Stefan Bantel zeigt auf die neue Niederlassung von Roller & Söhne in Weilstetten: Nach 130 Jahren zieht das Unternehmen aus der Balinger Innenstadt dorthin. Foto: Reich

Unternehmen verlegt nach 130 Jahren seinen Standort. Auf bisherigem Gelände entstehen Wohn- und Geschäftshäuser.

Balingen - Die Balinger Firma Roller & Söhne Antriebtechnik verlässt nach 130 Jahren ihren Standort an der Wilhelm-Kraut-Straße und zieht ins Industriegebiet "Rote Länder" in Weilstetten. Auf dem bisherigen Firmengelände sollen Wohn- und Geschäftshäuser entstehen.

Im Jahr 1889 gründete Christian Roller mit seinen Söhnen Julius und Josef die Firma Roller & Söhne in Balingen. Wurden zunächst Brauereimaschinen produziert, so wandelte sich der Betrieb im Laufe der Jahrzehnte zum Hersteller von Wälzlagern, Keil- und Zahnriemen, Rollenketten, Kupplungen, Dichtungstechnik, Pneumatikartikeln und vielem mehr für den Industriebedarf. Die Kunden der Firma kommen aus dem ganzen Zollernalbkreis.

Doch mit zunehmender Größe wurde die Situation am Standort beengter: Der Verkauf befindet sich in einem Gebäude, die Produktion verteilt sich auf zwei weitere Werkstätten, von denen die eine in einer Halle aus dem Jahr 1875 untergebracht ist.

Ein weiteres Problem ist die Verkehrssituation. Parkplätze sind in der Wilhelm-Kraut-Straße Mangelware, für Lastwagenfahrer ist das Rangieren zu den Werkstätten im Hinterhof so schwierig, dass schon Lieferanten ihre Brummis vor dem Haus stehen ließen und die Ware von dort entladen werden musste.

All das veranlasste Stefan Bantel, der das Familienunternehmen seit 2016 in sechster Generation führt, eine neue Halle zu bauen. Die Wahl fiel auf einen städtischen Bauplatz im Weilstetter Industriegebiet "Rote Länder". Dort entsteht momentan – gefördert vom Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum – eine moderne Produktionshalle samt Bürogebäude.

Auf 800 Quadratmetern werden dort künftig von den Mechanikern der Firma Wellen und Walzen hergestellt, Getriebe repariert und Gestelle zusammengeschweißt. In einem zweistöckigen Hochlager werden Ersatzteile vorgehalten, im angrenzenden Bürogebäude ist Platz für die Organisation des Unternehmens und einen Schauraum. Auf dem insgesamt 2800 Quadratmeter großen Firmanareal ist auch genügend Platz für Kundenparkplätze und Lastwagen der Lieferanten.

Die Arbeiten sind zurzeit in vollem Gange. Der Rohbau steht, die Fenster sind eingesetzt und an den Wänden prangt bereits das Firmenlogo. Bis Ende des Jahres rechnet Stefan Bantel damit, dass der neue Firmensitz bezugsfertig ist. Im Frühjahr soll es dann einen Tag der offenen Tür geben. Zudem ist momentan ein Onlineshop im Aufbau.

Derweil bedeutet der Umzug von Roller & Söhne nach Weilstetten einen Neuanfang für den bisherigen Standort an der Wilhelm-Kraut-Straße in Balingen: Mehrere Gebäude auch aus der Nachbarschaft, sowohl zur Straße hin wie auch im hinteren Bereich, sollen abgerissen werden. An deren Stelle will die Eigentümergemeinschaft zusammen mit einem externen Investor – Exklusiv Wohnbau – auf dem 3236 Quadratmeter großen Areal neue Gebäude mit bis zu 33 Wohn- sowie zwei Gewerbeeinheiten samt Tiefgarage errichten. Für die nördliche Wilhelm-Kraut-Straße, wo mehrere alte Gebäude stehen, wäre das in Richtung Innenstadt möglicherweise der Startschuss für eine weitergehende städtebauliche Aufhübschung.

Den Bebauungsplan hatte der Gemeinderat 2015 in die Wege geleitet; damals stand die Erweiterung von Roller & Söhne im Raum. Nun steht in den Gremien der Beschluss über die städtebauliche Konzeption mit den Neubauten – insbesondere deren Größe – zur Debatte. Erstmals beraten wird darüber in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Mittwoch, 18. September (17 Uhr, Rathaus); dabei wird auch ein Modell vorgestellt, das die Zukunft des Quartiers veranschaulicht.