Dietrich Schöller-Manno, Johannes Freyer, Ralf Witte, Carla Thullner, Hartmut Fleck und Rebecca Schüle (von links) begeistern das Publikum zum Auftakt der "Balinger Konzerte". Foto: Priester Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Toller Auftakt der Reihe der "Balinger Konzerte" in der Versandhalle von Krug & Priester

Balingen. Wie immer starteten die Reihe der "Balinger Konzerte" ihre Saison mit einem Ausrufezeichen: Musik in der Fabrik! Und wieder mal war die Versandhalle der Firma Krug & Priester fast zu klein – so viele wollten die Sopranistin Carla Thullner und das Süddeutsche Salonorchester erleben.

Fünf Musiker bildeten diesmal den Kern des Salonorchesters: Dietrich Schöller-Manno als "Stehgeiger" und Leiter der Truppe, Hartmut Fleck mit Klarinette oder Saxophon, Rebecca Schüle am Cello, Ralf Witte mit dem Kontrabass und Johannes Freyer als Keyboard-Spezialist und Moderator. Die neun Jahre seit ihrem letzten Auftritt an gleicher Stelle schmolzen dahin, und es zeigte sich: Immer noch sprühen alle vor Temperament und Spielfreude, und immer noch bringen sie die ausgefeilte Technik, die Sensibilität und den Geschmack klassisch geprägter Instrumentalisten in eine Musikgattung, die gar zu oft von Schlamperei und Sentimentalität geprägt ist. Dabei wissen sie genau, wo und wann sie – mit einem Augenzwinkern – die Prise Pfeffer oder das Quäntchen Schmalz zugeben dürfen.

Glänzend unterstützt wurden sie dabei von Carla Thullner. Mit leuchtender, schlanker Stimme, die von den höchsten Höhen fast bis ins Altregister reichte, und mit wohldosierter, erfrischend natürlicher Mimik und Gestik brachte sie Farbe und Bewegung in das Programm. Und – ungewöhnlich für einen Sopran: Man verstand jedes Wort!

Es begann wienerisch: mit Franz Lehárs schönstem Walzer "Gold und Silber", in dem die fünf Musiker ein ganzes Orchester mimten, und mit Werner Heymanns "Das muss ein Stück vom Himmel sein". Dann ging es in die Welt der Sinti und Roma – mit drei Stücken von Vesco D’Orio, Max Schönherrs "Zigeunerin", Igor Rogoffs "Duschenka" und Bruno Lanskes "Balkanklängen". Auch Lehár steuerte noch mal "Lied und Czardas" bei.

Der zweite Programmteil brachte dann jede Menge Ohrwürmer. Da war Jacob Gades "Jalousie" dabei, Sholomon Secundas "Bei mir bist du schön", Werner Bochmanns "Du und ich im Mondenschein", Theo Mackebens "Bel Ami" und Hans Zanders "Modern Times". Und jeder fand etwas in Reiny Rolands abwechslungsreicher Sammlung bekannter Melodien – wahrlich "12 Treffer", so der Titel.

Fred Raymonds "Julischka aus Budapest" stand zwar als erstes Stück nach der Pause auf dem Programm, machte aber als Rausschmeißer am Schluss eine bessere Figur und riss das Publikum zu Beifallsstürmen hin, ebenso das zugegebene und von Carla Thullner hinreißend schön gesungene "Besame mucho". Irmgard Priesters Dank an alle Beteiligten sprach dem Publikum aus dem Herzen – und alle freuen sich schon auf nächstes Jahr, wenn es wieder heißt: "Musik in der Fabrik".