Bevor es losgeht, wird im kleinen Becken geplanscht, und es werden die "Froschbewegungen" geübt. Fotos: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Tausende Kinder haben mittlerweile bei Gabriele Reinauer im Balinger Eyachbad schwimmen gelernt

"Lange Arme! Die Sonne geht auf!" Gabriele Reinauer steht am Beckenrand und macht die Bewegungen vor. Aufmerksam beobachtet sie ihre kleinen Zöglinge im großen Becken des Eyachbads. Seit vielen Jahren erteilt sie Kindern Schwimmunterricht, und ihre Kurse sind immer ausgebucht.

Balingen. Angefangen habe es als Hobby, erzählt die Balingerin, die man tagaus, tagein im Eyachbad antreffen kann. Eigentlich sei sie gelernte Damenschneiderin, verrät sie schmunzelnd. "Ganz früher" sei sie im Verein geschwommen. Damals, erinnert sie sich, sei man ins Wasser geworfen worden und sei "einfach geschwommen". So was sei heute undenkbar.

Als die eigenen beiden Kinder im Kindergartenalter waren, habe sie ihnen das Schwimmen beigebracht. Lange her: Mittlerweile sei der Sohn 30, die Tochter 24 Jahre alt, verrät sie.

Das habe damals so gut funktioniert und so viel Spaß gemacht, dass sie von anderen Eltern im Kindergarten gefragt worden sei, ob sie nicht auch deren Kinder unterrichten wolle. Sie sagte zu, und es stellte sich heraus, dass es genau das war, was sie immer schon gerne machen wollte. "So hat es sich allmählich entwickelt, und ich habe bei der Stadt ein Gewerbe angemeldet." Und im Balinger Schwimmbad sei man sehr hilfsbereit und entgegenkommend gewesen.

So lange die Kinder noch klein gewesen seien, habe sie es nur halbtags gemacht, aber es habe immer mehr Anfragen gegeben – auch von auswärts. Heute, sagt sie, unterrichte sie Kinder aus dem ganzen Zollernalbkreis und sogar darüber hinaus, aus Bodelshausen und Schwenningen.

Sie verteilt "Schwimmnudeln", bindet den Kindern Schwimmgürtel um, stopft ihnen kleine Schwimmhilfen in die Badehose: "Hauptsache, sie bleiben oben und schaffen ein paar Mal die Länge im großen Becken." Gabriele Reinauer läuft am Beckenrand nebenher und macht die Schwimmbewegungen vor: "Weit ausholen! Mit den Beinen wie ein Frosch!" Und dann wird gesprungen – und zwar ganz ohne Schwimmhilfe: Es stellt sich heraus, dass kein einziges Kind in der kleinen Gruppe es nicht schafft, aufzutauchen und das kurze Stück bis an den Beckenrand zu schwimmen.

Warum ihre Kurse so gefragt sind? Weil sie mit kleinen Gruppen arbeite, vermutet sie. Mit jeweils vier bis fünf Kindern, mehr nicht. Im Verein seien die Gruppen wesentlich größer, da bleibe weniger Zeit für den Einzelnen. Ein paar tausend Kinder haben mittlerweile unter ihrer Anleitung die Scheu vor dem nassen Element verloren, und das Schwimmen ist für sie etwas Selbstverständliches geworden. Zwischen 300 und 600 Kinder unterrichtet Gabriele Reinauer durchschnittlich im Jahr. "Bald jeder zweite Balinger hat bei mir schwimmen gelernt", meint sie lachend. Dass jemand es nicht lernt, das habe es noch nie gegeben. "Manch ein Kind braucht zwei Kurse, in seltenen Fällen auch drei." Aber am Ende könne jedes Kind schwimmen. Sogar einem Kind mit Down-Syndrom habe sie es beigebracht.

"Jetzt wird getaucht!", ruft sie den fünf Dreikäsehochs zu und verteilt bunte Gummiringe. Die sind schwerer als das Wasser und bleiben auf dem Boden des Beckens liegen. Die Kinder lassen sich nicht lange bitten: Kurz wird untergetaucht – und schon strecken sie stolz die Ringe in die Höhe. Ist doch einfach!