Gelebte Ökumene: der katholische Kirchenchor Hausen a. T. bei seinem Auftritt in der evangelischen Medarduskirche. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Der katholische Kirchenchor aus Hausen a. T. gestaltet die Messliturgie in der Medarduskirche

Zweimal im Jahr wird in der Ostdorfer Medarduskirche ein Gottesdienst nach der evangelischen Messliturgie gefeiert. Am Wochenende ist diese rmusikalisch vom katholischen Kirchenchor Hausen am Tann gestaltet worden.

Balingen-Ostdorf. Zusammen mit Albert Wochner an der Orgel und unter der Leitung von Daria Pflumm in Vertretung von Chorleiter Winfried Neher wurde die 2003 erschienene "Missa Sancti Jacobi" von Stefan Trenner zur Aufführung brachte.

Zu Beginn erläuterte Pfarrer Johannes Hruby den Aufbau der Messe. Das "Kyrie" stehe stellvertretend für das christliche Gebet, das "Gloria" für die Größe Gottes. Das Glaubensbekenntnis, das "Credo", münde in das "Sanctus", in dem der Herr verherrlicht werde. Das "Benedictus" stehe für die Anbetung des Gottessohnes, während das "Agnus Dei" dessen Menschwerdung und späteren Kreuzestod thematisiere.

Das "Kyrie" der Trenner-Messe besticht durch eine eingängige Melodieführung mit prägnanter Rhythmik, die vom Kirchenchor exakt und schwungvoll vorgetragen wurde. Das "Gloria" mit seinem marschmäßigen Duktus enthält im Mittelteil Solostellen der einzelnen Stimmen, die von Alt, Sopran, Tenor und Bass mit nahtlosen Übergängen präsentiert wurden.

Das anschließende "Allegro" überrascht mit seinen harmonischen Wendungen und mündet in ein machtvolles "Amen". Daria Pflumm gestaltete es in einem langsameren Tempo und verlieh dem Stück dadurch eine besondere Eindringlichkeit. Als Credogesang präsentierte der Chor a capella den Titel "Jesus, an dich glaub’ ich" im Satz von Matthias Ankenbrandt, bei dem der Sopran mit kanonischen Einsätzen zum Gesamtchor kontrastiert und der vom Chor mit abgestufter Dynamik gestaltet wurde.

In seiner Predigt über die Verse sieben bis 13 aus dem 20. Kapitel des Buches "Jeremia" thematisierte Pfarrer Hruby den Unmut des Propheten über die erfahrene Verfolgung durch Glaubenskritiker. Zugleich schlug er den inhaltlichen Bogen zur Jakobus-Messe: Jakobus sei der erste Märtyrer unter den Aposteln und damit ebenfalls ein Beispiel für die Folgen der Christenverfolgung.

Wenn Berufung zum Außenseiter mache, sei es umso wichtiger, im Lob Gottes Trost und Kraft zu finden. Dieses wünschte er auch den drei Täuflingen, die im Rahmen des Gottesdienstes das Sakrament der Taufe erhielten.

Musikalisch wurde das Lob im "Sanctus" der Messe zum Ausdruck gebracht, in dem sich Chor und Orgel zu einem beeindruckenden Klangkörper vereinigten. Kontrastierend ruhig im Charakter ist das "Benedictus", bei dem der Chor durch ein zartes Piano eine andächtige Stimmung zauberte, um im anschließenden "Hosanna" erneut den Jubel des Glaubens zum Ausdruck zu bringen.

Das "Agnus Dei" Trenners erinnert an altkirchlichen Choralgesang und mündet in der bewegenden Friedensbitte "Dona nobis Pacem", die von Pfarrer Hruby mit dem anschließenden Segen erfüllt wurde. Albert Wochner beendete den Gottesdienst mit einem Nachspiel im Stil einer Bläserfanfare, bei der er der Weigel-Orgel monumentale Klänge entlockte.

Die vielen Zuhörer erlebten einen eindrucksvollen Auftritt, der dem Gottesdienst einen besonderen Rahmen verlieh und die Medarduskirche in einen Ort gelebter Ökumene verwandelte.