Per Videokonferenz zu Gast in Dürrwangen: Winfried Kretschmann. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Landtagswahl: Digitaler Austausch im Haus der Volkskunst

Unterstützung von höchster Stelle hat am Samstag der Grünen-Landtagskandidat Erwin Feucht bekommen: Ministerpräsident Winfried Kretschmann war – wenn auch nur per Videokonferenz – zu Gast im Haus der Volkskunst in Dürrwangen.

Balingen-Dürrwangen. Kein Zufall sei es, dass man sich ausgerechnet hier treffe, sagte Feucht bei der Begrüßung: "Dieses Haus steht für die Grundwerte unserer Gesellschaft, für Freiheit und Demokratie."

Manfred Stingel stellte in wenigen Worten das Haus vor, das mittlerweile auch das Kulturarchiv des Schwäbischen Albvereins beheimatet. Nur schade, bemerkte er am Rande, dass das Archiv nicht von staatlicher Seite Unterstützung bekomme und sich allein mit Spenden finanziere. Betreut wird es von Anna Fischer, die in Tübingen Empirische Kulturwissenschaften studierte.

Für Kretschmann war vieles, was er hörte, neu. Zum Beispiel, dass es im Ort vor 100 Jahren eine starke Möbelindustrie gegeben hatte und es Manfred Stingel gelungen war, Originalmöbel der Frommerner und Dürrwanger Hersteller von anno dazumal für die Gästezimmer zu beschaffen. Oder dass der 1848er-Revolutionär Gottlieb Rau ein Urgroßonkel von Manfred Stingel gewesen war und dass es ein Buch und einen Film über den revolutionären Dürrwanger und seinen "Zwetschgenfeldzug" gibt.

Er selbst sei Mitglied im Schwäbischen Albverein, sagte Kretschmann, und er wisse, dass der Verein "auch das macht, was man Brauchtumspflege nennt". Am meisten freue er sich darüber, dass es eine junge Frau sei, die sich hier engagiere. Junge Menschen müssten verstärkt eingebunden werden in die Pflege alten Kulturguts. Bei den Heimattagen sehe man vor allem "ältere Herrschaften". In anderen Ländern sei das nicht so, da sei die Tradition in der jungen Generation verankert.

Dass die Volkstanzgruppe Frommern im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen eine große und stabile Jugendgruppe habe, liege zweifellos an diesem Haus: "Es ist ein Ort, wo wir hinkommen können, uns wohlfühlen und unserem uncoolen Hobby nachgehen", sagte Jugendleiter Bastian Niklas. "Uncool", wunderte sich der Ministerpräsident, "warum denn das?" Nun ja, heutzutage werde kaum noch getanzt, und deutsche, oder in diesem Fall schwäbische Tänze würden in Tanzkursen gar nicht mehr gelehrt.

Und was tun, dass man das wieder "cool" findet? Erwin Feucht erinnerte an das Volkstanzfestival in Balingen und "Sackpfeifen in Schwaben": Da habe manch ein junger Mensch den Wunsch, auch dabei zu sein.

Balingen, meinte der Ministerpräsident, sei ein guter Ort dafür, jungen Menschen zu zeigen, dass Volkstanz und Volksmusik eigentlich doch recht "cool" seien. Es gelte, den Volkstanz und den Heimatbegriff aus der "volkstümelnden" Ecke herauszuziehen und in die Mitte der Gesellschaft zu bringen: "Es ist ein Stück Heimat, das beweglich ist."

Heimat – das ist für den Ministerpräsidenten auch die Mundart. Sprache sei etwas Lebendiges. Er werde gerne mal vorbeikommen und alles besprechen. Was für Winfried Kretschmann aber feststeht: "Unsere wichtigste Aufgabe in den nächsten Jahren wird der Kampf gegen den Klimawandel sein." Und von Erwin Feucht verabschiedete er sich mit den Worten: "Wir sehen uns bald wieder – hoffentlich als Abgeordneter."