Kultur: Jugendtanzleiter-Ensemble des Schwäbischen Albvereins reist nach China / Zur Eröffnung in Nanjing

Balingen-Frommern. Das Jugendtanzleiter-Ensemble des Schwäbischen Albvereins reist nach China. "Die Chinesen fragen sich ja: Wer ist das? Da kommen komische Menschen mit komischen Kleidern", führt Manfred Stingel aus. Er ist Vorsitzender des Kulturrats des Schwäbischen Albvereins und Leiter des Jugendtanzleiter-Ensembles des Schwäbischen Albvereins.

Deshalb informiert die neue Broschüre auf Deutsch und Chinesisch unter folgenden Rubriken: "Die Musikanten" (die Gruppe Wacholderklang mit Instrumenten wie Dudelsack, Akkordeon, Geige, Bassklarinette, Hirtenhorn und Teufelsgeige), "Tanz und Gesang" (in Schwaben gibt es eine mehr als 600 Jahre alte Paartanztradition), "Die Trachten" (mit dem Bollenhut als Symbol für den Schwarzwald), "Die Schäferkultur" (der Wettlauf der Schäferinnen, die Schäferkönigin) sowie "Das Haus der Volkskunst". Schließlich wird unter dem Motto "43 000 Jahre alt – Weltkulturerbe" über die weltweit ältesten Musikinstrumente und Kunstwerke berichtet, die auf der Schwäbischen Alb gefunden wurden.

90 000 Mitglieder zählt der Albverein, die in 550 Vereinen in Dörfern und Städten organisiert sind. "Es wäre schade, wenn das kulturelle Erbe der Schwaben verloren ginge", betont Stingel. Deshalb habe er seit mehr als 50 Jahren viel Zeit und Kraft investiert, um Jugendliche für die Pflege der traditionellen Tänze, Musik, Lieder und Sprache, also die Kultur der Vorfahren, zu begeistern.

Die Mitglieder des Jugendtanzleiter-Ensembles kommen aus dem Ermstal und dem Hohenlohischen, aus Sontheim, Onstmettingen, Dürrwangen, Bittelschieß, Betzingen, Balingen und Ulm. Stingel: "Sogar ein gekröntes Haupt der Schäferkönigin und ein Bollenhut aus dem Gutachtal sind dabei."

Diese jungen Tanzleiter und Musikanten, die im Schwäbischen Albverein Jugendarbeit machen, singen und musizieren auch auf der CD "Musikanta spielet no oins auf", die der Schwäbische Albverein produziert hat. "Sie tragen somit die schwäbische Kultur in die Welt hinaus, genauer gesagt, nach China."

Zuerst sind sie in Xian, einer Stadt mit acht Millionen Einwohnern. Partner sind Studenten der deutschen Sprache von "Xian International Studies University". Bei der Eröffnung der Messe CMT in Nanjing ist das Ensemble dabei und wird auch in einem Museum in Shanghai auftreten.

Hans Jürgen Schnurr, der aus Dürrwangen stammt, hat den Kontakt hergestellt und den Austausch geplant. Er ist mit einer Chinesin verheiratet und lebt in Freudenstadt. Ziel ist es, die touristischen, kulturellen, wirtschaftlichen und menschlichen Kontakte zwischen Xian, Ankang, Nanjing und Baden-Württemberg zu entwickeln.

"Die Vorbereitungen laufen", sagt Stingel: Die Visa seien da, die roten T-Shirts, die die Gruppe im Gepäck hat und die auch als Gastgeschenke gedacht sind, stünden in einer Schachtel auf dem Boden im Haus der Volkskunst. Auf dem T-Shirt ist vorne ein tanzendes Paar zu sehen, hinten ist das chinesische Schriftzeichen für "Tanz" aufgedruckt – mit dem Zusatz "China 2018".

Er fühle sich wie vor einer Expedition, freut sich Manfred Stingel. Weltoffenheit stehe ganz oben und man sei schon immer viel gereist. "Wenn man miteinander tanzt, kommt man nicht auf die Idee, dass Fremde blöd sind. Aber ein Jugendkulturaustausch mit China, das ist völliges Neuland. Es ist schon ein bisschen mutig, was wir tun. Man braucht dort für alles eine Erlaubnis. Wir können sicherlich viel voneinander lernen."

Dann geht Stingel zurück in die Werkstatt im Haus der Volkskunst. Er hat noch etwas zu Wichtiges zu erledigen: "Im Moment ist die Krone der Schäferkönigin noch in einer Schachtel von einem Fahrradhelm. So können wir nicht nach China." Das gehe nur mit der ordentlichen Hutschachtel, die Stingel gerade baut.