Der Schilder- und Lichtreklamehersteller ist einer von mehr als 130 Ausbildungsberufen im Handwerk.                                                            Foto: AMH Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Kammer verzeichnet Rückgang bei Verträgen

Zollernalbkreis. Im vergangenen Jahr haben die Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen 1996 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Die Bilanz zum 31. Dezember 2018 verzeichnet einen Rückgang von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

In den fünf Landkreisen des Kammerbezirks werden 4822 junge Menschen ausgebildet. Schwankungen bei den Ausbildungszahlen seien nicht ungewöhnlich, teilt die Kammer mit. Im Unterschied zu den Vorjahren weise die Kammerstatistik für 2018 jedoch rund elf Prozent mehr Vertragsauflösungen innerhalb der Probezeit aus: 189 Auszubildende haben ihre Lehre in den ersten Monaten hingeschmissen.

"Abbrüche können viele Ursachen haben", sagt Hauptgeschäftsführer Joachim Eisert. Eine davon könnte in der demografischen Entwicklung liegen. "Wie selten zuvor haben Jugendliche die Wahl zwischen verschiedenen Ausbildungswegen. Dies führt möglicherweise auch zu einer erhöhten Bereitschaft, eine Ausbildung schon in der Probezeit abzubrechen, wenn die Erwartungen sich nicht mit der Realität decken, den Betrieb zu wechseln oder sich neu zu orientieren."

Der veränderte Markt verlange deshalb von den Betrieben ein hohes Engagement, einerseits um Nachwuchs zu gewinnen, andererseits die Auszubildenden langfristig zu binden, so Eisert. "Potentielle Auszubildende wollen umworben, Lehrlinge wollen überzeugt werden."

Mit einem Anteil von 40 Prozent sind die Metall- und Elektrobetriebe die zahlenmäßig wichtigsten Ausbilder im Handwerk. 803 Neuverträge entfallen auf die gewerblichen Zulieferer (Vorjahr: 797 Neuverträge). Es folgen die Bau- und Ausbaubetriebe, die ebenfalls mehr Lehrstellen besetzen konnten. 443 junge Menschen haben in den vergangenen zwölf Monaten eine Ausbildung zum Maurer, Stuckateur oder Maler begonnen (425). Zuwächse gibt es außerdem im von Nachwuchssorgen geplagten Nahrungsmittelhandwerk: 106 Neuverträge melden Bäcker und Metzger (99). Weniger Neuverträge melden die Gesundheitsberufe und das Holzgewerbe. 223 Auszubildende sind es bei den Friseuren, Orthopädiemechanikern und Zahntechnikern (252), bei den Tischlern 126 (136).

Die Bilanz 2018 weist erhebliche Unterschiede in den einzelnen Landkreisen aus. Während der Rückgang in den Kreisen Zollernalb (minus 2,1 Prozent, 413 Neuverträge), Tübingen (minus 2,5 Prozent, 395 Neuverträge) und Freudenstadt (mins 3,3 Prozent, 237 Neuverträge) auf dem Durchschnittsniveau des Kammerbezirks liegt, verzeichnet der Kreis Sigmaringen ein Minus von 17,6 Prozent (271 Neuverträge). Der einzige Kreis mit einer Steigerung ist Reutlingen, in dem die meisten Betriebe des Bezirks ansässig sind. Das Plus beträgt 6,9 Prozent (680 Neuverträge).

Nochmals zugenommen hat der Anteil von Flüchtlingen. 2018 haben 136 Menschen aus Afghanistan, Eritrea, Gambia, Irak, Iran, Nigeria, Syrien, Pakistan und Somalia eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb begonnen. Das entspricht 6,8 Prozent aller Neuabschlüsse (5,4 Prozent). Insgesamt sind 253 Flüchtlinge in der Lehrlingsrolle eingetragen (155).

 Die Angebote für die Jahre 2019 und 2020 sind unter www.hwk-reutlingen.de/ausbildung abrufbar. Dort sind auch Infos zu den mehr als 130 Ausbildungsberufen im Handwerk zu finden.