Gedenkstätte auf dem Pfad der Erinnerung bei Dormettingen: Die verrostete Lore und der Ölschiefer erinnern an ein finsteres Kapitel der Geschichte. Archiv-Foto: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Deutsch-französische Vermittlungsarbeit gewürdigt

Zollernalbkreis. Die Gedenkstätten des ehemaligen Konzentrationslager-Komplexes Natzweiler-Struthof sind am Montagabend im bulgarischen Plovdiv mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet worden. Zu den zwölf baden-württembergischen Gedenkstätten an den Außenlager-Standorten des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof gehören die ehemaligen Arbeitslager des "Unternehmens Wüste" im Zollernalbkreis – Schömberg, Schörzingen, Frommern, Erzingen, Bisingen, Dautmergen und Dormettingen. Mit ausgezeichnet für die gemeinsame grenzüberschreitende Vermittlungsarbeit wurden die Gedenkstätten am Hauptlagerstandort und in zwei weiteren Außenlagern auf französischem Staatsgebiet.

Die Auszeichnung zeige die immense Bedeutung der Gedenkstättenarbeit für die Völkerverständigung und die Stärkung gemeinsamer Werte in Europa, sagt die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Sie erkenne "in wunderbarer Weise die großartige Vermittlungsarbeit" an, die seit vielen Jahren in den Gedenkstätten geleistet werde.

Am Antragsverfahren waren auf baden-württembergischer Seite neben dem Wirtschaftsministerium der im Wesentlichen ehrenamtlich getragene Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler, die Landeszentrale für politische Bildung und das Landesamt für Denkmalpflege beteiligt, auf französischer Seite das Kulturministerium, das Ministerium der Streitkräfte sowie das Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers am Hauptlager-Standort Natzweiler-Struthof. "Nur durch die hervorragende grenzüberschreitende Zusammenarbeit war der gemeinsame Antrag schließlich von Erfolg gekrönt", betont die Ministerin.

In den kommenden Jahren wollen sich die ausgezeichneten Gedenkstätten enger vernetzen und die europäische Dimension der Lagerstandorte verstärkt in den Fokus rücken. Geplant sind unter anderem ein gemeinsames Internetportal, grenzüberschreitende Vermittlungsprojekte insbesondere für Schulklassen, und das mehrsprachige Angebot an den Standorten zu erweitern. Das Ziel ist es, die grenzübergreifende Erinnerungs- und Friedensarbeit der heutigen Gedenkstätten nachhaltig zu verankern.

Mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel werden Stätten ausgezeichnet, die einen bedeutenden symbolischen europäischen Wert haben und die die gemeinsame Geschichte Europas, den Aufbau der Europäischen Union sowie die europäischen Werte und die Menschenrechte hervorheben, welche das Fundament der europäischen Integration bilden. Von 25 Bewerbern im aktuellen Auswahlverfahren haben neun das Siegel bekommen. Damit steigt die Zahl der mit dem Siegel ausgezeichneten europäischen Stätten auf insgesamt 38.