Wie geht es mit dem Balinger Bahnhof weiter - oder vielmehr: Mit dem Bahnhofsvorplatz? Darüber wurde im Gemeinderat diskutiert. Foto: Maier

Meinungen reichen von "würdigem Stadteingang" bis hin zu "Bausünde". Büro überarbeitet Entwurf.

Balingen - Wie weiter rund um den Balinger Bahnhof? Nach dem Vorliegen der Wettbewerbsergebnisse zur Neugestaltung des nördlichen Innenstadteingangs hat der Gemeinderat darüber am Dienstagabend kontrovers diskutiert. Die Debatte drehte sich vor allem um den Bahnhofsvorplatz.

Deutlich wurde dabei, dass viele ein Problem mit dem Querbau haben, den der Siegerentwurf des Berliner Büros Holzwarth mit Yellow Z auf dem Vorplatz vorsieht. Diesen hatte die Balinger Historikerin Ingrid Helber als "Bausünde" bezeichnet, weil er die heutige großzügige Platzfläche einenge – genau das hätten die Stadtplaner vor rund 100 Jahren nicht gewollt.

Auch das Preisgericht selbst sowie die Balinger Stadtplaner und Bahnhofs-Eigentümer Peter Seifert sind mit der ersten Lösung des Büros Holzwarth, speziell was den Bahnhofsvorplatz betrifft, nicht ganz zufrieden gewesen. Nicht nur, weil die Planer den Baukörper im ersten Entwurf teilweise auf dem Grundstück von Peter Seifert angesiedelt hatten, sondern auch, weil dadurch der Übergang zwischen Bahnhofsgebäude und Neubau zum Bahnsteg zu eng ausfallen würde. Und weil die Straße zwischen dem neuen Gebäude und der früheren Post (Betten-Prinz) zu breit wäre und damit eine "Konkurrenz" zum verkleinerten Bahnhofsvorplatz darstellen würde.

Das Büro Holzwarth hat darauf mittlerweile reagiert und den ersten Entwurf weiterentwickelt: Der Querbau ist weiter in Richtung Stadtmitte verlagert, der Vorplatz wird über die Bahnhofsstraße hinaus fortgeführt, gewinnt dadurch an Größe: kein Rechteck mehr, sondern eher ein verkehrsberuhigtes Quadrat. Die Mitnutzung der Straße ist ein klares Zeichen dafür, dass Fußgänger und Radfahrer in diesem Bereich künftig gleiche Rechte haben wie Autofahrer.

Bedenken gegen den angedachten Querbau, in dem dereinst Gastronomie angesiedelt werden könnte, formulierten mehrere Stadräte – es gab indes auch Befürworter. Erwin Feucht (Grüne) meinte, der angedachte Querbau gefalle ihm persönlich nicht, er empfinde ihn als "Fremdkörper". Ähnlich äußerte sich sein Fraktionskollege Uwe Jetter (Grüne): Er habe vor allem Bedenken, was die damit einhergehende künftige Sicht auf den Bahnhof angehe. Georg Seeg (SPD) sagte, er sei "kein Freund des Querbaus". Wenn es nach ihm gehen würde, solle der Platz so großzügig bleiben, wie er ist – nur schöner gestaltet. Genau das ist auch die Meinung von Andelin Hotkovic (CDU): Er regte an, den jetzigen großzügigen Platz nicht durch ein neues Gebäude, sondern, wie es einer der beiden weiteren Siegerentwürfe des Wettbewerbs vorsieht, mit Bäumen zu begrenzen.

Klaus Hahn und Wolfgang Rehfuß (beide CDU) sind indes klare Fans des Querbaus: Dieses neue Gebäude als Ersatz für die jetzige Bahnhofsgaststätte würde eine "klare Aufwertung des Vorplatzes" bedeuten, sagte Hahn. Der Platz könne seiner Meinung ohnehin etwas kleiner ausfallen als bisher, dieser müsse ja "kein Festplatz" sein. Rehfuß meinte, ein Querbau wäre ein guter und sinnvoller Abschluss des Platzes. Auch Oberbürgermeister Helmut Reitemann spricht sich für den Querbau als klare Begrenzung des Bahnhofsvorplatzes aus. Durch das neue Gebäude werde zudem der Bereich vor dem Bahnhofsgebäude verkehrsberuhigt – die Zufahrt zum Bereich entlang der Bahngleise und zum Lindle würde künftig zwischen dem Neubau und Betten-Prinz erfolgen. Noch keine abschließende Meinung gebildet haben sich Werner Jessen (Freie Wähler) und Dietmar Foth (FDP).

Die Frage, ob man nicht die jeweils besten Elemente aus den Entwürfen der drei Preisträger zu einem vermeintlich idealen Gesamtkonzept zusammenfügen könnte, beantworte Franz Pesch, Vorsitzender des Preisgerichts, mit einem klaren "Nein": Eine solche Rosinenpickerei funktioniere nicht. Pesch wies darauf hin, dass man bei der Stadtplanung beim besten Willen nicht alle Ansprüche befriedigen, nicht alle Bedenken berücksichtigen könne. Und er machte deutlich, dass die Wettbewerbs-Arbeiten über den Vorplatz hinaus – vom Park-and-Ride-Parkplatz im Norden bis zum Klöckner-Areal im Süden – jeweils in sich konzeptionell stimmig seien. Und er wies darauf hin, dass die Entscheidung, den Holzwarth-Plan zum Sieger zu küren, in der hochkarätig besetzten Jury im April einstimmig gefallen sei.

Pesch sprach sich zudem klipp und klar für den Querbau auf dem Bahnhofsvorplatz aus. Der Platz könne sich damit zu einem "würdigen Stadteingang" entwickeln, der Querbau wäre das "Gesicht des Platzes". Pesch: "Aus fachlich-stadtplanerischer Sicht kann ich diese Lösung wärmstens empfehlen."

  Weiterdiskutiert wird im Gemeinderat über dieses Thema im Oktober; dann stellt das Büro den überarbeiteten Entwurf vor.