Reiner Thede Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Konjunktur: Bezirksvorsitzender von Südwestmetall warnt im Hinblick auf Handelskrieg, Brexit und drohende Euro-Krise

Reutlingen. Nach einem wirtschaftlich guten Jahr 2018 seien die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in der Region Neckar-Alb und Nordschwarzwald deutlich pessimistischer, was das kommende Jahr angehe, sagt Reiner Thede, Vorsitzender der Bezirksgruppe Reutlingen des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, bei der Vorstellung einer Umfrage der Bezirksgruppe unter ihren Mitgliedsfirmen.

Während 48 Prozent der befragten Betriebe für 2018 eine bessere oder erheblich bessere Auftragslage als im vergangenen Jahr sehen, erwarten dies für 2019 nur noch 19 Prozent. Lediglich 26 Prozent rechnen für das laufende Jahr mit etwas oder erheblich schwächeren Auftragseingängen. Für das kommende Jahr tun dies immerhin schon 38 Prozent.

Handelskrieg, Brexit und drohende Neu-Auflage der Euro-Krise ließen eigentlich erwarten, dass die Regierung jetzt alles daran setzen werde, den heimischen Wirtschaftsstandort wetterfest zu machen, sagt Thede. "Doch anstatt konstruktiver Sacharbeit nachzugehen, taumelt die Große Koalition von einer Krise zur nächsten."

Statt auf wachstumsfördernde Investitionen zu setzen, gehe es in erster Linie nur um Umverteilung. "Aufbruchswille und Mut sind hier Fehlanzeige." Wer heute die guten ökonomischen Rahmendaten nicht nutze, werde morgen rote Zahlen und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit verantworten müssen.

Wohin das führen könne, habe Deutschland Anfang des Jahrtausends schmerzhaft erlebt. Damals sei die Bundesrepublik das Wachstumsschlusslicht in der EU gewesen. "Es war Bundeskanzler Gerhard Schröder, der mit der Agenda 2010 die überfällige Kehrtwende eingeleitet hat", warnt Thede. Genau so einen Reformschub brauche Deutschland jetzt wieder.

Der Südwestmetall-Vorsitzende Stefan Wolf setzte sich in der Mitgliederversammlung mit der IG Metall auseinander, mit der der Arbeitgeberverband Anfang des Jahres einen Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie vereinbart hat, der erstmals die Möglichkeit vorsieht, statt einer Einmalzahlung acht zusätzliche freie Tage zu beantragen.

Wie viele Anträge genehmigt werden können, liege auch mit in der Verantwortung von Betriebsräten. "Denn Maßnahmen, durch die das wegfallende Arbeitsvolumen kompensiert werden kann, sind in der Regel mitbestimmungspflichtig. Wir appellieren daher an die IG Metall, ›Fair Play‹ zu spielen und Belegschaften und Betriebsräten die tariflichen Spielregeln von notwendigen Ersatzarbeiten vollständig zu erklären." Damit der neue Tarifabschluss nicht bei allen Beteiligten am Ende nur Frust auslöse, müssten die Betriebsräte sich ihrer Mitverantwortung bewusst sein. "Und die Beschäftigten müssen wissen, dass ein ›Nein‹ des Arbeitgebers am Ende des Entscheidungsprozesses keine Schikane ist, sondern die logische Konsequenz fehlender Kompensationsmöglichkeiten."

Die Bezirksgruppe Reutlingen von Südwestmetall und des Unternehmensverbands Südwest betreut in den Landkreisen Zollernalb, Reutlingen, Tübingen, Calw, Freudenstadt sowie im nördlichen Teil des Landkreises Sigmaringen 212 Betriebe mit rund 51 000 Mitarbeitern.