Zwischen Bäumen und Ständen: Auch am Dienstag hat der Krämermarkt viele Besucher angelockt. Foto: Hauser

Verkleinerung und Umsiedlung? Mehrheit der Beschicker hält von Veränderungs-Plänen nicht viel.

Balingen - Verkleinerung des Markts, um die Zufahrt in die Innenstadt zu verbessern, Stände auf den umgestalteten Kirchplatz platzieren – diese Gedankenspiele hat der HGV Balingen bereits angestellt. Die Mehrheit der Marktbeschicker hält davon aber nichts.

Als es im April im Verwaltungsausschuss darum ging, den Termin des Krämermarkts im Dezember vorzuverlegen, richtete sich in der Diskussion der Blick noch weiter in die Zukunft. Der HGV Balingen hatte in einer Stellungnahme unter anderem darauf verwiesen, dass Kunden und Anlieferer an Markttagen nur schwer den innerstädtischen Bereich erreichten. Angeregt wurde, dass der Markt nur noch bis zur Volksbank reicht und verlegt wird, wenn der Hintere Kirchplatz fertiggestellt ist (wir berichteten).

Davon hält Giuseppe Angeletti aus Balingen, der seit 43 Jahren auf dem Krämermarkt anzutreffen ist, gar nichts. Zum einen fehle hinter der Kirche der Platz, zum anderen gingen seiner Ansicht nach die Besucher an den Ständen auf dem Hinteren Kirchplatz vorbei, sollten sie einmal dort angeordnet werden. "In der Friedrichstraße sind die Stände in einer Linie aufgestellt. Die Leute gehen einmal hoch und runter und biegen ungern ab", sagt Angeletti, der viele Jahre Vize-Präsident sowohl im Bundes- als auch Landesverband der Schausteller und Marktkaufleute war.

"Eine Änderung ist immer von Nachteil", hält auch Wolfgang Liebhardt aus Stockenhausen fest, der vor mehr als vier Jahrzehnten mit Textilwaren angefangen hatte, danach Uhren und Sonnenbrillen verkaufte und nun mit Raclette und seinen Chilli-Knackern Kunden anlockt. Nur wer über Jahre am gleichen Platz stehe, könne sich eine Stammkundschaft aufbauen, so seine langjährige Erfahrung. "Und von einem florierenden Markt profitieren nicht nur die Beschicker, sondern auch die Einzelhändler", ist sich Liebhardt sicher, weshalb er dafür plädiert, "zusammenzuschaffen und an der bisherigen Tradition festzuhalten".

Dafür plädiert auch Michael Haller aus Grosselfingen, dessen Eltern schon mit Stahl-, Haushalts- und Kurzwaren nach Balingen gekommen waren. Denn "Standorte und Zeiten zu ändern, das empfiehlt sich nicht." Der Markt sei gut sortiert und werde daher auch von den Kunden angenommen, die aus der gesamten Region in die Kreisstadt kämen: "So wie der Markt jetzt ist, ist er perfekt. Besser kann man es nicht machen", sagt Haller, der wie Angeletti auch das Engagement der Stadt lobt und von Wolfgang Martin aus Stockach Unterstützung erhält.

Es komme darauf an, dass man zuverlässig da und an der gleichen Stelle zu finden sei, betont der Strumpfwarenhändler, weshalb Martin von räumlichen und zeitlichen Verlegungen nichts hält: "Das tut dem Markt nicht gut."

Ein großes Angebot, ein großer Zulauf – das zeichnet nach Meinung von Joachim Kreiner aus Villingen-Schwenningen die Balinger Krämermärkte aus. Er verkauft in dritter Generation Kräuter und Gewürze und hat schon die Verlegung des Markts von der Neuen Straße in die Friedrichstraße miterlebt. "Am Anfang ist es eine Katastrophe, danach kann sich alles einspielen", machte er die Erfahrung.

Kreiner hatte seinen Stand auch schon bei der Stadtkirche aufgebaut, wo er von den Fußgängern profitierte, die zum damaligen Real-Markt unterwegs waren, wie er sich erinnert.

Daher sollten nicht schon jetzt gleich alle Vorschläge abgelehnt werden. Sein Ratschlag: erst die Gestaltung des Kirchplatzes und die Stilllegung der Adlerstraße abwarten, bevor eine Entscheidung gefällt werde.

In Balingen finden seit 1502 Märkte statt, wie aus Quellen des Stadtarchivs ersichtlich ist. Um 1600 sollen drei Jahrmärkte stattgefunden haben, und zwar am Fastnachtsdienstag, am Pfingstdienstag und am Christabend. Letzterer hat in Balingen somit eine jahrhundertelange Tradition.

In den 1970er-Jahren wurden die Krämermärkte von der Friedrichstraße unter anderem in die Neue Straße sowie in die Ölbergstraße, Friedhofstraße und Kameralamtstraße verlegt.

Seit der Sanierung in den 1990er-Jahren sind die sieben Balinger Krämermärkte wieder in der Friedrichstraße.