Helga Zimmermann-Fütterer zu ihrem Entschluss, der Kommunalpolitik den Rücken zu kehren: "Wenn die 80 vorbei sind, ist irgendwann Schluss." Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Helga Zimmermann-Fütterer hält Rückschau auf 40 Jahre Kommunalpolitik: "Dabei hab ich viel gelernt"

Mit ihrem langen Namen bringt uns Helga Zimmermann-Fütterer immer wieder in Verlegenheit: Er passt in keine Schlagzeile. Und dabei wäre sie im Lauf ihrer kommunalpolitischen Karriere für einige Schlagzeilen gut gewesen. Nach 40 Jahren sagt die Grandseigneurin der Balinger SPD dem Kreistag und damit dem letzten Gremium Ade: "Ich hör’ auf, solange man mich noch vermisst", sagt sie.

Balingen-Frommern. Die Sache mit dem Namen? Sie lacht. Der sei auch ihr selbst zu lang. Am liebsten hätte sie ihren Mädchennamen behalten: Stingel. Aber damals, nach ihrer ersten Ehe, sei das nicht möglich gewesen.

Für Kommunalpolitik habe sie sich schon immer interessiert, sagt sie. Nach ihrer Lehre im Balinger Landratsamt habe sie sich im Ausgleichsamt um die Heimatvertriebenen gekümmert, um die Hausratsentschädigung und den Lastenausgleich. Auch eine Folge des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs. "Ohne den Hitler", sinniert sie, "hätten wir ein ganz anderes Deutschland." Ihre Mutter sei Kriegswitwe gewesen, in der Bundespolitik sei es damals um die Wiederaufrüstung der BRD gegangen, und um eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa. "Ich habe immer die SPD gewählt, mit mehr oder weniger Knurren."

25 Jahre lang hat sie das Wahlkreisbüro von Andreas von Bülow betreut. 1979 kandidierte sie zum ersten Mal für den Kreistag, ein Jahr später für den Balinger Gemeinderat. In beide Gremien schaffte sie es auf Anhieb. Auch auf der SPD-unabhängigen Liste für den Frommerner Ortschaftsrat war sie erfolgreich.

In den drei Gremien vertrat sie jahrzehntelang die Interessen der Bürger. Eine schöne Urkunde habe es für 30 Jahre im Kreistag gegeben: "Wir danken Helga Zimmermann-Fütterer für seine Arbeit...", steht darin. Die weibliche Form, sagt sie lachend, habe es auf den Vordrucken damals noch nicht gegeben. Ihre Verdienste um die Kommunalpolitik wurden mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Ehrenring der Stadt Balingen gewürdigt. "Über eine Dauerkarte fürs Freibad hätte ich mich auch gefreut."

Zweimal hat sie im Lauf der Jahre für den Bundestag kandidiert. Einmal habe sie sogar mehr Stimmen als der CDU-Kandidat bekommen, erinnert sie sich. Es sei eine Bestätigung für ihre Arbeit gewesen: "Da war ich schon stolz."

Was für sie wichtig war? Zum Beispiel, dass sie als Elternbeirätin ein Bürgerbegehren für den Bau der weiterführenden Schule in Frommern initiiert hat. "In vier Tagen hatten wir 4800 Unterschriften gesammelt." Wichtig ist ihr auch, dass das allgemein gelobte Müllkonzept des Landkreises auf ihre Anträge zurückgeht: "Ohne mich gäb’s das nicht." Und Energie sei ein wichtiges Thema gewesen. Im Stadtwerkeausschuss habe sie dazu viel Fachkompetenz erworben. Und Ökologie. "Das", erklärt sie, "was in Dotternhausen verbrannt wird, ist nicht falsch. Es muss nur richtig getrennt werden. Da steckt viel Energie drin."

Viele andere Dinge liegen ihr am Herzen. Zum Beispiel die Kindergarten-Öffnungszeiten: "Eine Katastrophe!" Und dass der Landkreis in den vergangenen 40 Jahren so wenig zusammengewachsen sei und es die "Kluft" zwischen Albstadt, Balingen und Hechingen weiterhin gibt. Balingen als Zentrum habe sich sehr gut entwickelt, Stadthalle, Hallenbad und Innenstadtsanierung seien richtig gewesen. Und schließlich gebe Balingen den anderen Mittelzentren auch etwas zurück. "Sehr seltsam" sei die Krankenhausdiskussion. Besser wäre der Standort für ein Zentralklinikum an der Oberen Breite gewesen, betont sie. Fußläufig vom Bahnhof zu erreichen. Aber ohne Anschluss der B 463 an die Hurdnagelstraße undenkbar.

Fraktionszwang habe es nie gegeben. Bei den Vorberatungen habe man einen Konsens gesucht. Aber oft sei sie auch ihren eigenen Weg gegangen. Zum Beispiel, als es um den Neubau von Pflanzen-Mauk ging: "Ich habe dagegen gestimmt, die Frauenliste hat sich komplett enthalten. Heute muss ich sagen, das Geschäft ist schon schön und gelungen." Bei Abstimmungen in einem Gremium müsse man Farbe bekennen. Enthalten dürfe man sich nie.

Nach ihrem Rückzug aus Ortschafts-, Stadt- und Kreisrat bleiben ihr die drei Vereine, die sie mit gegründet hat: der Bürgerverein, der Freundeskreis für Wohnungslose und die Seniorenhilfe Frommern. Und beim Zusammenstellen der Listen für Gemeinderat und Kreistag helfe sie noch mit: "Ich war gerne in der Kommunalpolitik", sagt sie. "Aber wenn die 80 vorbei sind, ist irgendwann Schluss."