Erwin Schairer schaut sich das Modell seines Entwurfs an, der im Wettbewerb auf Platz 1 landete. Foto: Maier

Hiesiges Architekturbüro gewinnt Wettbewerb der Volksbank. Ziel: Rohbau bis Gartenschau.

Balingen - Der Sieger ist gekürt: Das Balinger Architekturbüro Schairer und Partner soll für die Volksbank Hohenzollern-Balingen das große Wohn- und Geschäftshaus an der Schwanenstraße bauen. Das ist nach fast acht Stunden Beratung am Freitag das Ergebnis der Jurysitzung.

Im besonderen lobten die Fachpreisrichter am Schairer-Entwurf die Bezüge zur städtebaulichen Umgebung, die mit dem Alten Landratsamt, der Torbrücke, dem Zollernschloss und dem "Sonne"-Gebäude am gegenüberliegenden Steinachufer von besonderer historischer und ortsbildprägender Bedeutung ist. Hervorgehoben wurde von der Jury unter dem Vorsitz des Stuttgarter Professors und Architekten Jörg Aldinger zudem die Setzung des rückwärtigen zweigeschossigen Gebäudeteils und dessen Staffelung entlang der Steinach sowie das "sensible Freistellen" der historischen und denkmalgeschützten Stadtmauer. Durch eine partielle Pergola erfahre der von der Stadt im Zusammenhang mit der Gartenschau geplante Fußgängerweg entlang der Steinach von der Friedrichstraße/Torbrücke in Richtung Rappenturm eine "deutliche Aufwertung".

Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro

Erwin Schairer hatte bereits am Freitagabend vom Ergebnis der Jurysitzung erfahren, am Samstag wurde er von den Volksbank-Vorständen Arndt Ständer, Joachim Calmbach und Franz Steinhart in der Stadthalle offiziell als erster Preisträger gekürt – damit verbunden ist ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro. Schairer nahm die Auszeichnung zusammen mit dem maßgeblich am Entwurf beteiligten Dominik Hofstetter entgegen. Diese sei eine große Ehre und erfülle ihn mit Stolz, sagte er.

Zweiter Preisträger ist das Stuttgarter Büro KBK Architektengesellschaft Belz Lutz, das 2019 den Wettbewerb um den Neubau auf dem Württemberger-Hof-Gelände gegenüber dem Balinger Bahnhof gewonnen hatte. Der dritte Preis ging an das Haigerlocher Architekturbüro Peter Pfeffer, das seinen Entwurf gemeinsam mit dem Büro ARP Architektenpartnerschaft Stuttgart vorgelegt hatte.

Wettbewerb zeigt insgesamt große Vielfalt

Insgesamt lagen der Jury 15 Arbeiten zur Begutachtung vor, Baudezernent Michael Wagner sprach von einer "großen Vielfalt". Wagner sagte zudem, es sei richtig gewesen, für diese städtebaulich sensible Stelle und für dieses wichtige Vorhaben einen Wettbewerb ausloben. Oberbürgermeister Helmut Reitemann meinte, mit dem Schairer-Entwurf liege nun eine sehr gute Lösung vor. Grundsätzlich hätte die Volksbank nun die Wahl, welchen der drei preisgekrönten Entwürfe sie verwirklichen will. Allerdings signalisierten die Vorstände am Samstag bereits, dass sie jenen von Schairer verwirklichen wollen.

Wer Hauptmieter im Erd- sowie im ersten Obergeschoss des von der Friedrich- bis weit hinein in die Schwanenstraße geplanten Gebäudes werden soll, ist ein offenes Geheimnis: der Drogeriemarkt Müller. Dessen Raumprogramm war eines der Kriterien, die die Jury bewertete; der Name Müller taucht auf einigen der Entwurfsbeschreibungen sogar ausdrücklich auf. Volksbank-Vorstandssprecher Arndt Ständer nahm den Namen Müller nicht ausdrücklich in den Mund, einen unterschriebenen Mietvertrag gebe es noch nicht, betonte er. Auf Basis des Siegerentwurfs werde man nun mit dem "potentiellen Mieter" in die weiteren Gespräche gehen. Im zweiten Obergeschoss ist zudem Platz für Büros, unterm Dach für Wohnungen.

Plan: Bis zur Gartenschau kein Außengerüst mehr

Am Rande der "Siegerehrung" am Samstag witzelten Erwin Schairer und Michael Wagner darüber, dass das Baugesuch am besten "bis zur Sommerpause" vorliegen solle. Tatsächlich wird es länger dauern: Zunächst müsse das 2017 eingeleitete Änderungsverfahren für den Bebauungsplan abgeschlossen werden, sagte Wagner. Frühestens im Herbst 2021 könne wohl mit den Bauarbeiten an der Schwanenstraße begonnen werden, wobei diese wegen der Größe des Vorhabens samt Tiefgarage sehr komplex seien. Realistisch sei, den Rohbau bis zur Gartenschau 2023 fertigzustellen – wenn bis zum Grünprojekt kein Außengerüst mehr zu sehen sei, dann sei er zufrieden, so Wagner.

Dieser Zeitplan bedeutet im Umkehrschluss, dass der von der Stadt am Neubau vorbei geplante Fußweg entlang der Steinach nicht bis zur Gartenschau angelegt werden kann – angelegt werden soll er allerdings in jedem Fall, betonte Wagner: "Dann eben später". Fürs Gartenschaujahr werde man nun überlegen müssen, wie Fußgänger in diesem Bereich auf anderen Wegen an die Steinach gelangen können. Gedanken dazu hat es im Gemeinderat bereits gegeben: über den Viehmarktplatz. Das Bauamt prüft derzeit, wie dieser Platz verschönert werden und welchen Umfang der Ausbau – möglicherweise über die Friedrichstraße hinweg bis zum Gasthof Lang? – annehmen könnte. Und natürlich: Wieviel das alles kosten würde.

  Die prämierten Wettbewerbsarbeiten sind in den Räumen der Volksbank in Balingen ausgestellt; dort zu sehen sind sie zu den üblichen Geschäftszeiten bis 31. Juli.