Christof Seisser, evangelischer Pfarrer der Kirchengemeinde Heselwangen-BalingenFoto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Christof Seisser sieht das Kreuz als Zeichen der Hoffnung an für alle, die Hoffnung verloren haben

Balingen. "Warum ausgerechnet ein Kreuz – was soll das denn bedeuten?" So werde ich manchmal gefragt, und das große Kreuz in unserer Kirche mit dem Christuskörper macht nicht wenigen Kindern Angst.

Jesus wurde von einem seiner Freunde verraten, er wurde gefoltert und musste schließlich einen grausamen Tod sterben. Hat Gott, den Jesus seinen Vater nannte, dabei nicht mitgelitten?

Mit ansehen zu müssen wie ein geliebter Mensch leidet, sich quält und stirbt, tut manchmal schlimmer weh als eigenes Leid. Und wie oft habe ich schon Eltern angesichts der schweren Krankheit eines Kindes sagen hören: "Wenn es doch nur mich getroffen hätte…"

Viele Menschen, die auf dunkle Zeiten ihres Lebens zurückblicken, sagen: "Das war das Härteste, was ich je erlebt habe, aber ich bin Gott dadurch viel nähergekommen." Andere wiederum sagen: "Das war das Härteste, was ich je erlebt habe, und Gott schien mir unendlich weit weg zu sein."

Im schwersten Moment seines Lebens, kurz bevor er am Kreuz starb, rief Jesus die Worte: "Mein Gott, mein Gott, wozu hast du mich verlassen?"

Leid nicht ausgewichen

Wozu – so heißt es richtig übersetzt. Und das bedeutet: Jesus fühlt sich von Gott verlassen, weiß aber, dass auch das seinen Sinn hat. Das Christentum ist die einzige Religion, deren Gott ein leidender Gott ist. Jesus Christus ist selbst tiefstem Leid und schwerstem Leiden nicht ausgewichen.

Ja, das Kreuz ist ein Zeichen dafür, dass Gott weiß, was Schmerzen, Enttäuschung, Leid und Tod bedeuten – es ist ein Zeichen der Hoffnung für alle, die sonst jegliche Hoffnung verloren haben.