Kultur: Sorbisches National-Ensemble präsentiert in Balinger Stadthalle bunte Mischung
Balingen. Die Sorben sind eine ethnische Minderheit, deren Siedlungsgebiet die sächsische Oberlausitz im Städtedreieck Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda ist. 1952 wurde das Sorbische National-Ensemble gegründet, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die sorbische Kultur in den Bereichen Ballett, Chor und Orchester zu pflegen und zu bewahren.
Dass sich das Repertoire des Ensembles nicht nur auf die sorbische Volkskunst beschränkt, wurde beim Neujahrskonzert in der Balinger Stadthalle deutlich, in dem das Ensemble bekannte Melodien aus Operette und Musical präsentierte.
Das Orchester unter der temperamentvollen Leitung von Peter Biloen zeigte sich als galant und elegant aufspielender Klangkörper mit einem grazilen und transparenten Klang. Sinfonischen Klang bot das Orchester mit der Ouvertüre zur "Fledermaus" von Richard Strauss. Bei der anschließenden "Carmen-Fantasie" des spanischen Geigenvirtuosen und Komponisten Pablo de Sarasate zeigte der junge Konzertmeister des Orchesters Ling-Show Lee sein virtuoses Können auf der Solovioline und musizierte das technisch anspruchsvolle Werk mit spielerischer Leichtigkeit.
Beim "Mondscheinwalzer" aus der Musik zum Film "Zirkus" des russischen Komponisten Isaak Dunajewski wurde das Orchester zum Begleitensemble für die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts, bevor mit der "Tritsch-Tratsch-Polka" von Johann Strauss wieder ein populäres Orchesterstück folgte.
Die Gesangssolisten des Abends, der Bariton Jeeyoung Lim und die Sopranistin Derya Atakan, brillierten mit den Titeln "Es war einmal" aus Paul Linkes Operette "Im Reiche des Indra" und der "Lach-Arie" der Adele aus der Fledermaus von Johann Strauss, virtuos und mit viel Esprit vorgetragen von Derya Atakan. Nach dem Duett "Lippen schweigen" aus Franz Léhars Operette "Die lustige Witwe" verabschiedete sich das Orchester mit Musicalklängen in die Pause: Mit einem Medley aus Andrew Lloyd Webbers Musical "Evita" präsentierten sich die drei Tanzpaare des Balletts in einer schwungvollen und zugleich anmutigen Choreografie, während das Orchester mit Flügel, Schlagwerk und dominantem Bläserregister einen authentischen Musicalsound bot.
Schwungvoll tänzerisch ging es dann mit dem Ballett zur Ouvertüre zu "My Fair Lady" weiter, bevor das Orchester mit großer Spielfreude zwei sorbische Tänze aufführte, bei denen sich fröhlich tänzerische und gefühlvoll melancholische Phrasen abwechselten. Moderatorin Kristina Nerád führte unterhaltsam durch das Programm und verwandelte das Konzert durch ihre charmant vorgetragenen Andekdoten zu den einzelnen Komponisten in einen unterhaltsamen Show-Abend, der neben den akustischen Rafinessen der Vorträge durch die Ballettchoreografien von Mia Facchinelli und die Kostüme von Kathleen Grunau auch zur optischen Augenweide wurde.
Bekannte Soloarien und Duette aus "Carmen", "Der Troubadour" und dem Musical "Porgy and Bess" sowie Titel von Walzerkönig Johann Strauss machten den zweiten Konzertteil zu einem mitreißenden Potpourri populärer Melodien, die durch die mit großer Spielfreude vorgetragene Interpretation zu musikalischen und tänzerischen Kabinettstückchen wurden.
Humorvoll und gut gelaunt zeigte sich Dirigent Peter Biloen bei der "Pizzicato-Polka", ebenso wie beim Radetzky-Marsch als letzter von drei Zugaben. Orchester, Gesangssolisten und Ballett bewiesen eindrucksvoll, dass sie in unterschiedlichen musikalischen Genres zu Hause sind.
Das Publikum erlebte einen farbenfrohen und abwechslungsreichen Melodienreigen mit einer bunten Mischung aus zahlreichen Evergreens und auch weniger bekannten Kompositionen, mit der das sorbische Nationalensemble philharmonische Tonkunst, Volksmusik und beste Unterhaltung aus Oper, Operette und Musical verband.