Wer ist gewählt? Im Rathaus lässt sich auf einem Bildschirm der Wahlverlauf verfolgen. Foto: Hauser Foto: Schwarzwälder Bote

Wahl: Grüne und FDP feiern ihren Erfolg / Andere Listen enttäuscht über Verluste

Grüne Fähnchen überall, tolle Stimmung: Hoch her ging es bei der Wahlparty der Balinger Grünen. Ihnen standen die Mitglieder und Anhänger der FDP nicht nach, denn beide Listen waren die großen Gewinner in Balingen. Dagegen hatten CDU, SPD und die Freien Wähler an ihrem Abschneiden zu kauen.

Balingen. "Das Original und nicht die Fälschung ist gewählt worden", freute sich der Vorsitzende des Grünen-Ortsvereins, Oliver Otte. Die Konzepte und Themen, für die die Grünen schon lange stünden, seien nun auch anderen wichtig, so der Artenschutz und der Klimawandel. Die Glaubwürdigkeit zahle sich nun aus. Viele hätten erkannt, dass alles mit allem zusammenhänge. "Wir werden in Balingen mehr Gewicht haben", ist sich Otte sicher.

Hinsichtlich seiner Kandidatur bedauert er, dass sie nicht erfolgreich war; er hätte sich gerne "im inneren Zirkel" gesehen. Der Ortsverein werde aber die Gemeinderäte unterstützen und an deren Konzepten mitarbeiten, damit die Grünen breiter aufgestellt seien.

"Sensationell:" So kommentierte Dietmar Foth, Fraktionssprecher der FDP im Gemeinderat, den Wahlerfolg seiner Liste. Er bezog seine Einschätzung nicht nur auf den Stimmengewinn und den damit verbundenen zusätzlichen Sitz im Gremium, was für ihn "Anerkennung für unsere Tätigkeit" sei. Auch das Abschneiden seines Sohnes sei "phänomenal". Er stelle sich auf "etwas Neues und Spannendes" ein, wobei er zuversichtlich sei, "dass wir das hinkriegen". Schließlich bewertet Dietmar Foth sein eigenes Abschneiden – er ist Stimmenkönig – dahingehend, dass sich der Einsatz gelohnt habe. Ihm tue es nur leid um andere Bewerber auf der FDP-Liste, die den Einzug in den Gemeinderat nicht schafften. Mit ihrer Kandidatur hätten sie aber einen großen Anteil am Erfolg.

"Die Enttäuschung ist schon da. Dennoch sind wir froh über unsere acht Sitze", bewertete CDU-Fraktionssprecher Klaus Hahn das Wahlergebnis. Denn die CDU sei weiterhin größte Fraktion und somit in der Lage, die Geschicke der Stadt mitzubestimmen. Er bedauerte, dass sich der überregionale negative Trend der CDU auch in Balingen fortgesetzt habe, "obwohl wir dafür nichts können". Beim Blick auf die "gute Mannschaft", die für die CDU in den Gemeinderat einziehe, bedauert Hahn, dass keine Frau darunter ist. "Dabei standen gute Kandidatinnen auf der Liste", hält er fest. Doch man sei machtlos, wenn das die Wähler nicht honorierten.

Keine Euphorie

Für die kommende Legislaturperiode seien die Aufgaben klar gestellt. Daneben wolle die CDU bei ihrem Anliegen Umwelt weiterkommen und überlegen, wie junge Wähler zu erreichen seien. "Da ist auch der Landesverband gefordert", so Hahn weiter.

"Wir sind nicht euphorisch", gibt der Vorsitzende des SPD-Ortsverein, Joke Herth, zu. "Aber wir sind nicht untergegangen", was angesichts der Europawahl zu befürchten gewesen sei. In der Vergangenheit seien von Seiten der SPD sehr gute Beiträge gemacht und gute Entscheidungen getroffen worden, und dies soll auch so bleiben. Fundiert soll die kommunalpolitische Arbeit der SPD-Fraktion sein.

Obgleich er bei seiner ersten Kandidatur nicht den Sprung in den Gemeinderat geschafft hat, bewertet Herth sein Ergebnis als "beachtlich". Es gebe für ihn keinen Grund, kommunalpolitisch zurückzustecken. Mit dem Ortsverein wolle er die SPD-Räte unterstützen.

Sitz verloren, schwächste Gruppierung – "mit Bedauern" hat Werner Jessen das Abschneiden der Freien Wähler zur Kenntnis genommen. "Wir hätten es gerne anders gesehen", so Jessen, wobei für ihn das Ergebnis nicht ganz überraschend kam. "Wir hatten keine vollständige Liste", erklärt er, dadurch hätten Stimmen gefehlt. Angesichts der Sitzverteilung stelle er sich auf ständig wechselnde Mehrheiten ein, wobei die Freien Wähler ihre "gute Arbeit" fortsetzen wollten. Es sollen aber auch Wege gesucht werden, um Jüngere für die Freien zu interessieren.