Eltern von Jugendlichen, die sturzbetrunken ins Krankenhaus eingeliefert werden, würden angeschrieben. Im Wiederholungsfall werde die Führerscheinstelle informiert. Foto: dpa

Alkoholexzesse eindämmen: Gremium will mit "Leitlinie für neue Festkultur" Zeichen setzen.

Balingen - Auswüchsen bei Festen will der Balinger Gemeinderat mit einer neuen Leitlinie begegnen. Das Gremium beschloss am Dienstagabend ein Eckpunktepapier, das Alkoholexzesse und Gewalt eindämmen soll.

"Ich würde das äußerst begrüßen", hatte Gerhard Schuler, stellvertretender Leiter des Balinger Polizeireviers, im Vorfeld betont. Oberbürgermeister Helmut Reitemann appellierte an die Räte, das Papier mit großer Mehrheit zu verabschieden. Ziel müsse es sein, "ein deutliches Signal" und "ein Zeichen" zu setzen. Der Appell fruchtete. Bei lediglich drei Enthaltungen gab’s grünes Licht für die Neuerung.

Auch wenn sie "nicht viel Neues" berge, wie Klaus Hahn (CDU) bemerkte, ist diese Regelung laut Angela Godawa (SPD) "ein Schritt in die richtige Richtung". Denn "wir müssen Vorbild sein für die junge Generation", stellte Sabine Klaiber (Frauenliste) heraus. Es gelte zu vermitteln, dass "Feste auch ohne Komasaufen" möglich seien.

Wie Ordnungsamtsleiterin Brigitte Witzemann in der Vorlage verdeutlicht hatte, sind die Zahlen alarmierend. Immer häufiger komme es bei Festen nach übermäßigem Alkoholkonsum zu Schlägereien. In einer Liste der Negativrekorde stehe der Zollernalbkreis mit 58 Komasäufern auf 10 000 Einwohner an sechster Stelle im Land.

Das Eckpunktepapier konkretisiere Regeln, die allesamt im Jugendschutzgesetz verankert seien, erläuterte Reitemann. Es solle für friedlichere Feste sorgen und den Vereinsverantwortlichen eine "Hilfe an die Hand" geben.

Ziel: möglichst viele Gemeinden überzeugen

Es gelte, "dahin zurückzukommen, wo wir vor vielen Jahren einmal waren", bekräftigte Klaus Hahn. Heute meinten manche Fetengänger, die ganze Nacht durchfeiern und auch noch "vorglühen" zu müssen. Es sei traurig, "wenn man mit einem in der Birne auf ein Fest gehen" müsse, um Spaß zu haben. Nicht nur Randale, sondern auch Lärmbelästigungen würden durch die Regelung eingedämmt.

Es gebe weitere Strategien gegen das Komasaufen, erläuterte Witzemann. Eltern von Jugendlichen, die sturzbetrunken ins Krankenhaus eingeliefert werden, würden angeschrieben. Im Wiederholungsfall werde die Führerscheinstelle informiert.

Die "neuen Festkultur" sei ein Baustein, der "umso wirkungsvoller ist, je mehr sich daran beteiligen", betonte Andelin Hotkowic (CDU). 14 Landkreise hätten sich bereits diesem von Sigmaringen angestoßenen Modell angeschlossen. Ziel sei es, möglichst viele Gemeinden im Zollernalbkreis "mitzunehmen".

Die Zielsetzung des Papiers sei richtig, sagte Dietmar Foth (FDP), hielt aber zugleich fest: "Es ist eine Minderheit, die aus der Rolle fällt."

Die Regeln sollen in die Benutzungsordnung für städtische Hallen und Plätze aufgenommen werden und allen Veranstaltern nahe gebracht werden. Wer bei der Organisation und Umsetzung freiwillig weitergehende Richtlinien beachtet, kann über das Landratsamt ein FairFest-Siegel erhalten, mit dem er für sein besonders sicheres und gesittetes Fest werben kann.