Unterstützung: Das Sozialkaufhaus Domiziel in Frommern blickt auf drei erfolgreiche Jahre zurück
Balingen-Frommern. Seit mehr als drei Jahren sorgt das Sozialkaufhaus "Domizil" dafür, dass sozial benachteiligte Menschen vergünstigt Möbel und Hausrat einkaufen können. Corona hat aber auch dieser Institution einen Strich durch die Rechnung gemacht.Wer bedürftig ist und etwas zu essen braucht, geht zur Tafel. Doch an wen wendet man sich eigentlich, wenn einem Möbel und Hausrat fehlen? In diesem Fall springt das Sozialkaufhaus Domiziel ein.
Im Jahr 2017 wurde der Verein Domiziel Sozialkaufhaus Zollernalb ins Leben gerufen und an der Balinger Straße 30 in Frommern ein Laden geöffnet. "Wir haben viel erreicht", sagt Vorstandsmitglied Nathalie Hahn.
Anfangs gab es eine Verkaufsfläche von 100 Quadratmetern. Diese befindet sich in den Räumen der früheren Möbelfabrikhalle der Firma Erhard. Über die Jahre ist das "Domiziel" angewachsen und fasst mittlerweile knapp 1500 Quadratmeter. "Herr Erhard hat immer ein offenes Ohr für uns", freut sich Hahn.
Diese r Verkaufsfläche ist für Menschen, die sehr wenig haben oder aufgrund eines Schicksalsschlags am Boden sind. Das Angebot richtet sich an Menschen aus dem Zollernalbkreis, die über einen Tafel-Ausweis oder über eine entsprechende Berechtigung wie Hartz-IV- oder Wohngeldbescheid verfügen. Aber auch Menschen, die sich in einer unvorhergesehenen Lebenssituation befinden – beispielsweise aufgrund eines Wohnungsbrands obdachlos sind –, wird geholfen.
In der Halle finden sich Möbelstücke und Hausratsgegenstände. Diese stammen aus Spenden oder Haushaltsauflösungen. "Wir werden auch von Angehörigen von Verstorbenen kontaktiert", sagt Hahn. Man fahre dann vorbei und schaue sich an, was dem gutem Zweck noch zugeführt werden kann: "Hochwertige Antiquitäten kommen da natürlich nicht in Frage."
Zwischen 20 und 25 Ehrenamtliche helfen, die Möbel zu säubern und aufzubereiten. Außerdem unterstützen sie das "Domiziel" beim Verkauf und den Besichtigungen. "Wir haben neben Frauen im Rentenalter auch Geflüchtete und Menschen, die ihre Sozialstunden bei uns ableisten. Wir sind ein sehr buntes Team", erzählt Hahn.
Neben den Ehrenamtlichen arbeitet mittlerweile auch eine feste Teilzeitmitarbeiterin im Domiziel. "Sie spricht perfekt Deutsch und Arabisch. Das ist natürlich sehr gut für unser Klientel. ", erklärt Hahn. Die Sprachbarriere zu überwinden, sei wichtig.
Corona hat auch dem Sozialkaufhaus geschadet. Im Frühjahr musste es aufgrund der Pandemie fast drei Monate schließen. "Da gab es auf allen Seiten viele Tränen. Keiner wusste, wie lange das so gehen würde", erzählt Hahn. Als der harte Lockdown dann kam, war das Sozialkaufhaus allerdings vorbereitet.
Aktuell kann das Team "ein bisschen" arbeiten. Möbellieferungen und -abholungen laufen kontaktlos, und die Mitarbeiter arbeiten in festen Zweierteams. Außerdem tragen alle FFP2-Masken. Das Team kann für das Jahr 2020 etwas 1000 Abholungen und Lieferungen von Möbeln verbuchen.
Die Erlöse aus dem Verkauf der Möbel sind niedrig. Um das Hilfsangebot dennoch finanziell stemmen zu können, ist der Verein stark auf Spenden angewiesen. Darüber hinaus verfügt der Verein über 58 Mitglieder, deren Beiträge das Projekt stützen. Neuzugänge sind hochwillkommen.
Neben der Unterstützung durch Möbel und Hausrat leistet das Team auch andere Hilfe: "Es gibt viele Hilfsangebote im Kreis und damit leider auch eine sehr unübersichtliche Landschaft an Unterstützungsmöglichkeiten", sagt Hahn. Der Verein mit seinem großen Netzwerk könne hier oft direkt vermitteln und damit den Betroffenen unkompliziert und sofort helfen."
"Man darf die Scham der Menschen allerdings nicht unterschätzen", meint Hahn. Vor allem ältere Menschen würden sich für ihre Notlage schämen und wüssten überhaupt nicht, dass ihnen Unterstützung zusteht. Im Gespräch mit ihnen finde man dann häufig Möglichkeiten, ihnen zu helfen.