Für Stella Kirgiane-Efremidou hat es nicht gereicht. Foto: Schwarzwälder Bote

Bundestagswahl: Genossen der Kreisverbände im Wahlkreis 295 wählen den 29-Jährigen / Stella Kirgiane-Efremidou ist raus

Von Maja Dick

Im Freien und bei "gnädigem Wetter", wie es eine Genossin treffend formulierte, haben die SPD Kreisverbände Zollernalb und Sigmaringen ihren Kandidaten für die Bundestagswahl 2021 in der Bizerba-Arena gewählt. Von 63 Stimmen fielen 42 auf Robin Mesarosch, 21 auf Stella Kirgiane-Efremidou. Mesarosch geht damit für den Wahlkreis 295 ins Rennen.

Balingen. Weder von den lediglich fünf Grad über Null noch von falsch bedruckten Stimmzetteln ließen sich die Sozialdemokraten von der Wahl am Samstag abhalten. "Wir haben Fristen", sagte der Versammlungsleiter und Kreisvorsitzende der SPD im Zollernalbkreis, Alexander Maute, "die wir einhalten müssen". Ende Januar schon sei der Listenparteitag für Südwürttemberg, nannte er unter anderem. Zudem: Die Versammlung sei schon einmal wegen Corona verschoben worden, und man müsse jetzt einen Schlusspunkt setzen. Die Lage sei nun nicht besser, die vorbildlichen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen auf der Tribüne jedoch ließen eine reibungslose und unkomplizierte Versammlung zu.

Per Münzwurf – Kopf oder Zahl? – wurde entschieden, dass Kirgiane-Efremidou sich der Versammlung als Erste vorstellte. Nicht, dass die meisten sie nicht schon gekannt hätten. Immerhin war dies die dritte Kandidatur der Sozialdemokratin für den Wahlkreis 295.

Kirgiane-Efremidou war davon überzeugt, "den ersten Frauenlistenplatz in Südwürttemberg erobern zu können, "vor allem nach dem Rückzug von Hilde Mattheis", wie sie sagte. Zudem sei sie den Menschen bekannt, müsse nicht aufgebaut werden und verfüge über große kommunalpolitische Erfahrung. Ihre dritte Kandidatur zeige, wie ernst es ihr sei. Sie sprach zudem noch über den Flickenteppich beim Breitbandausbau, die B 27, Altersarmut, Pflegekräfte, ungerechte Kitagebühren und mehr. Und auch an dem CDU-Abgeordneten für den Wahlkreis, Thomas Bareiß, ließ sie kein gutes Haar: "Ich nehme ihm seine Aufgaben gerne ab, er kann ja Staatssekretär bleiben", scherzte sie.

Es folgte der Auftritt eines äußerst charismatischen und mitreißenden Robin Mesarosch (29). Er wisse darum, wie unrealistisch momentan ein Bundestagsmandat für die SPD in diesem Wahlkreis sei, aber er wolle Aufbauarbeit leisten – mit Blick auf das Jahr 2025. Und das zunächst bei den Ortsverbänden: "Was tun wir, wenn die ganz verschwinden?" Bei einer Orts-Versammlung kürzlich sei die Liste der Toten länger gewesen, als die der Anwesenden, sagte Mesarosch besorgt. "Wo ist die neue Generation von Riesen?", fragte er und begrüßte gleich zwei "Ex-Riesen" im Publikum, nämlich Hans-Martin Haller und Helga Zimmermann-Fütterer.

Er wolle kämpfen für neue Mitglieder: "Ich kann Aufmerksamkeit erregen, das weiß ich", sagte Mesarosch. Er sei gefragter Experte beim Online-Wahlkampf, habe schon als Kommunikationsberater für Martin Schulz und Heiko Maas gearbeitet. Er sei ein Dorfkind aus Langenenslingen, das jetzt zwar in Berlin lebe, aber im Herzen immer hier geblieben sei.

Und er fragte: "Warum gibt es drei Millionen Kinder in Deutschland, die in Armut leben? Wir brauchen die Kindergrundsicherung. Wenn das die SPD nicht tut, dann tut es niemand." Eindringlich sprach er auch über mehr Klimaschutz, den es mit der SPD geben werde, und die sich dabei – im Gegensatz zu den Grünen –, auch um Arbeitsplätze kümmere. Weitere Themen: Pflegekräfte ("die retten uns den Arsch"), die Dreistheit mancher Arbeitgeber, Digitalisierung.

Und auch er gab Thomas Bareiß noch eins mit: "Mit einem Weltbild aus den 50er-Jahren kann man diesen Wahlkreis nicht in die Zukunft führen." Mit derart leidenschaftlich vorgetragenen Worten hatte Robin Mesarosch die Genossen in der Bizerba-Arena dann wohl überzeugt. Das machte sich auch am lang anhaltenden Applaus bemerkbar.