Seit dieser Woche Geschlossen: die Bäckerei mit Café in der Friedrichstraße 47. Das Gebäude steht zum Verkauf. Foto: Hauser

Historisches Gebäude steht für 1,9 Millionen zum Verkauf. Mehrere Interessenten.

Balingen - Die Regale sind leer, die Türen zu. An der Tür zum Café hängt ein Zettel mit den Worten: "Donnerstag-Treff: Wir sind im Time Out, weil hier geschlossen ist." Die Bäckerei Gulde in der Balinger Friedrichstraße 47 ist seit Anfang November dicht.

Es ist eine weitere Filiale des insolventen Ofterdinger Unternehmens, die vorerst geschlossen ist. Das Haus mit Ladenlokal und sechs vermieteten Wohnungen wird bei "Immobilienscout24" vom Hechinger Immobilienmakler Heinz Kauth online für 1,9 Millionen Euro zum Kauf angeboten.

Die Filialschließungen waren im Zuge der Insolvenz unvermeidbar: Nach der Dußlinger Filiale waren zunächst die Dependencen in Frommern, im Ebinger Bahnhof und in Rottweil geschlossen worden. Die Bäckerei mit Café in der Friedrichstraße ist allerdings etwas Besonderes: Erst 2009 hatte der Ofterdinger Geschäftsmann Martin Gulde das geschichtsträchtige Haus erworben und umfassend saniert.

Plaketten erinnern an die Geschichte des alten Hauses

Oberhalb der Bäckerei mit Café wurden sechs Mietwohnungen eingerichtet. Im Zuge der Sanierung hatte das Haus eine Wärmedämmung und eine neue Heizanlage erhalten. Das Café entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt in der Innenstadt.

An der Fassade erinnern drei Plaketten an die Geschichte: Das imposante Haus in der Friedrichstraße war 1810, im Jahr nach dem verheerenden Stadtbrand, wieder aufgebaut worden. Im Hauswappen stand neben den Initialen "J.F." eine Brezel für das Bäckerhandwerk. 1959 wurde das Haus neu aufgebaut. Vorübergehend war das Haus Domizil der Commerzbank, später von Bürobedarf Jürgen Flatt.

Im September dieses Jahres hatte der 140 Jahre alte Ofterdinger Familienbetrieb beim Tübinger Amtsgericht Insolvenzantrag gestellt. Der Reutlinger Rechtsanwalt Jürgen Sulz wurde zum Insolvenzverwalter bestellt. Der Insolvenzantrag wurde begründet durch Marktveränderungen und besonders durch den Druck durch Tankstellen-Angebote sowie die Backstationen in Discountern und Supermärkten. Das Unternehmen habe mit seinen 30 Filialen nicht die Möglichkeit gehabt, sich in der notwendigen Geschwindigkeit den neuen Marktbedingungen anzupassen, hieß es in der Begründung. Deshalb hätten sich "Altlasten" angehäuft, die die Firma nicht mehr aus eigener Kraft abtragen konnte.

Für das Gebäude gibt es bereits mehrere Interessenten

Die 290 Mitarbeiter wurden umgehend informiert und bekamen für August, September und Oktober Insolvenzgeld. Einige von ihnen haben sich, wie zu vernehmen war, schon unmittelbar nach Bekanntwerden der Insolvenz "umorientiert".

Unklar war zunächst, wie es mit den 14 Filialen im Zollernalbkreis, unter anderem in Albstadt, Balingen, Bisingen, Burladingen, Haigerloch und Rangendingen, weitergehen sollte. Das Ofterdinger Unternehmen ging zunächst davon aus, dass der Geschäftsbetrieb aufgrund der hohen Akzeptanz der Firma weitergehen werde. Die beiden Zweigstellen in der Balinger Friedrichstraße mit ihren Cafés seien "Top-Filialen" in bester Lage, hatte es ursprünglich von Seiten des Unternehmens geheißen. Sie seien im Zuge der Schließungen nicht bedroht. Offenbar doch: Für das Café in der Friedrichstraße 47 kam zum Monatsanfang vorerst das Aus. Für das Gebäude in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes gebe es bereits mehrere Interessenten, sagt Insolvenzverwalter Jürgen Sulz im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Aber es ist noch nichts spruchreif." Vorerst sei geschlossen, aber es sei denkbar, dass die Bäckerei-Konditorei Gulde das Geschäft hier weiterführen werde.