BETRIFFT: "Weilstetter Pflegeheim nimmt Gestalt an", 22. September

Nun bin ich seit zwei Jahren wieder zurück in meiner alten Heimat. Leider hat sich nur Manches verbessert. Vieles nicht.

Weiterhin wird die Chance verpasst, Weichen für langfristige individuelle Entwicklungen zu setzen: Weilstetten beginnt hinter einem Industriegebiet oder nach einem Kreisverkehr mit einer Mauer aus nicht heimischem Granit statt aus lokalem Kalkstein. Statt zwei historischer Ortskerne gibt es eine nicht funktionierende, leere Ortsmitte. Den Ort prägende Altbäume werden gefällt und den Ort prägende Gebäude abgerissen.

Und nun das jüngste Beispiel, das Pflegeheim. Dieses ist auf jeden Fall zu befürworten, doch an diesem Ort? In einem bestehenden, ortsprägenden Grünzug mit Streuobstwiesen, der seit Jahrzehnten für viele Bewohner ein attraktiver Spazier- und Verbindungsweg ist? Ich kann nur hoffen, dass die heutigen Standards wie Artenschutzgutachten, Gutachten zu den Streuobstbäumen und zur Freiluftschneise vorliegen.

Wurde die Gewässerentwicklung des Lochenbachs berücksichtigt oder der Schutz und die Integration von Bestandsbäumen? Gab es eine übliche Untersuchung von Alternativstandorten? Wurden alle geeigneten Flächen in Weilstetten untersucht?

Gut hätte es der Entscheidung sicherlich getan, wenn für Weilstetten ein Ortsentwicklungsplan vorliegen würde, in dem auch prägende Grünzüge sowie Ziele definiert sind. Dieser fehlt, wodurch die Gefahr besteht, dass die Fehlentwicklung weitergeht und Weilstetten nur noch ein Wohnort ohne Leben ist.

In anderen Kommunen gibt es Ortsentwicklungspläne, Ortskern und Ortsrand werden entwickelt, vielfach liegt eine Baumschutzsatzung vor, und prägende Grünzüge, Bäume und Gebäude werden geschützt. Dies hilft Ortschaften, zu leben, sie sind nicht nur Wohnstätten.

Micha Sonnenfroh

Weilstetten