Der Pianist Thomas Hoppe und die vier Bläser: Jörg Schneider (Oboe), Alexander Glücksmann (Klarinette), Fritz Pahlmann (Horn) und Christoph Knitt (Fagott) bilden das "Ensemble 4.1". Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Klassik: "Ensemble 4.1" gibt zweites "Balinger Konzert" / Technische Präzision und mitreißende Freude

Das "Ensemble 4.1" hat den zweiten Abend der laufenden Reihe "Balinger Konzerte" im Großen Saal der Stadthalle bestritten.

Balingen. Die fünf Musiker packten ihre Zuhörer nicht nur mit Beethoven, sondern auch mit wenig Bekanntem: mit Francis Poulenc und Walter Gieseking.

Vor vier Jahren waren der Pianist Thomas Hoppe und die vier Bläser: Jörg Schneider (Oboe), Alexander Glücksmann (Klarinette), Fritz Pahlmann (Horn) und Christoph Knitt (Fagott) schon einmal in Balingen. Klassikfreunde waren gespannt, wie sie sich entwickelt haben.

In gediegenem Schwarz, aber mit frechem, weißem Schuhwerk, betraten sie die Bühne. Irgendwie war das symptomatisch für diesen Abend. Der Saal war ziemlich schütter besetzt und die Stimmung gedrückt. Aber als die fünf jungen Männer die ersten Töne gespielt hatten, gab es nur noch gute Laune und freudige Bewegung.

Das blieb ihr Markenzeichen: Musik und die Hörer zum Leben zu erwecken – mit profundem Wissen, technischer Meisterschaft und Präzision, aber zugleich locker und unkompliziert und mit ansteckender, mitreißender Freude. Aus dieser Spannung lebte der ganze Abend.

Musik von Fancis Poulenc wird bei uns wenig gespielt, schon gar nicht seine Kammermusik. Das Trio für Klavier, Oboe und Fagott ist typisch: unsentimental, geistreich, spritzig, ja gassenhauerisch frech, aber trotz aller Kürze von erstaunlicher Ausdrucksvielfalt und keineswegs frei von harmonischen und rhythmischen Überraschungen oder Verwicklungen. Genau so präsentierte es das "Ensemble 4.1" und blies alle impressionistischen Klangwolken beiseite.

Es folgte Beethovens Quintett Es-Dur opus 16. Beide, Poulenc und Beethoven, schrieben ihr Werk mit 26: "Die jungen Wilden", meinte Klarinettist Glücksmann, der den Abend moderierte. Beethovens Vorbild war Mozarts Quintett KV 452, aber er mischt den Schuss Serenadenseligkeit mit kammermusikalischem Ernst.

Die Musiker bewiesen, dass es wunderbare Ensemblekunst ist, kein Klavierkonzert: Pianist Hoppe passte Brillanz und Pathos des Klavierparts nahtlos ein und machte es nicht wie einst Beethoven, der in einer seiner Aufführungen anfing zu improvisieren, was die Zuhörer entzückte, die Bläser aber gründlich ärgerte.

Walter Gieseking war ein großer Pianist, vor allem berühmt für sein Debussy-Spiel. Zwei Dinge waren ihm aber genau so wichtig: die Insektenforschung, insbesondere Schmetterlinge, und das Komponieren. Von Letzterem wissen jetzt zumindest die Balinger Konzertbesucher, und sein bisher fast unbekanntes Quintett in B-Dur, komponiert vor 100 Jahren, wurde zum Höhepunkt des Abends.

Dabei mischen sich spätromantische und impressionistische Züge, und das Ganze ist kompositorisch so meisterhaft gestrickt, dass keine Langeweile aufkommt. Das "Ensemble 4.1" konnte dabei noch einmal zeigen, dass es alles beherrscht: vom fein Ziselierten bis zum Orchestralen.

Verdienter Beifall erbrachte zwei Zugaben: Puccini und den Schweizer Hans Stähli.