Beim Konzert in der Kirche in Dürrwangen (von links): Fernando Lepe Arias und Christian Zimmermann, Keyboard, sowie Ferdinand Ehni, Orgel. Foto: Lüken Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Bach Meets Electro" in der Petruskirche Dürrwangen / "Musikalisches Abenteuer" gelingt

Balingen-Dürrwangen. Der Altarraum der Petruskirche ist vollgestellt mit elektronischen Tasteninstrumenten und Geräten. Im Halbdunkel agieren zwei Musiker. Nur die Orgel ist hell erleuchtet; dort spielt der dritte Mann.

Johann Sebastian Bach, der Komponist des ausgehenden Barocks, wird mit einer elektronischen Musikerzeugung konfrontiert. Ob der alte Meister dies übersteht? Oder besser gefragt: Überstehen die modernen Instrumente die Begegnung mit dem musikalischen Übervater?

Beide Fragen muss man einem eindeutigen Ja beantworten. Bach ist stark genug für die Moderne, und die Moderne ist stark genug für Bach.

Der Abend beginnt mit langen Klängen, die sich langsam entwickeln, den Raum füllen. Daraus entsteht ein Stück, die akustische Orgel setzt ein, da geht musikalisch das Licht an, ein Stück Bachscher Musik erklingt.

Es ist das Präludium c-Moll aus dem "Wohltemperierten Klavier, Band zwei". Die Bewegung der Musik Bachs wird aufgenommen und variiert, langsam entsteht ein Klangteppich.

Ein Dialog zwischen den elektronischen Instrumenten und der Orgel beginnt. Das Keyboard befreit sich jetzt vom barocken Vorbild und fängt an, jazzig zu grooven. Am Ende verklingt das Stück und lässt ein begeistertes Publikum zurück.

Fernando Lepe Arias und Christian Zimmermann an den elektronischen Instrumenten und Ferdinand Ehni an der Orgel erzeugen dieses musikalische Abenteuer aus dem Augenblick heraus. Vorgegeben sind die Stücke, die von der Orgel eingespielt werden. Alles andere geschieht vor den Ohren des Publikums als Improvisation.

Christian Zimmermann hebt bei seiner kurzen Moderation hervor, dass für diese Art der gemeinsamen Improvisation die Musik Johann Sebastian Bachs besonders geeignet ist, weil sie aus stets überschaubaren kleinen Motiven besteht. Die strenge Gliederung, die er seinen Stücken mitgibt, eröffnet die Freiheit zum improvisatorischen Umgang mit seiner Musik.

Es folgt das berühmte Präludium C-Dur aus dem "Wohltemperierten Klavier Band eins". Nach einer Weile erklingt dazu unüberhörbar das Ave-Maria, das Charles Gounod dem Präludium hinzugefügt hat.

Die dazugehörige Fuge spielt Ferdinand Ehni auf der Orgel, vom Keyboard rhythmisch unterstützt.

Es folgt das Präludium in G-Dur für Orgel. Die elektronischen Instrumente improvisieren über Motivfetzen aus dem c-Moll-Präludium von Bach. Ferdinand Ehni zelebriert ein Largo aus einer Triosonate; am Ende entsteht unter den Händen der Musiker eine berückende Version des Airs aus der Dritten Orchestersuite.

Das Publikum tobt, eine Zugabe wird nötig: "Fantasie g-Moll" von Bach kombiniert mit "Mr. Lawrence Melody". Die zweite Zugabe verzichtet auf den Organisten, der Jazz kommt jetzt zum Zuge und beschließt einen begeisternden Abend.