Auf orangefarbenem Kanapee unter Palmen (von links): Ulrich Klingler, Gordon McKechnie und Stefan Türke. Foto: Ungureanu

Vorbereitungen laufen seit einem Jahr: 15. Eigenproduktion der Stadthalle steht in Startlöchern.

Balingen - Die "Fledermaus" von Johann Strauss, 1874 uraufgeführt, gilt als Höhepunkt der Wiener Operette. Die Stadthalle bringt sie als 15. Eigenproduktion auf die Bühne – inszeniert von einem, der von Anfang an dabei ist: Gordon McKechnie von der Staatsoper Stuttgart.

1993 hatte er das populäre Stück schon einmal auf die Bretter der Balinger Stadthalle gebracht – was die Neuinszenierung nicht gerade einfacher machte, sagt McKechnie. "Operetten zu inszenieren ist mit am schwersten; sie müssen schön gesungen, schön gespielt und schön getanzt werden", sagt er. Ein Jahr habe die Vorbereitung gedauert, es galt, die Besetzung festzulegen. Souffleuse, Inspizient und Maskenbildner hat Ehefrau Antje McKechnie von der Stuttgarter Staatsoper engagiert, die Kostüme kommen ebenfalls von dort. "Die sind gar nicht so einfach zu bekommen, weil dort in Neuinszenierungen nur noch in Straßenkleidung gespielt wird", sagt Antje McKechnie.

Und dann galt es auch, Neues hineinzubringen, keine "Doublette" zu 1993 zu produzieren: "Den Ball bei Prinz Orlofsky haben wir aus dem Ballsaal in einen Palmengarten verlegt." Zusammen mit einem anderen, der von Anfang an dabei ist, dem Messeveranstalter und Bühnenbildner Stefan Türke, wurde eifrig getüftelt. "Der erste Anruf von Gordon kam aus Südfrankreich, als ich mit dem Mountainbike auf der Alb unterwegs war", erinnert sich Türke schmunzelnd.

"Irgendwie unglücklich, voller Sehnsucht nach Abenteuer"

Bei der ersten Inszenierung habe er für das Bühnenbild Wände eingezogen, Tapeten geklebt, Türen eingebaut – jetzt habe er den größten Teil mit Digitaldruck gestaltet. Außer den Palmengarten, räumt er ein und erzählt von einer langen Suche nach der geeigneten Vorlage, die er schließlich im Internet gefunden und entsprechend verfremdet habe. Diskussionen habe es gegeben rund um den überdimensionalen Fingerabdruck im dritten Akt, der bekanntlich im Gefängnis spielt. Schließlich seien aber auch die Ankündigungsplakate mit diesem Fingerabdruck gestaltet worden. Und die Wände im Gefängnis seien schräg, "weil das ganze Stück schräg ist und sich erst am Ende aufklärt, wer wer ist", sagt McKechnie. Eigentlich seien die ganzen Gestalten "irgendwie unglücklich, voller Sehnsucht nach Abenteuer".

Stadthallen-Chef Ulrich Klingler fügt hinzu, dass es bei einer so bekannten Operette wichtig sei, die Rollen mit Leuten zu besetzen, die einander gut kennen, die "in die Eigenproduktionsfamilie hineinpasse". Das sei hier weitgehend gelungen. Mehr noch: In diesem Jahr habe die Besetzung einen "regionalen Touch": Mit dabei ist Nathalie Karl aus Grosselfingen, in Balingen groß geworden, die mittlerweile eine "Diva" sei. Carla Frick aus Onstmettingen wurde entdeckt, als die Stadthalle den "Vogelhändler" inszenierte, und Paula Kling aus Tübingen sei ebenfalls ein "Glücksgriff".

Was die Kosten einer solchen Eigenproduktion betrifft, müsste man den doppelten Eintrittspreis verlangen und dreimal volles Haus haben, um kostendeckend zu arbeiten. "Ohne unsere Sponsoren und die Stadt im Hintergrund wäre es nicht machbar", sagt Klingler.

Noch etwas mehr als zwei Wochen, dann heißt es "Vorhang auf" für die neue Eigenproduktion der Stadthalle. Am 9., 10. und 11. November – jeweils ab 19 Uhr – sind die Aufführungen vorgesehen.

-  Karten gibt es noch für alle drei Abende an den Vorverkaufsstellen der Balinger Stadthalle.