Den Blick in die Zukunft gerichtet: Ernst Steidle. Foto: Maier

Baudezernent Ernst Steidle spricht nach dem Aus der Eyach-Arkaden über Wünsche und Konzepte auf dem Gelände.

Balingen - Wie geht es weiter auf dem Strasser-Areal? Das ist nach dem Aus für die Eyach-Arkaden eine derzeit in Balingen vieldiskutierte Frage. Baudezernent Ernst Steidle rät indes zu Gelassenheit und erklärt, warum das bisherige Konzept – insbesondere großflächiger Einzelhandel – für die nachhaltige Sicherung und Entwicklung des Einzelhandels- Standorts Innenstadt so wichtig wäre – zumal das Strasser-Areal in der Innenstadt für den Einzelhandel quasi das einzig verbleibende Baugebiet ist. 

Herr Steidle, die auf dem Strasser-Areal geplanten Eyach-Arkaden sind geplatzt. Schmerzt Sie das?

Selbstverständlich bin ich nicht erfreut darüber, dass das vom Gemeinderat einstimmig befürwortete Projekt letztendlich gescheitert ist am erklärten Willen eines Grundstücksnachbarn, das Projekt so lange über Widerspruchs- und Klageverfahren zu blockieren, bis die zugesicherten Fristen in den Mietverträgen der Handelsunternehmen abgelaufen sind. Allerdings ändert das nichts daran, dass über einen rechtskräftigen Bebauungsplan gesichert ist, dass ein inhaltlich und qualitativ vergleichbares Projekt auf dem Grundstück jederzeit realisiert werden kann. In gewisser Weise bin ich aber auch gelöst, dass wir unser Vertragsverhältnis mit dem Investor so gestaltet hatten, dass dieser nach Rückzug von Media-Markt und New Yorker jetzt nicht gegen den Willen von Gemeinderat, Verwaltung und Öffentlichkeit ein Projekt erzwingen kann, das den formulierten Zielen unserer Stadtentwicklung entgegenlaufen würde. 

Das bisherige Konzept sah vor: Handel, Dienstleistungen und Wohnen. Soll es damit weitergehen?

Wir haben in den zurückliegenden 25 Jahren auf der Basis der vom Gemeinderat verabschiedeten und mehrmals bestätigten Einzelhandelskonzeption die Innenstadt zu einem in der Region herausragenden Einkaufsmittelpunkt entwickelt. Inzwischen werden wir aber immer wieder und verstärkt darauf angesprochen, dass bestimmte großflächige Handelssegmente, denken Sie an einen großen Drogeriemarkt oder die angesagten Labels für junge und kostengünstige Mode, in Balingen fehlen und diese sehr vermisst werden. Die aktuellen Kennzahlen des Einzelhandels zeigen auch deutlich, dass uns dadurch erstmals wieder und tendenziell zunehmend Kaufkraft verloren geht an benachbarte Zentren. Dieser großflächige Einzelhandel kann sich aber innerhalb des historischen Stadtzentrums wegen der dort kleinparzellierten Grundstücks- und Gebäudestruktur nicht ansiedeln. Es war deshalb seit vielen Jahren unsere Strategie, diese Einzelhandelsergänzungen in unmittelbarerem Anschluss und mit attraktiver Verknüpfung an die Stadtmitte anzusiedeln, um damit das Handels- und Dienstleistungsangebot der Innenstadt nachhaltig zu stärken. 

Was sagen Sie zum Wunsch nach günstigem Wohnraum auf dem Strasser-Areal?

Das ist ein guter, ein legitimer Wunsch. Das Nutzungskonzept des Investors sah übrigens ja auch den Bau von 29 Wohnungen vor, darunter durchaus auch Mietwohnungen. Das Grundstück jetzt ausschließlich dem Wohnungsbau zu widmen, hielte ich allerdings für falsch. Wir würden damit das Konzept aufgeben, den Einzelhandelsstandort Innenstadt durch einige wenige großflächige Ergänzungssortimente weiter zu entwickeln. Ein vergleichbar nahe an der Stadtmitte und dem Marktplatz gelegenes Grundstück mit der notwendigen Flächenausprägung und besten Standortqualitäten gibt es nicht. Für stadtnahes Wohnen sehe ich durchaus auch andere sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten. 

Wie geht es auf dem Gelände nun weiter? Was halten Sie vom Vorschlag der Grünen, einen Beirat zu installieren, über den die Balinger an den Planungen beteiligt werden?

Das entscheide nicht ich, sondern der Gemeinderat. Ich empfehle, dass wir uns mit der Entscheidung über das weitere Vorgehen nicht unter Druck setzen lassen sollten. Wir sind in der komfortablen Situation, dass uns als Stadt das Grundstück gehört und wir frei sind, nach einer gründlichen Analyse, möglicherweise gerne auch über ein Wettbewerbsverfahren, ein vergleichbar attraktives Konzept zu entwickeln.