Thomas Crome (Horn) und Frank Oidtmann (Orgel) präsentieren in der Balinger Stadtkirche eine bunte Vielfalt in Klang und Stil. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Thomas Crome und Frank Oidtmann spielen zeitgnössische Musik – und loben die Konzertreihe

Balingen. Zeitgenössische Kompositionen haben am Sonntagabend einen Schwerpunkt des dritten "Orgel-Plus"-Konzerts in der Balinger Stadtkirche gebildet. Kammermusiker Thomas Crome, Horn-Dozent am Badischen Konservatorium in Karlsruhe, und Frank Oidtmann, Musikdirektor am Evangelischen Stift in Tübingen, boten auf hohem künstlerischen Niveau einen bunten Querschnitt unterschiedlicher Stile.

Den Beginn bildete eine Vertonung zu Psalm 126,1 des 1959 geborenen Helmut Michael Brand, Kirchenmusikdirektor im evangelischen Kirchenbezirk Tuttlingen. Sein 1999 entstandenes "… so werden wir sein wie die Träumenden" bietet eine große Fülle musikalischer Stilmittel: Mit gebrochenen Akkorden, die sich zu Clusterklängen addieren, schafft die Orgel einen Klangteppich, auf den sich das Horn in tiefer Lage aufsetzt. Aus einem ruhigen Anfang entwickelt sich eine rhythmische Fortschreitung, wiederkehrende Motive im Horn werden durch die Orgel in unterschiedlicher Form begleitet, und der zunächst cantable Gesamtcharakter wandelt sich in abwechselnden Solopassagen beider Instrumente und einer Steigerung in Tonhöhe und Dynamik der Hornstimme zu einem dramatischen Höhepunkt, der sich am Ende des Stückes in eine nahezu romantische Verklärtheit auflöst. Beide Instrumentalisten gefielen durch abwechslungsvolle Dynamik und eine teilweise eng mit dem Hornklang verschmelzende Registrierung, die dem Werk einen besonderen Reiz verlieh.

Die Freunde klassischer Orgelmusik kamen mit dem von Frank Oidtmann vorgetragenen "Freu dich sehr, o meine Seele" auf ihre Kosten. Choral und sieben Variationen des romantischen Komponisten Christian Heinrich Rinck gerieten zu einem kurzweiligen und abwechslungsreichen Vortrag. Rinck vereint in seinem Werk Elemente aus barocker Kontrapunktik, Klassik und Romantik, und Frank Oidtmann verlieh den einzelnen Variationen durch wechselnde Registrierungen jeweils einen individuellen Klangcharakter. Virtuos perlende Melodieumspielungen ließen den Choral mal tänzerisch, mal cantabel, mal kraftvoll erscheinen. Die "Freude" des Choraltextes wurde gekonnt in Spielfreude umgesetzt, bei der auch anspruchsvolle Passagen scheinbar mühelos dahersprudelten.

Der dritte Programmtitel, die 1983 entstandene Choralfantasie "Gib dich zufrieden und sei stille" des 1991 geborenen niederländischen Komponisten Jan Koetsier, gab Thomas Crome noch einmal die Gelegenheit, die klangliche Bandbreite seines Instruments zu präsentieren: Das Stück beginnt mit Haltetönen des Horns, zu denen die Orgel den cantus firmus vorstellt, der dann vom Horn übernommen und ausgestaltet wird. Hieraus entwickelt sich ein facettenreiches Wechselspiel beider Instrumente, das von den Künstlern in bestem Zusammenspiel ausgeführt wurde.

Die zahlreichen Zuhörer forderten eine Zugabe und erhielten sie mit dem 1942 entstandenen "Andante für Horn und Orgel" des dänischen Komponisten Georg Valdemar Høeberg, bei dem das Horn mit einer cantablen Melodie über einer zurückhaltenden Orgelbegleitung den Charakter einer melodiösen Singstimme entfaltete. Anhaltender Applaus belohnte die beiden Künstler, die vom starken Publikumszuspruch sehr begeistert waren und die Balinger Orgel-Plus-Konzerte als eine gelungene und reizvolle Konzertreihe lobten.