Inmitten anderer Mehrfamilienhäuser und neben dem Hochhaus: 36 neue Wohneinheiten sollen auf dem Grundstück Balinger Straße 31 in Frommern entstehen. Der Ortschaftsrat sprach sich grundsätzlich für das Vorhaben aus. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Vorhaben: Ortschaftsrat Frommern segnet mehrere große Bauprojekte trotz teilweise vehementer Proteste von Anliegern ab

Balingen-Frommern. Was für ein Programm: Die Mitglieder des Frommerner Ortschaftsrats haben sich am Mittwochabend mit zahlreichen Bauvorhaben beschäftigt. Vier Baugesuchen gaben sie ihr Einvernehmen sowie einer Bauvoranfrage grundsätzlich grünes Licht – werden sie allesamt verwirklicht, entstehen im größten Balinger Teilort weitere rund 100 Wohneinheiten.

Bei allen Vorhaben handelt es sich um sogenannte Nachverdichtungenn, das heißt, dass sie nicht auf der grünen Wiese, sondern in bestehenden Wohnquartieren realisiert werden – was nicht immer auf die ungeteilte Zustimmung der Anlieger stößt.

Der bevorstehende Bauboom und damit der umstand, dass Frommern dadurch in absehbarer Zeit zahlreiche neue Einwohner gewinnen wird warf im Gremium auch die Frage auf, wie man in Sachen Infrastruktur Boom reagieren müsse. Zusätzliche Kindergartenplätze etwa seien wohl notwendig. Auf der anderen Seite wurde etwa geäußert dass Frommern dadurch gestärkt werde – und man insbesondere um das funktionierende Nahversorgungszentrum Buhren keine Sorgen haben müsse.

  Baugesuch Hesselbergstraße 26 und 28: Dieses Vorhaben beschäftigte das Gremium bereits mehrere Male, nun wurde ein Knopf drangemacht – bei 14 Ja- und vier Gegenstimmen: Entstehen sollen auf dem Doppelgrundstück nicht mehr drei, wie ursprünglich geplant, sondern zwei Mehrfamilienhäuser mit zusammen 18 Wohneinheiten und einer Tiefgarage. Das sogenannte Majewski-Gebäude soll zudem erhalten und neu genutzt werden. Susanne Demmer formulierte namens der Anwohner die weiter bestehenden massiven Bedenken: Die Mehrfamilienhäuser fügten sich nicht ins Wohngebiet ein, das Vorhaben entspreche zudem nicht dem Bebauungsplan. Ähnlich äußerte sich auch Ortschaftsrätin Ingrid Helber. Dazu meinte Baudezernent Michael Wagner, dass es mit dem Bebauungsplan vereinbar sei. Mit der Reduzierung auf zwei Gebäude habe man nach Verhandlungen mit dem Bauträger das "Maximum an Zugeständnissen" herausgeholt, sagte Ortschaftsrat Ulrich Teufel. Ortsvorsteher Stephan Reuß meinte, dass sich der Bauträger nun an die vom Ortschaftsrat aufgestellten Vorgaben halte – alles andere als die Zustimmung werde die Frage der Verlässlichkeit des Gremiums aufwerfen und möglicherweise eine Klage heraufbeschwören, die es zu vermeiden gelte.

  Baugesuch Odenwaldstraße 14: Auch gegen das dort geplante Vorhaben – zwei Mehrfamilienhäuser mit zusammen 14 Wohneinheiten samt Tiefgarage – gibt es massive Einwände der Nachbarn. So sagte Raimund Mantei, dass das Projekt zu massiv für die Wohngegend ausfalle und dass es wohl Verkehrsprobleme mit sich bringen werde. Auch mit diesem Vorhaben hatte sich das Frommerner Gremium bereits mehrmals beschäftigt, woraufhin auch hier Änderungen eingearbeitet wurden. Bei elf Zustimmungen, vier Gegenstimmen sowie drei Enthaltungen gab der Ortschaftsrat nun sein Einvernehmen – und dem Balinger Bauamt den Auftrag mit, dass die Verkehrssituation noch einmal besonders geprüft werden solle: Die Ausfahrt der Tiefgarage gegenüber dem Kindergarten und zudem an einer Engstelle der Odenwaldstraße müsse so gestaltet sein, dass dadurch keine Gefahrensituationen entstehen.

  Baugesuch Blumentalstraße: Mit breiter Mehrheit bei nur einer Gegenstimme hat der Ortschaftsrat diesem Projekt des Frommerner Architekten Hans Luippold grünes Licht gegeben. Entstehen soll ein Komplex mit Gewerbe- sowie 14 Wohneinheiten.

  Baugesuch Auf Kohl: Auch dort sollen nahe der Wendeplatte auf einem seit den 1980er-Jahren brachliegenden Grundstück Mehrfamilienhäuser entstehen. Vorgesehen sind drei Gebäude samt Tiefgarage: Die Erdgeschosse sind für Gewerbe vorgesehen, die beiden Obergeschosse jeweils für Wohnungen. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung gab das Gremium diesem Vorhaben ein breites Einvernehmen.

Bauvoranfrage Balinger Straße 31: Auf diesem Grundstück, wo bisher ein Einfamilienhaus steht, will ein Bauträger zwei Mehrfamilienhäuser – eines vier-, das andere dreigeschossig – mit zusammen 36 Wohneinheiten realisieren. Der Bebauungsplan muss dafür geändert werden, weil nach bestehendem Recht eigentlich nur Einfamilienhäuser möglich wären. Dem stimmte der Ortschaftsrat unisono zu und beauftragte damit das Balinger Bauamt. Das Vorhaben nahe dem Zentrum Buhren füge sich gut in die Umgebung ein, in der Nachbarschaft gebe es mehrere Mehrfamilienhäuser sowie das Hochhaus. Ortsvorsteher Reuß sagte, das Grundstück sei "prädestiniert" für Mehrfamilienhäuser.

  Baugesuch Waldstetter Straße 12: Diesem Vorhaben stand der Ortschaftsrat skeptisch gegenüber: Geplant ist dort ein Gebäude, wie es in der direkten Nachbarschaft schon gebaut wurde – ein "Zwilling", wie es Baudezernent Wagner formulierte. Gleichwohl lehnt das Gremium das Projekt ab, weil es in dem Bereich, für den kein Bebauungsplan vorliegt, grundsätzlichen Regelungsbedarf sieht, etwa was den verkehr und Parkplatzflächen angeht. All diese Fragen sollen nun über einen Bebauungsplan aufgearbeitet werden; das Baugesuch liegt damit vorerst auf Eis.

  Baugesuch Feuerwehrhaus Stockenhausen: Diesen Planungen stimmte der Ortschaftsrat einstimmig zu. Entstehen soll ein ebenso modernes wie funktionales Gebäude – wobei einige Ortschaftsräte meinte, dass es ihrer Meinung nach fast schon zu modern ausfalle. Derweil richtete Ortsvorsteher Reuß einen dringenden Appell an die Stadtverwaltung, spätestens zusammen mit dem Neubau des Feuerwehrhauses endlich auch die Sanierung des daneben befindlichen früheren Stockenhausener Rat- und Schulhauses anzugehen. Das Gebäude stehe unter Denkmalschutz, die Stadt Balingen habe die Verpflichtung, es in Schuss zu halten. Das historische Kleinod ist arg marode, durchs Dach regne es mittlerweile herein. Sollte es noch mehr verfallen und gar abgerissen werden müssen, dann wäre das für Stockenhausen der "Super-GAU".