Die Arkaden sind gestrichen. Die Investoren haben sich von dem Projekt zurückgezogen. Foto: Archiv

Investoren blasen Projekt auf Strasser-Gelände ab. Juristische Verzögerung bringt Vorhaben letztlich zu Fall.

Balingen - Die auf dem Strasser-Areal in Balingen geplanten Eyach-Arkaden werden nicht gebaut. Die Investorengemeinschaft – Activ-Group und Wohnbau Balingen – ziehen sich von dem Projekt zurück, wie sie gestern mitteilten.

Für die Investoren, die Stadt und die Kommunalpolitik ist diese Entscheidung ein Debakel: Der Versuch ist gescheitert, ein städtebaulich wichtiges Vorhaben in prominenter Lage auf einem lange Jahre als Brache darniederliegenden Grundstück zu verwirklichen.

Rund drei Jahre lang war das Projekt Eyach-Arkaden geplant und entwickelt worden. Entstehen sollte in unmittelbarer Nähe zur Balinger Innenstadt ein Einkaufs-, Wohn- und Dienstleistungskomplex auf einer Grundfläche von rund 5000 Quadratmetern. Letztlich zu Fall gebracht hat die Eyach-Arkaden ein Anwohner: Stefan Burghard.

Burghard wohnt mit seiner Familie im Roßnägele. Durch den geplanten großen Baukörper und den zunehmenden Verkehr, so seine Befürchtung, werde er massiv beeinträchtigt. Burghard ging juristisch gegen das Projekt vor. Zwar erhielten die Stadt und die Investoren in allen Instanzen Recht. Allerdings dauerte das so lange, dass die ursprünglich mit den gewerblichen Mietern vereinbarten Verträge überholt waren.

Im September dieses Jahres sollten die Geschäfte – im Gespräch waren unter anderem H&M, Media-Markt, Drogerie Müller – eröffnen. Erst im vergangenen Februar hatten die Investoren Rechtssicherheit. Sie hätten bauen können – mussten mit den potentiellen Mietern aber neu verhandeln. Genau deswegen hatte der Gemeinderat im Dezember 2013 die Frist bis Ende Juni verlängert, zu der die Investoren vom Kauf des Grundstücks zurücktreten können.

In diese Gespräche sei man "optimistisch" eingetreten, sagte Walter Zanker, Vorstand der Wohnbaugenossenschaft, gestern unserer Zeitung: "Wir dachten, wir kriegen das hin." Dieser Optimismus war aber recht schnell verflogen. Nach einzelnen Kündigungen erwiesen sich in den Verhandlungen insbesondere die Klauseln zur Handelsumfeldanbindung als Problem: Einige der gewerblichen Mieter hatten ihre Vertragsunterschrift an den Abschluss mit anderen gekoppelt. Erschwerend sei hinzugekommen, heißt es in der Erklärung der Investoren, dass beispielsweise Media-Markt und New Yorker "ihre strategischen Ausrichtungen in jüngerer Zeit geändert haben und konzeptionell am Markt anders auftreten".

Mit anderen Worten: Wichtige Mieter, so genannte Ankermieter, wollten nicht mehr in die Arkaden. Damit war das Projekt tot. Genau das sei in den vergangenen beiden Wochen überdeutlich geworden, so Zanker. Gemeinsam mit der Activ Group habe man erkannt, dass man "auf keinen grünen Zweig" mehr kommen werde. Statt die Ende Juni auslaufende Frist weiter auszunutzen, habe man beschlossen, "Tabula rasa" zu machen. Das sei ein "harter Rückschlag", so Zanker – auch finanziell: Rund 500 000 Euro hätten die Investoren in Planung und Entwicklung der Eyach-Arkaden gesteckt.

Das Vorhaben auf dem Gelände war das zweite dieser Planungsart. Vor der Activ-Group, die sich in Sachen Eyach-Arkaden um die gewerblichen Mieter kümmerte und maßgeblich, gemeinsam mit der Wohnbaugenossenschaft, für die Gestaltung zuständig war, hatte sich der Gewerbeentwickler HBB aus Lübeck vergeblich auf dem Strasser-Areal versucht. Nachdem nun auch die Arkaden abgeblasen sind, lautet die große Frage: Wie weiter? Oberbürgermeister Helmut Reitemann sagte gestern, dass für ihn nun die Devise "Jetzt erst recht" gelte.

Kommentar: Herbe Schlappe

Von Steffen Maier

Drei Jahre Planung, Kosten in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro – alles für die Katz. Die Eyach-Arkaden kommen nicht. Für die Investoren ist das eine herbe Schlappe, eine mindestens ebenso herbe wie für die Stadt. Das Strasser-Areal – ein wahres Filetstück in unmittelbarer Nähe zur Balinger Innenstadt – ist schon seit zwei Jahrzehnten eine Brache. Nach dem abermaligen Rückzug eines Gewerbeentwicklers bleibt das rund 5000 Quadratmeter große Gelände genau das wohl auch erst einmal weiter. Wenigstens, könnte man anmerken, ist das Grundstück mittlerweile so weit aufgeräumt, wenigstens sind die Gebäude abgerissen. Ein neuer Investor hätte freie Bahn. Aber wer soll das sein? Das Gelände ist mittlerweile buchstäblich verbrannte Erde – und es ist die große und spannende Frage, ob sich noch einmal jemand herantraut.