Auf dem Weg in die Stadthalle: Harald Merz (links) und Roland Harter tragen das 40 Kilogramm schwere Modell der Eyach-Arkaden in den Großen Saal. Dort hat gestern der Gemeinderat grünes Licht für das weitere Bauverfahren gegeben. Foto: Maier

Gemeinderat segnet Bebauungsplan ab. Flächen fast komplett vermarktet. Anwohner hat Bedenken.

Balingen - Die Eyach-Arkaden haben am Dienstag einen weiteren wichtigen Schritt nach vorn gemacht. Der Gemeinderat gab grünes Licht für den Bebauungsplan – einerseits einstimmig, andererseits in dem Bewusstsein, dass sich Anwohner an dem Großprojekt reiben.

Helga Zimmermann-Fütterer sagte, dass das Gremium oft Entscheidungen treffe und dabei das Große und Ganze im Blick habe – dass diese Entscheidungen aber eben auch oft Einzelnen weh täten. Einzelne: Einer davon ist Stefan Burghard, der im Roßnägele wohnt, also unmittelbar neben dem geplanten Neubau. Er meldet erhebliche Bedenken an.

Die Eyach-Arkaden, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite direkt vor sein Wohnhaus gebaut werden sollen, seien mit 110 Meter Länge und einer Höhe von stellenweise 17 Metern erdrückend, nicht zumutbar, passten nicht zum Wohn-Mischgebiet Roßnägele; der durch die Ansiedlung der großen Gewerbeflächen (siehe Info) zu erwartende zunehmende Verkehr bringe außerdem enorme Belastungen mit sich.

Bereits vor dem Auslegungsbeschluss gestern hatte die Stadt Stellungnahmen und Anregungen von Behörden und auch einige Balinger erhalten; Burghards Bedenken werden nun im weiteren Verfahren geprüft. Zudem wird der Bebauungsplan demnächst öffentlich ausgelegt, jedermann kann weitere Stellungnahmen abgeben.

Dass trotz der Einstimmigkeit für das Projekt auch einige Gemeinderäte noch Wünsche haben, das zeigte die Debatte gestern. Rainer Heinz (SPD) mahnte eindringlich eine ansprechende Gestaltung der Fassade gen Osten, in Richtung der Straße Im Roßnägele, an. Diese solle nicht Rückseite der Eyach-Arkaden, sondern die Vorderseite für die Roßnägeler sein. Geplant sei, sie zu begrünen; dies geschehe mit einem bewässerten Wandsystem, wie Baudezernent Ernst Steidle sagte. Conny Richter (Grüne) bedauerte erneut, dass für die Stadtbücherei in dem Arkaden-Komplex kein Platz sei.

Gesunder Branchen-Mix

Läuft das weitere Verfahren glatt, dann könnte der Neubau im Oktober planerisch in trockenen Tüchern sein, wie Baudezernent Steidle sagte. Die bisherigen Strasser-Gebäude würden dann Ende des Jahres abgerissen, Anfang 2013 entstünden binnen eines Jahres die Eyach-Arkaden. Elmar Nothelfer von der Activ Group, zusammen mit der Balinger Wohnbaugenossenschaft Investor, sprach von einem gewerblich wie städtebaulich "attraktiven neuen Magneten". Jürgen Dittus, Architekt der Werkgruppe Lahr, hob neben dem "gesunden Branchen-Mix" die "tolle Eyachpromenade" hervor.

110 Meter lang, stellenweise 17 Meter hoch – und jede Menge Platz: Die Eyach-Arkaden sollen von 2014 an Handel und Wohnraum unter einem Dach haben.

Über der Tiefgarage mit rund 200 Plätzen sollen sich auf vier Stockwerken die Eyach-Arkaden erheben. Für Handel und Gewerbe stehen im Erd- und im ersten Obergeschoss 6500 Quadratmeter zur Verfügung. Vorgesehen sind ein Textilmarkt (dem Vernehmen nach H&M) mit 1700 Quadratmetern, die Drogeriemarktkette Müller (1900 qm), New Yorker (800 qm), My Shoes (180 qm), sowie ein Elektronikfachmarkt (wohl MediaMarkt, 1700 qm). Dazu kommen zur Stingstraße hin sowie in Richtung Zollernschloss zwei Gastronomiebetriebe im Erdgeschoss. Im zweiten und dritten Obergeschoss, die abgestuft über dem nördlichen Gebäudeteil errichtet werden, plant die Wohnbaugenossenschaft auf einer Fläche von 2900 Quadratmetern insgesamt 29 Wohnungen; dazu kommen rund 1500 Quadratmeter Fläche für Büros und Praxen.

Zur Eyach und damit in Richtung Innenstadt werden ein Arkadengang sowie ein Fuß- und Radweg angelegt.