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Beim landesweiten Kontrolltag sind Polizisten auch in Balingen aktiv. Motto: "sicher.mobil.leben".

Balingen-Dürrwangen - Dem Adlerauge entgeht nichts. In Zivil steht der Polizeibeamte in einer Hofeinfahrt an der Balinger Straße in Dürrwangen, ein Auto nähert sich, ein kurzer Blick, Griff zum Funkgerät: "Grüner Audi, Gurt, hinten rechts". Der nächste Sünder ist ertappt. Etwa hundert Meter weiter lotst ein Polizeikollege das Auto auf einen Parkplatz: Bitte rechts raus. Drei Personen sind in dem Wagen unterwegs, die ältere Frau auf dem Rücksitz ist nicht angeschnallt. Macht 30 Euro bitte.

Wie in ganz Baden-Württemberg waren am Donnerstag Verkehrspolizisten auch in Balingen im Einsatz. Das Motto: "sicher.mobil.leben". Das Ziel: Autofahrer auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die durch Telefonieren am Steuer oder Fahren ohne Gurt drohen. Laut Gerhard Mozer, Leiter der Verkehrsüberwachung des Polizeireviers Balingen, geht es ihm und seinen Leuten an diesem Tag um Überwachung und Prävention zugleich. Klar, wer ohne Gurt oder mit Handy am Ohr erwischt wird, muss Strafe zahlen. Das ausführliche Aufklärungsgespräch gibt’s dafür kostenlos.

Der Polizist, der am Parkplatz steht und die Autos zum Anhalten bittet, drückt sich im Gespräch mit Handy- oder Gurtsündern oft direkter aus. Er beobachtet, dass viele Lastwagenfahrer nicht angeschnallt unterwegs sind. Er weiß, dass manche Autofahrer das Gurtsystem überlisten, indem die Zunge zwar im Schloss fixiert wird, das aber nur, um den in modernen Autos nervigen Alarmton zu vermeiden, der ertönt, wenn der Gurt nicht eingerastet wird. Wenn sich dann also jemand beschwere, dass er ja nur kurz unangeschnallt unterwegs sei, dass er, als Zusteller beispielsweise, alle paar Meter anhalten müsse, und dass das ja nun unfair sei, dafür ein Bußgeld bezahlen zu müssen, dem mache er dann klar, sagt der Verkehrspolizist, dass es nicht um 30 Euro gehe, "sondern um Ihren Kopf". Der Gurt sei ein immens wichtiger Teil der Sicherheitssysteme eines Autos. Schon innerorts bei 50 Stundenkilometern setzte man sich unangeschnallt einem hohen Risiko aus.

Fast noch schlimmer ist es, am Steuer ohne Freisprechanlage zu telefonieren oder gar Handynachrichten zu tippen. 73 tödliche Unfälle waren laut Innenministerium im vergangenen Jahr auf Ablenkung der Fahrer durch Mobiltelefone zurückzuführen. "Nichts ist so wichtig", sagt der Verkehrspolizist am Donnerstag, "als dass man als Autofahrer während der Fahrt sofort ans Telefon gehen müsste."

Bei den Kontrollen der Verkehrsüberwachung des Polizeireviers Balingen – außer in Dürrwangen auch in Balingen an der Behrstraße sowie in Meßstetten an der Ortsdruchfahrt –gehen den Beamten 51 Sünder ins Netz. Sieben haben am Steuer telefoniert, in 44 Fällen waren Personen in den Wagen nicht angeschnallt.

Auf den ersten Blick, so könnte man meinen, war die Überwachung also ein Erfolg. Mozer sieht es anders: Für die Polizei wäre es ein Erfolg, wenn man niemand erwischen würde, weil sich alle an die Regeln halten, die sie selbst und andere Verkehrsteilnehmer schützten. Jeder wisse, dass Telefonieren am Steuer gefährlich sei, "trotzdem tun es viele". Durch Aktionen wie am Donnerstag wolle man für das Thema sensibilisieren, gerade jene, die wider besseren Wissens ohne Gurt oder mit Telefon am Ohr am Steuer unterwegs sind: "Allzu oft", sagt Mozer, "funktioniert Prävention eben nur über den Geldbeutel."