Gabriel Kiwitz (links), einer der Organisatoren, stellt die Aktion zum Thema Vielfalt vor und fordert Georg Link auf, zum Buntstift zu greifen. Fotos: Stiegler Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: In der Arbeitsagentur Balingen sind bis Donnerstag, 4. Juli, Werke von Mitarbeitern zu sehen

"Lebt Vielfalt, wo ihr arbeitet": Unter diesem Motto haben vier Auszubildende der Bundesagentur für Arbeit ein Kochbuch und eine Kunstausstellung gestaltet. Sie werben damit für eine buntere Gesellschaft und Arbeitswelt.

Balingen. Grell und grün leuchtet das Bild von Helmut Ambs. Die quadratische Oberfläche ist uneben und zerfurcht.

Das Bild besteht aus Schriftstücken, über die sich der Hobby-Künstler aufgeregt hat, und die er dann zerkleinert und geschreddert zum Werk formte und mit Acrylfarbe überdeckte. "Lass drüberwachsen", nennt Ambs, der hauptberuflich im Balinger Job-Center Abiturienten berät, sein Bild. "Über alles Ärgerliche neue Hoffnung drüberwachsen lassen": So erklärt er den Gedanken dahinter. Signiert ist das Bild mit dem Pseudonym "Max Auch". Ein Wortspiel, mit dem Ambs die Betrachter auffordert es ihm nachzutun: "Es ist ein Erlebnisakt für den Ersteller. Was mich heute ärgert, kann zur Kraft für morgen werden."

Sein Ansatz sei kunsttherapeutisch, sagt er. Seit 2012 habe er ein entsprechendes Zertifikat. Die entstanden Bilder hängt er teilweise in seinem Büro auf: "Ich brauche eine Umgebung, wo ich mich optisch wohlfühle."

Das Bild von Ambs ist der Balinger Beitrag einer Kunstausstellung, die vier Auszubildende der Bundesagentur für Arbeit aus dem Regionalverbund Ulm – zu dem auch der Zollernalbkreis gehört – konzipiert haben. Zusammen mit einem interkulturellen Kochbuch bildet die Ausstellung, die bis zum Donnerstag, 4. Juli, in Balingen zu sehen sein wird und dann innerhalb des Verbunds weiterwandert, den Wettbewerbsbeitrag der Auszubildenden. Sie nehmen an der "Diversity Challenge" der "charta der vielfalt" teil.

Innerhalb der vergangenen Monate hatte das Team intern Mitarbeiter aufgefordert, internationale Rezepte einzureichen, um den eigenen Migrationshintergrund oder die Verbundenheit mit einem bestimmten Land zu symbolisieren. Auf diese Weise sind 31 Rezepte zusammen gekommen, beispielsweise für englischen Apfelkuchen, sizilianische Reisbällchen, syrische Falafel oder ungarischen Kesselgulasch. "Wir wollten alle Mitarbeiter einbinden und sind froh, dass wir Leute gefunden haben, die mitgemacht haben", so der 24-jährige Gabriel Kiwitz, Auszubildender im zweiten Lehrjahr und einer der Organisatoren.

Auch die ausgestellten Bilder, die das Thema "Vielfalt" künstlerisch aufgreifen, stammen von Mitarbeitern der Arbeitsagenturen des Verbunds. Neben dem Balinger Beitrag finden sich auch Bilder aus Schwäbisch Gmünd, Konstanz oder Ravensburg. Die elf bunten Bilder von sechs Künstlern sollen "eine Inspiration für alle Kunden sein, die mein Büro betreten, über den eigenen Horizont hinaus zuschauen" oder "für kreative und offene Mitarbeiter mit verschiedenen Nationalitäten stehen", informiert der Flyer zur Ausstellung.

Die Balinger Mitarbeiter werden zudem aufgefordert, selbst kreativ zu werden. Für die Dauer der Ausstellung steht ein Tischchen mit Filzstiften und Wasserfarben bereit. Eine Karte des Verbunds kann kreativ verschönert werden.

Der scheidende Arbeitsagentur-Chef Georg Link äußert sich begeistert: "Die Idee des Wettbewerbs ist es, Vorurteile abzubauen. Vielfalt ist Chance und Gewinn." Dann nimmt er einen Buntstift und beginnt selbst zu malen.