Der Gesang der Kantorei verbindet sich mit der Orgel zu einem kraftvollen Klangkörper. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder Bote

Kirchenmusik: Kantate steht im Mittelpunkt der Liturgie / Gotteslob als roter Faden / Zeitlose Kraftquelle

Die Kantate steht in der evangelischen Kirche am "Singesonntag" im Mittelpunkt der Liturgie.

Balingen. Die Evangelische Kantorei hat diesen Ansatz unter der Leitung von Bezirkskantor Wolfgang Ehni im Gottesdienst in der Balinger Stadtkirche in die Tat umgesetzt. Sie bot Ausschnitte aus dem Programm des bevorstehenden Sommerkonzerts am 8. Juli dar.

Zur Eröffnung erklang das "Quia fecit mihi magna" aus dem "Magnificat" von John Rutter. Marias Lobgesang aus dem Lukasevanglium preist die Größe Gottes. "Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist, und dessen Name heilig ist" wurde zur Überschrift des Gottesdiensts. Durch diesen zogen sich das gesungene Gotteslob und die befreiende Kraft der Musik wie ein roter Faden.

Gesang auf Hebräisch

Die Lesung aus dem Ersten Buch Samuel beschrieb die heilsame Wirkung des Harfenspiels Davids auf den vom bösen Geist heimgesuchten König Saulus. In die Zeit der Hebräer führten zwei Vertonungen zu Psalm 131 und 133 sowie zum Wochenpsalm 100 aus den "Chichester Psalms" von Leonard Bernstein, die von der Kantorei auf Hebräisch vorgetragen wurden.

Wolfgang Ehni gab den anspruchsvollen Orchesterpart auf der Orgel wider und die Kantorei sang mit ansteckender Freude und Begeisterung. Der Predigttext aus Kapitel 16 der Apostelgeschichte beschreibt den Lobgesang von Paulus und Silas als Gefangene im römischen Gefängnis: Ein Erdbeben schafft ihnen eine Möglichkeit zur Flucht, doch sie verharren im Kerker und bekehren so den Gefängnisaufseher.

Dekan Beatus Widmann mahnte in seiner Predigt feste Gebetszeiten als eine tragende Gewöhnung und Kraftquelle an. Ein hörbarer, gesungener Lobgesang wirke nicht nur auf andere, sondern auch auf den Singenden selbst. Er habe die Macht, unsichtbare Fesseln wie Angst und Neid durch ein "geistliches Erdbeben" zu sprengen und Menschen zu bekehren, indem sie aus Freude und Lobgesang heraus das Heil erlangten.

Die Gemeinde wurde in den vielstimmigen Lobgesang einbezogen und sang zusammen mit der Kantorei Lieder, die im Gesangbuch als vierstimmige Chorsätze abgedruckt sind. In den Fürbitten erbat Dekan Widmann Kraft und Freude für die musikalisch Tätigen in der Gemeinde, und der ebenfalls mehrstimmige Antwortruf verlieh dieser Bitte klangvoll Nachdruck.

Die Kombination aus alten überlieferten Texten und moderner Tonsprache machten einmal mehr deutlich, dass das Lob Gottes eine zeitlose Kraftquelle ist, aus der Christen zu allen Zeiten Glück und aufbauende Freude geschöpft haben.