Die Untersuchung, die das Zollernalb-Klinikum in Auftrag gegeben hat, belegt es: Geschäftsführer Gerhard Hinger zeigt den Zollernalbkreis als "weißen Fleck" auf der Landkarte. Foto: Ungureanu

Gesundheit: Laut Geschäftsführer Gerhard Hinger sind die Voraussetzungen für die Zulassung einer Pädiatrie gegeben

Von Gert Ungureanu

1068 Kinder haben im Jahr 2018 im Zollernalb-Klinikum das Licht der Welt erblickt. Im laufenden Jahr werden es wohl genau so viele. Das spricht fürs Klinikum. Aber es gibt ein Problem: Die nächstgelegenen Kinderkliniken sind weit weg. Zu weit, um sie im Notfall in der vorgegebenen Zeit von maximal 30 Minuten zu erreichen.

Balingen. Das soll kein Dauerzustand bleiben, sagt Klinik-Geschäftsführer Gerhard Hinger: "Wir sind ein weißer Fleck auf der Landkarte", erklärt er und zeigt eine Karte, auf der die umliegenden Kinderkliniken in Reutlingen, Tübingen, Villingen-Schwenningen und Ravensburg dargestellt sind – mit den Anfahrtszeiten.

Die in Auftrag gegebene Studie zeige deutlich: Von keinem Punkt im Zollernalbkreis aus sei eine Kinderklinik innerhalb der vorgegebenen Zeit zu erreichen.

Um vom Ministerium die Zulassung für eine Kinderklinik zu bekommen, brauche man die räumlichen und personellen Voraussetzungen, erklärt der Klinik-Geschäftsführer. Erst dann könne man den Antrag stellen, einen Versorgungsauftrag zu bekommen.

Drei Besuche beim Sozialministerium in Stuttgart seien nötig gewesen, "bis man dort verstanden hat, dass wir die Kinderklinik dringend brauchen", sagt Hinger. Mittlerweile sei das akzeptiert worden. Ministerium und Kreistag zu überzeugen, sei schwierig. Warum? Etwa, weil weil eine Kinderklinik längst nicht so lukrativ ist wie eine Geriatrie oder eine andere Fachabteilung? So dürfe man das nicht sehen, sagt er. Aber er weiß: "Kinderkliniken sind meist ein Zuschussgeschäft. Aber man darf nicht danach entscheiden, ob eine einzelne Abteilung wirtschaftlich ist oder nicht. Man muss das Klinikum als Ganzes betrachten." Und: "Was wir wollen und leisten müssen, ist eine wohnortnahe Versorgung." Einfach, räumt er ein, werde es nicht sein.

Derweil sei das Klinikum noch auf der Suche nach einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt. Ein Pädiater werde dringend gebraucht, denn angesichts der aktuellen Reglementierungen durch die Politik würden neue Qualitätsstandards gefordert. "Unter anderem wird vorgegeben, welche Geburten in Kliniken ohne Kinderarzt noch gestattet sind", sagt Hinger.

Er verweist in diesem Zusammenhang auf eine Bewertung der Geburtshilfe am Krankenhaus in Sigmaringen: Dem Krankenhaus im Nachbarkreis wird im aktuellen Qualitätsbericht des Berliners Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen im Bereich Geburtshilfe "unzureichende Qualität" bescheinigt. Das, weil "nicht sichergestellt werden konnte, dass ein Kinderarzt rechtzeitig bei der Geburt von Frühgeborenen anwesend war". Nach Angaben des Krankenhauses sei es dabei um fünf Frühgeburten von insgesamt 626 Geburten im vergangenen Jahr gegangen. In Balingen, sagt Hinger, sei die Zahl der Geburten fast doppelt so hoch.

Nachdem die fest angestellte niedergelassene Ärztin das Klinikum verlassen habe, um eine Praxis in Balingen zu übernehmen, würden sich derzeit niedergelassene Kinderärzte aus Balingen und Albstadt um die Neugeborenen kümmern und die Vorsorgeuntersuchungen durchführen – parallel zur Arbeit in der eigenen Praxis.