Bewerben sich auf der Liste der SPD um ein Mandat im Kreistag (von links): Felix Steidle (Meßstetten), Thomas Haug (Grosselfingen) und Marlies Kempka (Balingen). Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunalwahl: Marlies Kempka, Felix Steidle und Thomas Haug wollen über SPD-Liste in den Kreistag

"Sozialpolitik", finden sie, "betrifft direkt das Leben der Bürger, uns alle." Marlies Kempka, Thomas Haug und Felix Steidle wollen ein Wörtchen mitreden. Auf der Liste der SPD bewerben sie sich um ein Mandat im Kreistag. Für alle drei ist es das erste Mal.

Zollernalbkreis. Alle drei Bewerber interessieren sich für Kommunalpolitik, finden die Kreistagsdebatten spannend und haben bestimmte Themen auf der Agenda. Manches sei in den Kreistagssitzungen in der Vergangenheit schief gelaufen, sagen sie. Gerade bei der Klinik-Diskussion sei es zu oft um persönliche Befindlichkeiten gegangen "und weniger um die Sache".

Thomas Haug geht für den Wahlbezirk Bisingen, Rangendingen und Grosselfingen ins Rennen. Der 48-Jährige, der begeisterter E-Auto- und E-Bike-Fahrer ist, war zunächst in den Grosselfinger Vereinen, später im dortigen Gemeinderat aktiv. Monatelang habe er sich nicht entscheiden können, für den Kreistag anzutreten. Ausschlaggebend sei gewesen, dass Grosselfingen im Kreistag nicht vertreten sei: "Jetzt können sie einen aus ihrem Ort wählen."

"Eine gewisse Aufbruchstimmung"

Der Balingerin Marlies Kempka ist die Entscheidung leichter gefallen: "Ich bin gefragt worden, und ich habe Ja gesagt", erzählt die 62-jährige Leiterin der Seniorenresidenz an der Eyach.

Felix Steidle aus Meßstetten, der den Bereich Meßstetten, Obernheim, Nusplingen, Winterlingen und Straßberg vertritt, hatte ursprünglich geplant, eine eigene SPD-Liste für den Meßstetter Gemeinderat aufzustellen. Er habe das Gefühl gehabt, eine gewisse Aufbruchstimmung zu spüren, sagt der 26-jährige Gesundheitspädagoge, der sich im Meßstetter DRK und in mehreren Vereinen engagiert. Er sei von verschiedenen Seiten gefragt worden, ob er für den Kreistag antreten wolle. "Aber mir war klar, dass ich auf keine andere Liste gehen würde", sagt er: "Es gibt im Landkreis viele Themen, die sozialdemokratisch sind."

Große Themen für die nächsten Jahre? "Das Kreisklinikum", sagt Marlies Kempka. Und dabei gehe es ihr nicht um den genauen Standort des neuen Zentralklinikums, sondern um die Nachnutzung der bestehenden Klinik-Gebäude. Es gebe einen hohen Bedarf für junge Pflegebedürftige, weiß sie aus Erfahrung. Auch für Palliativ- oder Beatmungspatienten sei es eine "Riesenchance". Denn die medizinischen Gegebenheiten seien ja vorhanden. Und noch etwas bewegt die begeisterte Radfahrerin: das Radwege-Netz. "Manche Strecken sind gut ausgebaut", sagt sie. "Aber in der Stadt ist es zum Teil lebensgefährlich."

Für die Radwege interessiert sich auch Thomas Haug: "Es gibt gut ausgebaute Strecken", sagt er, "zum Beispiel zwischen Endingen und Balingen. Aber in der Stadt ist es eine Katastrophe." Und als E-Auto-Fahrer wünscht er sich zum Beispiel mehr Ladesäulen: "Da ist noch viel zu machen, wenn man die Leute motivieren will, auf E-Antrieb umzusteigen." Kostenlose Kitas, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf – "das ist auch in unserem Wahlprogramm drinnen."

Einen ganzen Haufen an sozialpolitischen Themen gebe es zu bewältigen, sagt Felix Steidle und erwähnt Bildungssystem, Arbeitsplätze, medizinische Versorgung sowie Versorgung im Alter. Als aktiver Vereinsmensch wünscht er sich mehr Unterstützung für die Jugendarbeit in den Vereinen, weniger Bürokratie, mehr Freizeitaktivitäten und Einrichtungen für Jugendliche. "Das ist zwar hauptsächlich Sache der Kommunen", weiß er, aber auch der Landkreis muss ein offenes Ohr dafür haben."

Angesichts des demografischen Wandels sei auch eine wohnortnahe hausärztliche Versorgung wichtig: "Was die Infrastruktur angeht, ist das Potenzial groß. Da kann man noch mehr machen." Zum Beispiel gebührenfreie Bildung – auch in Berufsschulen. Und bezahlbaren Wohnraum. Nur so könne man junge Familien im Landkreis halten.

Damit spricht er seinen beiden Mitstreitern aus dem Herzen: Im Landkreis, meint Haug, sollten nicht nur Einfamilienhäuser, sondern auch Reihenhäuser und Wohnungen gebaut werden, "die sich auch junge Familien leisten können". Denn ein Hausbau sei heutzutage für junge Leute "fast nicht mehr machbar". Und Kempka erinnert an das Nachbarschaftsprinzip in den 1950er-Jahren: Damals sei es möglich gewesen, für wenig Geld etwas Eigenes zu bauen. Etwas, das heute noch stehe und einen Wert habe.

Stichwort Infrastruktur: Der öffentliche Personennahverkehr liege im Argen. Und der gehöre zu einer guten Infrastruktur. "Wenn man am Abend irgendwohin fahren muss, kommt man ohne Auto nicht mehr weg", weiß Marlies Kempka. Von Zugverbindungen nach Stuttgart zu schweigen. Das bestätigt auch Thomas Haug: Um zu seinem Arbeitsplatz in Dotternhausen zu fahren, benötige er mit öffentlichen Verkehrsmitteln eineinviertel Stunden, mit dem Auto 20 Minuten und mit dem E-Bike höchstens eine Stunde. Wichtig sei es, abzuwägen, "welches Geld wofür ausgegeben wird". Prestigeprojekte seien gut und wichtig, "aber andere Dinge dürfen nicht hinten runterfallen".