer Veranstaltung in der Stadtmitte gefeiert werden soll. Sie haben sich darüber hinaus vorgenommen, Jugendliche zu gewinnen, die sich bei der Planung für die Gartenschau 2023 einbringen sollen.

Während Oberbürgermeister Helmut Reitemann davon sprach, dass durch die Mobile Jugendarbeit inzwischen Vieles auf den Weg gebracht worden sei, lobte Conny Richter (Grüne), dass die Streetworker zu einem "Sprachrohr für Kinder und Jugendliche" in Balingen geworden seien. Sie wies auch noch auf die neuen Bestimmungen in der Gemeindeordnung hinsichtlich der Beteiligung von Jugendlichen in einer Kommune hin, die es umzusetzen gelte, wobei sie von Angela Godawa (SPD) unterstützt wurde, die betonte: "Da gibt es sehr viel aufzuholen."

Erich Laub, der Leiter des Balinger Jugendbüros, wies darauf hin, dass bereits Gespräche mit der Verwaltung geführt worden seien und in den nächsten Monaten geklärt werde, wie so eine Beteiligung aussehen könnte.

Danach gefragt, wie die Einschätzung der Streetworker zu bewerten sei, dass nach "mehreren Jahren des kreativen Gestaltens" zunehmend ein Prozess des Verwaltens eingetreten sei, betonte Mike Buck, dass mit den vorhandenen "zeitlichen Ressourcen" noch eine "vernünftige Arbeit" zu machen sei. "Wir könnten aber mehr", so sein Urteil, wobei die Streetworker aber mit der aktuellen Stunden Zahl "an ihre Grenzen stoßen".

Derzeit ist Nadine Hempke mit je 50 Prozent als Streetworkerin und Schulsozialarbeiterin tätig, Mike Buck zu 25 Prozent in der Mobilen Jugendarbeit.