Wann der HBW Balingen-Weilstetten (im Bild Jona Schoch) wieder vor prall gefüllten Zuschauerrängen in der SparkassenArena spielen kann, ist derzeit noch ungewiss. Der Handball-Bundesligist hofft und setzt auf die Solidarität seiner Fans und Sponsoren, damit der Verein nicht in finanzielle Schieflage gerät. Foto: Kara

Corona-Krise bedroht auch hiesige Teams. Nachbarschaftshilfe und Unterstützer-Tickets der TSG-Fußballer.

Balingen - Der Trainings- und Ligabetrieb ruht aufgrund des Coronavirus derzeit in allen Sportarten, hinter den Kulissen geht es aber richtig rund. Denn es ist noch ungewiss, ob überhaupt die Saison zu Ende gespielt werden kann. Die Vereine geraten zudem finanziell unter Druck.

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"Stand heute ist, dass wir einfach noch nicht wissen, wann und wie es weitergeht", sagt Wolfgang Strobel, Geschäftsführer des HBW Balingen-Weilstetten. Noch sei die Saison nicht abgebrochen worden, die Verunsicherung bei allen Vereinen aber groß. "Ich stehe in engem Kontakt zu den Ligaverantwortlichen und zu anderen Vereinen, doch eine belastbare Aussage kann derzeit niemand treffen, dazu gibt es zu viele Unbekannte", sagt der Funktionär des Handball-Bundesligisten.

Entscheidung frühestens Ende April

Sicher ist derzeit nur eins: Bis 16. April sind die Sporthallen definitiv zu, das erste Ligaspiel könnte frühestens am 26. April stattfinden. "Das halte ich allerdings für unrealistisch", meint Strobel. Eine Entscheidung, ob vielleicht gar ein Abbruch der Saison droht, werde aber frühestens Ende April fallen. Bis dahin regiert die kollektive Unsicherheit.

Die Auswirkungen des Coronavirus bringen den HBW wie alle Sportvereine in finanzielle Bedrängnis. Gut 30 Prozent des rund drei Millionen Euro umfassenden Etats stammen aus Ticket- und Dauerkartenverkäufen – und die drohen für die letzten drei Heimspiele der aktuellen Saison flöten zu gehen. Schlimmer noch: Die wirtschaftliche Lage könnte Sponsoren dazu bewegen, ihr Engagement einzuschränken oder gar einzustellen. Diese Zuwendungen machen an die 60 Prozent des Gesamtetats beim HBW Balingen-Weilstetten aus.

"Wir haben treue Fans und tolle Sponsoren und Partner, bisher haben wir noch keine schlechten Nachrichten aus diesem Bereich erhalten – zum Glück", sagt der HBW-Geschäftsführer und appelliert: "Die Zukunft des Bundesligisten hängt von der Solidarität von Fans, Sponsoren, Funktionären und Spielern ab. Aber auch staatliche Unterstützung könnte helfen", meint Strobel mit Blick auf Kurzarbeitergeld.

Sponsoring muss wirtschaftlich verantwortbar sein

Einer der treuen Unterstützer des Balinger Handball-Bundesligisten ist Hans Schreyeck von der Albstädter Firma Playshoes. "Ich bin, wie viele andere hier in der Region auch, verrückt nach Handball", sagt Schreyeck, der auch einer der HBW-Gesellschafter ist. "Wir hoffen natürlich alle, dass uns unsere Sponsoren weiter unterstützen." Auch er habe die Auswirkungen der Corona-Krise bereits deutlich in seinem Unternehmen gespürt. "So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt", meint Schreyeck. Er habe daher Verständnis dafür, wenn es in nächster Zeit Veränderungen gebe. Schließlich müsse jedes Sponsoring auch wirtschaftlich erst einmal machbar und auch verantwortbar sein.

