Oliver Saia steht in der Balinger Friedhofkirche, in der er oft Gottesdienste gefeiert hat. Der junge Pfarrer wechselt nun nach Haigerloch. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Junger Seelsorger übernimmt Stelle in der Felsenstadt / Sara Stäbler tritt im April seine Nachfolge in Balingen an

Er wird in Balingen verabschiedet – und bleibt doch im Kirchenbezirk. Vielleicht sogar länger. Der junge evangelische Pfarrer Oliver Saia wechselt zum 1. April seinen Dienstort und zieht von Balingen ins Pfarrhaus nach Haigerloch. Grund dafür ist eine gute Perspektive.

Balingen. Seit März 2018 versieht Saia seinen Probedienst als sogenannter Pfarrer zur Dienstaushilfe (PDA) im evangelischen Dekanat Balingen; dieser Probedienst schließt sich ans Vikariat an, das Saia davor in Dettenhausen absolviert hatte. Die PDA-Stellen sind flexibel und nicht auf eine einzige Gemeinde konzentriert. Saia war im gesamten Kirchenbezirk tätig, es gebe fast keine Gemeinde, in der er in den vergangenen beiden Jahren nicht tätig gewesen sei, sagt er. Dabei lernte der 32-Jährige, wie es für den Probedienst üblich ist, die gesamte Bandbreite der Aufgaben eines Seelsorgers kennen.

Probedienste sind üblicherweise auf drei Jahre angelegt, bei Saia gibt es nun einen Schnitt: Er bleibt Pfarrer zur Dienstaushilfe, allerdings wird er von April an einzig und allein in Haigerloch tätig sein und das Pfarramt auch geschäftsführend übernehmen. Dort war er zuletzt immer wieder aktiv, nachdem die frühere Pfarrerin Dorothee Kommer die Felsenstadt im vergangenen Jahr verlassen hatte. Saia feierte dort Gottesdienste und betreute die Konfirmandenkinder.

Die Aufgabe in Haigerloch sei für ihn überaus reizvoll und attraktiv, sagt Saia, vor allem auch deshalb, weil man als junger Pfarrer nur selten die Gelegenheit bekomme, strukturell zu arbeiten, etwas aufzubauen. Zudem sei ihm während seiner bisherigen Aushilfsdienste in Haigerloch klar geworden, dass daraus "mehr werden" könnte.

Das geht der Haigerlocher Gemeinde offenbar ganz ähnlich: Der Kirchengemeinderat hatte bereits im April 2019 den Ausschreibungstext vorbereitet, mit dem ein Nachfolger für Pfarrerin Kommer gefunden werden sollte. Die Stelle hätte eigentlich im November ausgeschrieben werden sollen. Zwischenzeitlich aber haben die Evangelischen in Haigerloch und Saia offenbar Gefallen aneinander gefunden; immer wurde Saia gefragt, ob er sich nicht auf die Pfarrerstelle bewerben wolle.

Wollen wohl schon, allerdings kann Oliver Saia noch nicht: Erst ein halbes Jahr vor Ende seines Probediensts und damit der sogenannten unständigen Zeit ist das jungen Pfarrern möglich. Dass er das in Haigerloch vorhat, daraus macht Saia kein Geheimnis. Der gebürtige Nordschwarzwälder hat den Zollernalbkreis im Allgemeinen und Haigerloch im Besonderen kennen- und schätzengelernt und sagt: "Hier ist gut leben." Die feste Zuordnung nach Haigerloch bietet ihm und den Haigerlochern nun die beste Gelegenheit, sich noch besser kennenzulernen und zu prüfen, ob es gemeinsam etwas werden kann. Das sei eine besondere Konstellation und eine "große Chance", so Saia. Die Pfarrstelle in Haigerloch soll im Herbst dieses Jahres ausgeschrieben werden, zu einem Zeitpunkt also, wenn sich Saia dann auch darauf bewerben kann.

Derweil steht auch schon fest, wer als neue Pfarrerin zur Dienstaushilfe ans evangelische Dekanat Balingen kommen wird: Sara Stäbler. Die 30-Jährige versieht derzeit ihr Vikariat in der Gemeinde Stadtroda in Thüringen. Stäbler stammt aus dem 30-Seelen-Ort Cauerwitz in Sachsen-Anhalt, der im wesentlichen aus dem landwirtschaftlichen Betrieb ihres Vaters besteht. Sie studierte Theologie in Jena, Tübingen, Jerusalem und Göttingen. Während des Studiums lernte sie ihren Mann Tobias kennen; sie haben einen zweijährigen Sohn.

Mit ein Grund für ihren Wechsel von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands ins Württembergische ist die berufliche und familiäre Situation: Ihr Mann ging nach dem Theologie-Studium nicht in den Kirchendienst, sondern arbeitet bei einem wissenschaftlichen Verlag in Tübingen. Die Familie ist nur an Wochenenden zusammen. Übrigens kennen sich Tobias Stäbler und Oliver Saia ganz gut: Sie machten an der Universität Tübingen gemeinsam das Examen. Für Sara Stäbler stand fest, dass sie sich nach der Vikariatszeit gen Süden orientieren würde. Ihren Dienst in Balingen wird sie im Rahmen einer 50-Prozent-Stelle am 1. April antreten; eingeführt wird sie im Stadtkirchen-Gottesdienst am Sonntag, 19. April.