Suchbild: Wer lacht oder grinst nicht? Richtige Antwort: niemand. Ralf Schmitt verbreitet beim Bürgertreff in Balingen beste Stimmung. Foto: Maier/Beck

Bürgertreff: Beim Auftritt des Spontanitätsexperten wird die Stadthalle zum Tollhaus.

Balingen - Was sind die Balinger doch spontan! Es muss nur einer kommen, der dieses Talent in ihnen weckt. Das hat am Samstag Ralf Schmitt beim Bürgertreff getan und für Begeisterungsstürme gesorgt.

Der Moderator, Autor, Schauspieler und "Experte für Spontanität", wie es in der Einladung hieß, packte die rund 800 Gäste gleich zu Beginn, als er Bilder von einem brüllenden HBW-Gallier und einem gut gebauten Model einer Balinger Textilfirma zeigte und auch von "Waldrausch" sprach. Das alles habe er beim Googeln zu Balingen gefunden und sei deshalb gespannt gewesen, was ihn wohl erwarte.

Ein aufmerksames Publikum, wie sich schnell zeigte, denn im Chor riefen ihm die Besucher ihre Vornamen zu, outeten sich, nur nach drei Viertele oder beim Fußball spontan zu sein, drehten sich zum Hintermann um, um ein kurzes Gespräch zu führen – Schmitt: "Nicht alle gleichzeitig, sonst klappt das nicht!" – oder unterhielten sich in Vierergruppen. Auch Notar Manfred Seeger scheute sich nicht, Schmitt auf die Bühne zu folgen und sich als "Dachs-Synchronschwimm-Trainer" dessen Fragen zu stellen. Es gab kein Halten mehr, als Seeger in den Saal "Hallo Balingen" rief und ein "Hallo Manfred" zurückschallte. Sein Abgang war grandios!

Doch Schmitt konnte auch sachlich. "Der größte Fehler, den man machen kann, ist die Angst, Fehler zu machen", hieß es einmal, Sicherheit, Gewohnheit, der "innere Zensor" verhinderten Spontanität das andere Mal. Um diese zu bekommen, gab er den Besuchern Werkzeuge für Spontanität an die Hand: eine Ja-Kultur für sich und eine gute Fehler-Kultur. Ein weiterer Ratschlag: sich auf den anderen einlassen. Schmitt forderte die Gäste auf, die Werkzeuge auch gleich beim "Stehempfang" anzuwenden.

Zu Beginn des Bürgertreffs erinnerte Oberbürgermeister Helmut Reitemann in seinem Rückblick unter anderem an die Gestaltung des Unteren Kirchplatzes. Es seien auch Beschlüsse gefasst worden, die es nun möglich machten, dass im Frühsommer mit der Neugestaltung des Mühltorplatzes sowie im Herbst mit dem Bau des Jugendhauses und des Stadtarchivs begonnen werden könne. "Auch bei der Gartenschau 2023 sind wir wesentlich vorangekommen", so Reitemann.

Neue Wissenswerkstatt

Darüber hinaus kündigte der Oberbürgermeister an, dass mit einer Wissenswerkstatt Zollernalb versucht werden soll, etwas gegen den Mangel an Fachkräften zu tun. Schließlich forderte er dazu auf, am 26. Mai zur Europa- und Kommunalwahl zu gehen.

Der Oberbürgermeister hatte auch Grund zur Freude: Er nahm aus den Händen von Kurt Lacher die Zertifizierungsurkunde "Familienbewusste Kommune plus" entgegen. Der Projektleiter der Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Familie Baden-Württemberg, die das Prädikat verleiht, betonte, dass Balingen für ihr nachhaltiges Handeln ausgezeichnet werde, als erste Kommune im Zollernalbkreis. Lacher listete die Bereiche auf, in denen die Stadt nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft gut abgeschnitten hat, wobei er von einem spontanen Zwischenruf unterbrochen wurde, auch die Schwachstellen zu nennen – was er, nach kurzer Verwirrung, auch tat.