Dabei geht sein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus: "Ich bitte alle Sponsoren, den HBW und auch die anderen Vereine und Organisationen weiterhin zu unterstützen." Schließlich würde dort unter anderem auch wichtige Nachwuchsarbeit geleistet. "Ich werde auf alle Fälle solange es geht beim HBW voll dabei sein", betont der Albstädter und sieht bei der Bewältigung der Krise Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen in der Pflicht. "Die Pandemie zeigt uns auch auf, wie vernetzt und teilweise auch leichtsinnig wir heute sind", sagt Schreyeck und geht davon aus, dass wohl alle Menschen in nächster Zeit kleinere Brötchen backen müssten.

Auch TSG Balingen existenziell bedroht

Große Hilfsbereitschaft wird es nicht nur beim HBW Balingen-Weilstetten brauchen. Während beim Balinger Handball-Bundesligisten drei Heimspiele noch ausstehen, sind es bei den Regionalliga-Fußballern der TSG Balingen sechs – die Situation ist aber weitestgehend gleich. "Uns geht es wie allen anderen Vereinen auch, wir sind von dieser Krise existenziell bedroht", nimmt Jan Lindenmair kein Blatt vor den Mund. "Ohne Solidarität von Fans, Zuschauern, Spielern, Funktionären sowie ehrenamtlichen Unterstützern und Sponsoren werden wir es nicht schaffen", appelliert der Geschäftsführer der TSG-Abteilung. "Ansonsten haben wir keine Chance."

260 Kinder und Jugendliche trainieren normalerweise bei der TSG Balingen, von den beiden Aktivenmannschaft spielt die erste in der Regionalliga. "Das Besondere an der TSG ist, dass wir ohne Profispieler auskommen und versuchen, alles soweit wie möglich mit lokalen Kräften zu stemmen", so Lindenmair. "Bei jedem Heimspiel sind mehr als 100 Ehrenamtliche im Einsatz, wir haben echt eine tolle Truppe." Bis 21. April werde aber kein Ball auf dem grünen Rasen rollen, das sei sicher. Ob und wie es dann weitergehe, sei derzeit noch unklar. "Wir hängen komplett in der Luft", kritisiert Lindenmair den Verband, von dem er sich klarere Ansagen wünscht.

TSG-Nachbarschaftshilfe hat noch Kapazitäten frei

"Solidarität kann nur die Lösung sein", betont der Geschäftsführer der TSG-Fußballer, die mit gutem Beispiel vorangehen wollen. "Wir möchten unseren Beitrag in der Krise leisten und engagieren uns mit der TSG-Nachbarschaftshilfe für die Gemeinschaft", so Lindenmair. "Vereinsmitarbeiter und Freunde der TSG erledigen für zur Risikogruppe zählende ältere, kranke und bedürftige Personen Einkäufe – oder erledigen auch Botengänge, etwa zur Apotheke."

Neben den vier Mitarbeitern der TSG-Geschäftsstelle engagieren sich dabei auch die 25 Trainer und die 40 Spieler der ersten und zweiten Mannschaft. "Die Aktion ist gut angelaufen, wir haben aber noch Kapazitäten frei", ermutigt Lindenmair die hilfsbedürftigen Mitbürger mit dem Hinweis auf die Kontaktmöglichkeiten per Mail nachbarschaftshilfe@tsg-fussball.de oder Telefon 07433/9 55 88 96.

Um die finanziellen Einbußen aus den abgesagten Heimspielen zumindest etwas abzumildern, habe der Verein verschiedene Maßnahmen in die Wege geleitet. "Neben Einsparungen in allen Bereichen setzen wir auch verstärkt auf Spenden und Zuwendungen", erklärt Lindenmair. Eine neue Möglichkeit sind "Unterstützer-Tickets", die die TSG nun über den TSG-Online-Ticketshop anbietet. "Wir hoffen inständig auf regen Zuspruch unserer treuen Anhänger und Freunde", so Lindenmair, "denn ohne Solidarität gibt es keinen Fortbestand."