Thomas Bareiß (oben links) mit seinen Gästen: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis (oben mitte), Horst Soulier (oben rechts), Gerhard Lutz (unten links), Nobert Lins (unten mitte) und Johannes Schwörer (unten rechts)Screenshots: Frey Foto: Schwarzwälder Bote

Debatte: Thomas Bareiß diskutiert auf Facebook über die katastrophale Preisentwicklung des beliebten Baustoffes

Die Holzpreise sind in diesen Zeiten jenseits von Gut und Böse. Es ist die Rede von einer Steigerung von bis zu 250 Prozent. Das stellt die Branche vor viele Probleme. Der CDU-Abgeordnete Thomas Bareiß hat mit Experten und Vertretern der Industrie darüber diskutiert.

Zollernalbkreis. Die Holzpreise explodieren und stellen die Branche vor große Herausforderungen. Grund genug für Thomas Bareiß, mit Experten und Betroffenen in einem Facebook-Livestream ins Gespräch zu kommen.

Seine Gäste an diesem Abend waren Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die größte private Waldbesitzerin Deutschlands, Norbert Lins, CDU-Europaabgeordneter und Vorsitzender des Agrar-Ausschusses im Europäischen Parlament, Johannes Schwörer, Geschäftsführer der Schwörer Haus KG, Horst Soulier von der Zimmerei Soulier in Balingen und Gerhard Lutz, Professor am Institut für Holzbau der Hochschule Biberach. Bei der etwa 90-minütigen Debatte schauten auf Facebook gut 220 Menschen zu.

Mehrere Faktoren haben zu dem massiven Preisanstieg geführt, waren sich die Teilnehmer einig: Zum einen das hohe Schadholzaufkommen der vergangenen Jahre. "Die Lage ist eine Katastrophe", meinte von Thurn und Taxis. Schwere Stürme, Hitze und Borkenkäferbefall hätten dafür gesorgt, dass die Qualität des Holzes stark gelitten habe und man nun zu "Schleuderpreisen" verkaufen müsse.

Lins ist der Auffassung, dass ein Exportverbot eher negative Auswirkungen hätte

Die hohen Preise ließen sich außerdem mit der global gestiegenen Nachfrage erklären, meinte Bareiß. Beispielsweise importierten die USA viel Holz aus Deutschland. Normalerweise werde dort viel Holz aus Kanada importiert, die Bestände wurden allerdings vom Bergkiefernkäfer zerstört, wußte Lins.

Letzterer sagte außerdem, dass ein Exportverbot die Situation vermutlich nicht entschärfen würde, sondern stattdessen negative Auswirkungen auf andere Handelssektoren hätte: "Ich glaube, ein Exportverbot wäre zu einfach gedacht."

Schwörer meinte, dass die derzeitigen Preise auch darauf zurückzuführen seien, dass viele Betriebe Holz "hamstern" würden. Diese "bescheuerten Hortungseffekte" würden den Markt noch weiter zerstören.

Das vermehrte Bauen mehrgeschossiger Häuser habe außerdem zu dem Problem beigetragen. Auch habe die Corona-Pandemie bedingt, dass viele Menschen sich in den Baumärkten mit Holz eindecken, um Projekte in Eigenregie durchzuführen.

Das Problem sei, dass Kunden bei Vertragsabschluss für ein Haus einen festen Preis unterschreiben. Wenn der Holzpreis dann massiv steige, würden die Betriebe auf den Kosten sitzen bleiben. "Die extremen Preissteigerungen stellen für uns ein Existenzproblem dar", warnte der Zimmerer Soulier.

Von Thurn und Taxis merkte mehrfach an, dass sie Angst vor der Umweltpolitik der Grünen habe: "Ich fürchte, dass die Grünen ein ›Disneyworld‹ wollen, in dem überhaupt kein Holz mehr geerntet werden darf." Die Umweltpolitik der CDU wäre Waldbesitzerinnen wie ihr dagegen viel lieber, so die konservative Adelige.

Kurzfristig Sonderkontingente an Holz freizugeben könnte das Problem entschärfen

Darüber hinaus kritisierte sie das Forstschäden-Ausgleichsgesetz, welches festlege, dass nur maximal 85 Prozent der normalen Einschlagsmenge geerntet werden dürfe. Sie machte sich stark dafür, dass das "Tabu für die Fremdhölzer fallen soll".

Lins sprach sich dafür aus, "ideologiefreie Debatten" zu führen. Er war bei den baden-württembergischen Koalitionsverhandlung dabei und sagte, dass viele Grüne der Auffassung seien, dass man den Wald sich selbst überlassen solle. Seine Partei, die CDU, würde allerdings den Ansatz verfolgen, dass ein bewirtschafteter Wald klimafreundlicher sei.

Lutz und Soulier brachten die Idee ins Spiel, kurzfristig Sonderkontingente an Holz freizugeben, damit ein gewisser "Materialfluss" den Holzmarkt wieder stabilisieren könnte und dem "Hamstern" entgegenwirke.