Der Hintergrund ist gelb, gleich wird ein Hallermännchen den Stromkasten in der Balinger Wilhelmstraße zieren – das haben sich die beiden Künstler Jens Rudischhauser und Jürgen Haller vorgenommen. Fotos: Thiercy Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Künstlerduo verschönert Stromkasten in der Wilhelmstraße / Himmelblau statt tristem Grau

"Ein Hallermännchen, was denn sonst?", sagt Jürgen Haller auf die Frage, womit er den Stromkasten in der Balinger Wilhelmstraße besprayen will. Sein Künstlerkollege Jens Rudischhauser schüttelt die Dose mit der Farbe. Sonnengelb und so fröhlich, wie die beiden selbst bei der Sache sind.

Balingen. "Der sieht ja aus wie ich!", beugt sich ein Nachbar vom Balkon und sieht den Männern bei der Arbeit zu, die für die beiden ein großer Spaß ist. Beide sind Künstler aus Leidenschaft und haben bereits einen Stromkasten in der Kameralamtstraße gemeinsam gestaltet.

"Eigentlich bin ich nur der Helfer", sagt Jens Rudischhauser. Der 20-jährige, der bis vor kurzem ein halbes Jahr in Afrika bei einem sozialen Projekt im Einsatz war, ist ein alter Hase in Sachen Stromkästen. Er ist von Anfang an bei der Stadtbild-Verschönerungsaktion mit an Bord.

Himmelblau. So soll der Sockel des tristgrauen Kastens werden, beschließt Jürgen Haller und sprüht drauf los. Jens Rudischhauser legt den Kopf schief. Schaut einen Moment auf das Unkraut, das an der Ecke aus dem Asphalt in die Sonne drängt. Er knickt einen Stängel ab, die Blätter werden spontan zu Schablonen für die Sprühfarbe.

Begleitet wird der 43-jährige Jürgen Haller von seiner Mutter Elvire. Die Erzingerin hat eine Mappe mit den neuesten Werken ihres Sohnes dabei. Haller hat sich in Balingen mit seinen geschnitzten und gedruckten Männchen einen Namen gemacht. Die "Hallermännchen" sind Kult. Aber: "Er entdeckt auch neue Motive", freut sich Elvire Haller.

Derzeit arbeitet ihr Sohn an einem Grabengel, plant eine eigene Ausstellung in Erzingen. "Seit wir bei Wolfgang Wiebe in der Kunstschule sind, ist Jürgen noch glücklicher", freut sie sich und lacht. Sie selbst wurde vom Lehrer zum Malen vergattert: "Einfach nur warten durfte ich nicht."

Anscheinende hat der Sohn das Talent von ihr geerbt, denn gleich das allererste Werk wurde in Winterlingen ausgestellt und auf mehrere hundert Euro taxiert. "Aber das", sagt Elvire Haller, "ist unverkäuflich".

Mutter und Sohn besuchen jeden Montag die Malklasse in Albstadt. Haller hat den Hund einer Freundin verewigt, einen Elefanten, alles in fröhlichen und kräftigen Farben. Und dazwischen immer wieder die einzigartigen Männchen, die zum Markenzeichen des Künstlers mit Down-Syndrom geworden sind.