Das Ärzteteam in der Schwerpunktambulanz um Daniel Urban (links). Foto: Privat

Zahlreiche Menschen nutzen bereits am ersten Öffnungstag neues Angebot in Balinger SparkassenArena.

Zollernalbkreis - Es ist Montagmorgen, kurz nach neun Uhr. Auf dem Parkplatz der SparkassenArena ist einiges los: Die Corona-Schwerpunktambulanz nimmt ihren Betrieb auf. Dort bekommen Menschen mit Symptomen einer Coronavirus-Erkrankung unkomplizierte Hilfe – und Gewissheit.

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Wer den Verdacht hat, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, findet hier direkt die richtigen Ansprechpartner. Der Besuch beim eigenen Hausarzt wird damit obsolet. Dadurch sollen die niedergelassenen Ärzte entlastet werden und die betroffenen Personen schnellere Hilfe bekommen. Anmeldungen sind nicht notwendig – einfach vorbeikommen und sich durchchecken lassen. Genau das nutzen zum Start am Montag viele.

Bereits eine halbe Stunde vor dem offiziellen Start waren die ersten besorgten Bürger vor Ort. Ein Fahrzeug nach dem anderen fährt auf das Gelände. Mal kommen drei Autos kurz nacheinander, dann ist ein paar Minuten auch mal nichts los. Aufregung bei den Beteiligten? Fehlanzeige.

Die Fahrzeuge folgen dem ausgeschilderten Weg und fahren zum östlichen Rand des Geländes. Dort stehen bereits kurz nach der Öffnung der Ambulanz rund ein Dutzend Autos. Die Fahrer warten geduldig in ihren warmen Fahrzeugen, bis sie an der Reihe sind. Ein weiterer Helfer signalisiert mit seiner Verkehrskelle, wann der nächste Fahrer in die Ambulanz kann. Dort werden den ganzen Tag über Menschen mit Corona-Symptomen aufgenommen und untersucht.

An der Zufahrt zum Areal steht ein Mann, dick eingepackt, die Kapuze seines Hoodies über den Kopf gezogen. Seine Hände stecken in wärmenden Handschuhen, bei dem eisigen Wind auch bitter nötig. Und natürlich darf auch der Mundschutz nicht fehlen, so wie bei allen anderen Mitarbeitern, die bei der Corona-Schwerpunktambulanz in Balingen an diesem Morgen ihren Dienst versehen.

Begrüßung direkt an der Parkplatz-Einfahrt

Der Einweiser kennt sich auf dem Gelände bestens aus. Er sei schon oft als Helfer beim HBW Balingen-Weilstetten im Einsatz gewesen, erzählt er. Nun habe er sich freiwillig gemeldet, um bei der Versorgung von Corona-Patienten sein Scherflein beizutragen. "Diese Pandemie geht uns alle an“, sagt er "Ich habe die nötige Zeit und möchte helfen", sagt er – und tut es auch. Jedes Fahrzeug muss bei ihm anhalten. Er erklärt den Fahrern, wie es dann weitergeht. Die ersten warmen Worte an diesem eisigen Morgen. Für die Menschen, die aufgrund von Corona-Symptomen den Weg in den Balinger Süden gefunden haben, ein erster wichtiger Schritt zur Gewissheit.

Wie es dann weitergeht, hängt von der Anamnese ab. Die erheben der Balinger Internist Daniel Urban und seine Kollegin Ivana Roso zusammen mit Mitarbeitern aus der Gemeinschaftspraxis Triebener-Windrich/Urban sowie an die 20 Medizinstudenten.

Nach dem ersten Tag zieht Daniel Urban als Leiter der Ambulanz ein positives Fazit: Das neue Angebot komme ganz offensichtlich gut an. Viele Menschen seien auf Anraten ihrer Hausärzte in der SparkassenArena vorstellig geworden. Das zeige, dass das Konzept aufgegriffen werde, dass die niedergelassenen Ärzte entlastet würden und sich auf andere, ebenfalls akute Krankheiten konzentrieren könnten. Die Patienten seien, so Urban weiter, geduldig, zufrieden und einfach froh darüber gewesen, dass sie in der "Hölle Süd", wie die Arena von Handballfans genannt wird, umfassende Beratung und Versorgung in Sachen Corona erhalten. Er habe das Gefühl, dass viele einfach nur glücklich gewesen seien, solch eine zentrale Anlaufstelle zu haben.

Erfreulicherweise habe, sagt der Mediziner weiter, von seiner und der Seite seines Teams alles wie am Schnürchen geklappt, auch die IT lief reibungslos. "Der Start der Schwerpunktambulanz ist auf jeden Fall geglückt", sagte ein froher, wenn auch hörbar erschöpfter Urban am Montagabend unserer Zeitung. So könne es weitergehen.

Insgesamt wurden nach Urbans Angaben am Montag 197 Menschen in der Arena vorstellig, die den Verdacht haben, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Einen Patienten habe man direkt ins Krankenhaus weitergeleitet, bei 110 Menschen hätten er und sein Team Abstriche in die Wege geleitet, um Gewissheit zu erlangen.

Bis zu 300 Personen am Tag schaffbar

Zur Frage, wem die Ambulanz offensteht, äußerte sich Urban am Montag differenziert: Grundsätzlich habe man den Versorgungsauftrag für die Bevölkerung des Zollernalbkreises. Doch nicht nur Menschen von hier, sondern auch aus anderen Landkreisen wurden am Montag vorstellig und ließen sich durchchecken. Ist das ein Problem? Nein, meint Urban, zumindest noch nicht: Man werde niemanden wegschicken, der Hilfe brauche, und solange keine strenge Reglementierung einführen, ehe nicht die Kapazitätsgrenze der Schwerpunktambulanz erreicht sei. Nach den Erfahrungen am Montag könne man im Extremfall bis zu 50 Patienten pro Stunde versorgen – also rund 300 am Tag.

Die Corona-Schwerpunktambulanz ist Teil der umfassenden Struktur, die der Landkreis, das Zollernalb-Klinikum, das DRK und nun auch auf Initiative von Daniel Urban die Hausärzte mit Blick auf die Auswirkungen des Coronavirus in Balingen für den gesamten Zollernalbkreis geschaffen haben. Nebenan auf dem Balinger Messegelände ist das Testzentrum in Betrieb, dort nehmen Mitarbeiter des DRK Abstriche. Unweit davon, in der Kreissporthalle sowie an der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule, ist die "Corona-Station", ein Not-Lazarett, eingerichtet, wo bis zu 500 Patienten aufgenommen werden können, wenn die Kapazitäten des Krankenhauses nicht mehr ausreichen.

  Die Schwerpunktambulanz in der SparkassenArena ist montags bis freitags täglich von 9 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet.