Ohrmarken? Laut Ernst Hermann Maier Tierquälerei. Er hat sie für alle Rinder kaufen müssen, aber an die Ohren kommen sie nicht. Foto: Archiv-Foto: Ungureanu

Rinderflüsterer Ernst Hermann Maier hofft auf Unterstützung durch Landwirtschaftsminister Alexander Bonde.

Balingen-Ostdorf - Es geht weiter im Ohrmarkenstreit: Der Ostdorfer "Rinderflüsterer" Ernst Hermann Maier soll seinen 268 Wildrindern Ohrmarken einstanzen, damit basta. Das Regierungspräsidium Tübingen hat nach dem negativen Bescheid aus Berlin (wir haben berichtet) die Angelegenheit wieder aufgegriffen und Familie Maier eine Anhörung mit Fristsetzung bis 15. November zugeschickt. Die rechtskräftige Ausnahmegenehmigung, die das Balinger Landratsamt erteilt und Landrat Günther-Martin Pauli unterschrieben hat, werde zurückgenommen, weil rechtswidrig, heißt es in dem Schreiben.

Als Antwort regt Familie Maier eine wissenschaftliche Begleitung ihres Uria-Betriebs in Sachen elektronische Kennzeichnung an. Seit 14 Jahren kennzeichne der Betrieb seine Tiere mit Einwilligung der zuständigen Behörden mit elektronischem Chip, was sicherer und für die Tiere weniger schmerzhaft und gefährlich sei. Denn die in Deutschland verwendeten Ohrmarken würden die EU-Anforderungen nicht erfüllen: Sie würden dem Tier Schaden zufügen, würden bei Freilandhaltung brüchig, könnten ausreißen und seien zudem auch leicht zu fälschen.

Junior-Chefin Annette Christiane Maier weist in ihrem Schreiben ans Regierungspräsidium auf Ungereimtheiten hin: Wieso dürften Pferde mit Chip gekennzeichnet werden und Rinder nicht?, fragt sie. Bei Leistungsprüfungen in anderen Betrieben sei häufig eine Nachkennzeichnung erforderlich. Darin sieht die Landwirtschaftsingenieurin den Beweis, dass die Ohrmarken – im Gegensatz zu den Chips – nicht sicher seien.

Die Behauptung, dass die elektronischen Chips bei Schlachtung nicht auffindbar seien, ist für Annette Christiane Maier nicht haltbar: Die Transponderkennzeichnung der Uria-Rinder werde im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung über einen längeren Zeitraum begleitet, unter anderem auch bei der Entnahme der Transponder bei Schlachtung. Die Ergebnisse könnten in eine EU-Gesetzgebungsvorlage einfließen oder zumindest zu einer "aufrichtigen, lösungsorientierten Diskussion" führen. Kurz: Ohrmarken für die frei lebende Uria-Herde kommen nicht in die Tüte.

Jetzt hofft Familie Maier auf Unterstützung aus Stuttgart: In einem Schreiben an den Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde (Grüne), wird dem Minister vorgeschlagen, sich anlässlich der Veranstaltung "Ländlicher Raum und Verbraucherschutz: Dialog zur Zwischenbilanz der Landesregierung" am 21. November in Balingen vor Ort zu informieren. "Es ist uns wichtig, in diesem Konflikt mit Ihnen in Dialog zu treten und (...) gemeinsam an grünen Tierschutzzielen zu arbeiten", heißt es da.

"Durch die wissenschaftliche Begleitung würde die herbeigeredete Gefährdung des Allgemeinwohls durch den imaginären Ausbruch einer Tierseuche und eine Verschleppung dieser durch den Viehverkehr (der im Uria-Betrieb nicht stattfindet) sowie eine drohende EU Anlastung ad absurdum geführt", schreibt Annette Christiane Maier. Das Gegenteil sei hier der Fall: Eine wissenschaftliche Begleitung der Transponderkennzeichnung wäre eine "Chance für das baden-württembergische Ministerium für Ländlichen Raum, sich in dieser Hinsicht innovativ und fortschrittlich zu zeigen".